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halle (Tums Hallae, in qua . . textoruin opera . . muuiuntur) in Leyden, als
Stationspunkt, von den, der Reihe nach von links nach rechts liegenden Thünucn
der Petrikirche (y), des Rathhauses (i)
und der Pankratiuskirche (u), deren
gegenseitige Entfernungen in Ruthen
= 52,0 und 62,6 nebst 110,9 gegeben
waren. Die gemessenen Winkel be
trugen 32° 57' zwischen dem ersten
und zweiten gegebenen Punkte, 64° 40'
zwischen dem ersten und dritten. Das
Viereck aus den 3 gegebenen und dem
gesuchten Punkto hatte nach der hier
wiedergegebenen Figur von Snellius
keinen umspringenden Winkel. Die Auf
lösung von Snellius wurde vermittelst
dos Durchschnitts zweier Kreise aus
geführt, deren Peripheriewinkel die gemessenen Winkel darstellen; und die Be
rechnung geschah mit Hülfo des Satzes, dafs die Centrallinie der beiden Kreise
ihre gemeinschaftliche Sehne halbirt. Das Ergebnifs nach Snellius für die
gesuchten Entfernungen wurde in der obigen Reihenfolge: oy = 79,30, oi = 96,2
und ou = 118,2 Ruthen.
1624, W. Schickard. Dieselbe Konstruktion, aber in oinor für die
Praxis bemerkenswerthen anderen Form. (Jeher die von ihm auszuführenden
Vermessungen zur Berichtigung dor Geographie von Würtemberg schrieb Wilh.
Schickard (Tübingen, d. 6. Juni 1624) an Joh. Kepler: 8 ) „Plurimum negotii
facessunt loca in convallibus sita, inobsorvabilia ex alto. Pro iis utor tali
modo. Attendo, quos angulos faciant
cum tribus jain notis locis A, B, C;
eosque ad lineam mediam BG utcunque
sumtam utrinquo adjungo, velut F et E;
mox per tria somper puncta A, B, F
vel B, E, C circulos duco; et ubi ambo
se sccant, ut in H, locum quaesitum
repono . . . Examina huue modum; et,
si compcndiosiorem nosti, non invide“.
Die hier willkürlich von Schickard
gewählte mittlere Linie BG soll also
nur zur Konstruktion der beiden Kreis
bögen dienen, indem die entsprechenden
Peripheriewinkel an diese Linie so an-
gotragen worden, dafs ihre Schenkel durch die gegebenen Punkte A und C
gehen; aber es ist wohl kaum Bohnenberger’s Meinung 9 ) zu bezweifeln, dafs
Schickard diese Winkel bei E und F auch direkt mittelst der Richtungen
nach den Objekten des Feldes konstruirt hat, welches für die Mefstisch-Praxis
wichtig ist, wobei nämlich BG die vorläufige Orientirungslinie und BII die
genaue wurde.
1663, A. Treu (Trew). Konstruktion wie vorher bei Snellius, mit
2 Kreisen, doch hat die Aufgabe hier einen anderen, etwas räthselhaften
Ursprung. Das betreffende Buch diesos Autors (nach dem vorliegenden Exemplar
der Münchener Staatsbibliothek) ist betitelt: „Summa geometricae practieae,
worinnen erstlich Bernhard Cantzler’s kurzer und leichter Bericht vom Feld
messen . . zum Andern . . nützliche Annotationes, auch Arithmoticae, Trigono-
metricae . . Nauticao etc. Additiones und zu Zeiten Neue Inventiones etc. durch
M. Abdiam Trew, Math. u. Phys. b. d. Universität Altdorff Prof.“, Nürnberg
1663, 478 Seiten in 8 m Er behandelt, pag. 389—394, die Aufgabe mit dem
Beispiel: AB = 40, BC = 96, AG = 124, Winkel ADB = 18° 40' und
*) Epistolae ad Jo. Kepplernm scriptae. Epist. 466 (Kdit, 1718, pag. 685) cit. Camerer
(Ebene Oerter d. Apollonius, Leipzig, 1796, pag. 406), nachher Pfleiderer, Trigon, pag. 275, von
dem es hier entnommen ist.
°) Zeitschrift für Astronomie, Band 6, Tübingen 1818, pag. 123.