W. Brennecke: Die ozeanographisclien Arbeitender Deutschen Antarktischen Expedition 1911—1912. 51
Eigenartig ist das Verhalten der Dichte in diesem Gebiet, in dem Temperatur und Salzgehalt sich
so häufig und sprunghaft ändern. Sehen wir von der Ansüßung durch die Mündung des La Plata ab,
so bemerken wir relativ unbedeutende Änderungen der Dichte und keinen ausgesprochenen Parallelis
mus dieser mit den Änderungen der Temperatur oder denen des Salzgehalts. Hieraus geht hervor,
daß die Temperaturänderungen meist von Salzgehaltsänderungen solcher Größenordnung begleitet sind,
daß die Dichte die gleiche bleibt. Es ist dies also ein anderes Ergebnis, als sich bei der „Planet“-Reise
für die Schwankungen ähnlicher Art beim Durchdringen der Agulhaströmung und der Westwindtrift
herausstellte, wo die Temperatur immer der ausschlaggebende Faktor war oder die Verringerung des
Salzgehalts überkompensiert wurde durch die Verringerung der Temperatur 1 ).
Dies Faktum erscheint mir für das Gesamt-Strombild von Bedeutung. Falklandstrom und Brasil
strom haben im September und Oktober zwischen 37° und 40° S-Br. annähernd die gleiche Dichte. Abge
trennte und zwischengelagerte Teile einer Strömung werden also nur geringer Mischung unterliegen
und ihre Eigenart auf lange Strecken beibehalten können, da sie mit der Umgebung angenähert im
Gleichgewicht sind. Weitere Schlußfolgerungen zu ziehen, erscheint mir verfrüht. Es sei aber darauf
hingewiesen, daß gerade hier eine synoptische Forschung wertvolle Resultate erzielen könnte. Hoffent
lich ergreift Argentinien die Initiative zu intensiver Erforschung dieses vor den Toren seiner Haupt
stadt liegenden Gebietes.
5. Der tägliche Gang von Temperatur, Salzgehalt und Dichte an der Meeresoberfläche.
Wie im Abschnitt 1 dieses Kapitels ausgeführt wurde, fanden die Oberflächenbeobachtungen in
der Regel 6 mal innerhalb 24 Stunden statt, die 12p- und 4a - Beobachtung wurde von den wachhabenden
Offizieren, die anderen Beobachtungen von Dr. Sehl heim und demVerf. ausgeführt. Die Termine um
8a und 8p sind zeitweise auf 6a und 6p verlegt Avorden. Trotzdem ich mir der Schwierigkeiten bewußt
bin, aus den Beobachtungen nur einer einzelnen Expedition, die stetig sich von wärmeren zu kälteren,
von salzreichen zu salzärmeren Gebieten (oder umgekehrt) bewegt, den täglichen Gang der einzelnen
Faktoren ermitteln zu wollen, erschien mir andererseits der Versuch schon deswegen erwünscht, um die
Aufmerksamkeit auf diese Fragen zu lenken, da wir, soweit ich ersehen habe, über den täglichen Gang
des Salzgehalts und der Dichte auf hoher See noch keine Untersuchungen besitzen. Der tägliche Gang
der Oberflächentemperatur ist gut durch die „Challenger“ - Expedition studiert worden, die Ergebnisse
hat O. Krümmel noch weiter bearbeitet, indem er offenbare Störungen ausschaltet. 2 ) Ich selbst
habe früher den täglichen Gang der Wassertemperatur aus zwei Reisen von Harry Meyer für aus
gewählte Tage berechnet, 3 ) für weitere Reisen hat H. Meyer selbst den täglichen Gang abgeleitet 4 )
(die Amplitude ergab sich für die ganze Reise zu 0.57°, das Maximum trat um l h 20 p. m., das Minimum
um 4 h a. m. ein). Schließlich sind die kürzlich erschienenen Untersuchungen von G. Wegemann über
den täglichen Gang der Temperatur der Meere hier zu nennen, die mit großer Gründlichkeit unter Be
nutzung der Beobachtungen der „Gazelle“-Expedition und der Internationalen Kommission zur Er
forschung der Meere die Frage eingehend erörtern. 5 )
Für den vorliegenden ZAveck kamen nur die Beobachtungen zAvisohen dem Kanal und Buenos Aires
in Frage, aus denen Aviederum bestimmte Gruppen von Tagen ausgeAvählt wurden. Diese Gruppen
Avurden aus Gebieten entnommen, in denen keine schnellen Änderungen der Temperatur oder des Salz
gehalts beobachtet wurden. Wenn man die Zahl der Beobachtungstage nicht zu gering haben will, muß
man allerdings eine Anzahl kleinerer Störungen in den Kauf nehmen. Für die Untersuchung lag der
1) Vergl. Forschungsreise SMS. „Planet“ 1906/07, Bd. 3 Ozeanographie S. 128 u. Taf. 37.
2 ) Krümmel, Handbuch der Ozeanographie 2. Aufl. Bd. 1 S. 382.
3 ) Annalen der Hydrographie usw. 1911, S. 64.
4 ) Annalen der Hydrographie usw. 1912. S. 535.
5 ) Abli. 2 aus Wiss. Meeresuntersuchungen N. F. 19. Bd. Abt. Kiel. 1920. Vergl. auch Abh. 3 von Bd. 19 „Über
die Verwendbarkeit von Vierteljahrsbeobachtungen der Wassertemperatur und des Salzgehalts in dem Gebiet zwischen
Nord- und Ostsee“ von G. Wegemann.