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Gruppen: AB und BC, AB und AC oder endlich BC und AC, mit Rücksicht
auf die diesen Seiten gegenüber liegenden Winkel, da jede dieser Verbin
dungen für die Auflösung gleichberechtigt ist, wenigstens theoretisch; praktisch
freilich nicht immer, wie schon die Durchsicht der Figurentafel aus den mehr
oder weniger sicheren Schnittpunkten erkennen läfst. Ferner ergiebt sich
daraus, wie der Hülfspunkt zu verlegen ist, wenn er bei einer Konstruktion
sich gar zu weit von dem Verbindungspunkto entfernt; auch ohne nach Bessel’s
Vorschlag einen Theil der Figur mittelst einer Parallel-Linie in diesem Falle
zu verkleinern. Zur deutlichen Anwendung auf einen bestimmten Fall ist für
diese Figuren das Beispiel aus Kästner’s Georn. Abh., Th. I, Göttingen 1790,
pag. 395 gewählt:
AB = 400, BC —500, Winkel ABC = 100°; A DJB — a — 48°, BDC = /ï=80 o ,
in der Voraussetzung, dafs der Punkt B jenseits der Linie AC vom Beobachter
liegt. Die drei gesuchten Entfernungen werden nach Kästuer’s Berechnung:
AD —505,0: BD = 476,3; CD = 255,8.
Schliefslich verdient cs noch erwähnt zu werden, dafs, im Fall der
Colliu’sche Hülfspunkt (H) bei der Pothenot’schen Aufgabe über das Papier
hinaus fällt, die Verkleinerung der Figur oft vermieden werden kann durch das
Verfahren der „Geometrie des Lineals“ (géométrie de la règle), wie Brianchon* 5 )
es gern nannte. Die Aufgabe ist dann also, zu zwei gegebenen geraden Linien,
deren Durchschnittspunkt über
das Papier hinausfällt, nach die
sem Punkte eine gerade Linie
durch einen gegebenen Punkt
(B) zu ziehen. Auf Grund der
Eigenschaften des vollständigen
Vierseits wird diese Aufgabe,
mittelst des Lineals allein, so
gelöst, dafs man den gegebenen
Punkt B zum Schnittpunkte zweier
willkürlichen Diagonalen macht,
während die verlängerten Seiten
sich in einem Punkte M schnei
den. Eine durch M gezogene
neue Transversale bildet dann ein zweites Viereck, dessen Diagonalen-Durch
schnitt mit B verbunden die verlangte Richtung angiebt. Das Verfahren bleibt
bekanntlich dasselbe, falls der gegebene Punkt B nicht zwischen den gegebenen
Geraden, sondern aufserhalb liegt, wenn man nur die verschiedenen Punkte der
vorigen Konstruktion mit bestimmten Buchstaben bezeichnet und dieselben in
gleicher Bedeutung auf den neuen Fall überträgt. Aber es kann sich doch
auch leicht in der Praxis treffen, dafs der Hülfspunkt M selbst wieder über
das Papier hinaus fällt, wo danu nichts anderes übrig bleibt, als durch B eine
beliebige Transversale bis zu den beiden gegebenen Geraden zu ziehen und
parallel mit der ersten eino zweite Transversale, letztere in demselben Ver-
hältnifs zu theilen, wie die erste durch B getheilt ist, so dafs die Verbindung
beider Thoilpunkto die gosuchte Richtung giebt.
Ein solcher Fall ist auch vorgekommen bei folgenden Peilungen an der
Kieler Föhrde, welche in diesem Sommer mit einer Schmalkalder'schen Bussole
ausgeführt wurden. Das kleine, leicht in der Tasche zu tragende Instrument
ist vormals von Mechanikus Filby in Hamburg auf meinen Wunsch angofertigt
worden, und seine Einrichtung weicht von der sonst bekannten nur darin ab,
dafs das Prisma und der Träger des Visirfadens ihre Plätze wechseln können,
wodurch der Fehler eiuer etwaigen Excentricität der Visirlinie eliminirt wird,
wenu man in beiden Lagen des Instrumentes beobachtet hat. Die 3 gepeilten
Gegenstände waren der Thurm der Marinekirche (A), der Aussichts-Thurm auf
Schrevenborn (B) und der Leuchtthurm von Friedrichsort (C). Die 3 Stand
orte dazu sind folgende gewesen: D bei Christinenhöhe, E bei Vossbrook am
Strande und F bei Möltenort. Die Peilungen auf der letzten Station wurden
Mémoire sur les lignes du second ordre. Par C. J. Brianehon. Paris 1817.