Skip to main content

Full text: 53, 1934/35

Haarnagel: Eine landschaftskundliche Untersuchung des Elbufers zwischen Glückstadt und Kollmar 
¿9 
Darauf will ich kurz eingehen. Das Wesentliche ist hier, daß der Fluß, wenn man Wasserfälle usw. 
nicht berücksichtigt, nur eine Erosionsbasis besitzt, während der Priel von diesen mehrere hat. Der Priel 
stellt sich nämlich immer auf den jeweiligen Wasserstand bei Ebbe ein. Haben wir also eine Stunde nach 
Kentern des Stromes einen bestimmten Wasserstand erreicht, so besitzt der Priellauf die Erosionsbasis AB. 
(Siehe Skizze.) 
Das meiste im Watteil a vorhanden gewesene Wasser ist bei dieser Erosionsbasis abgeströmt. Nach 
einer Stunde haben wir einen anderen Ebbestand, also auch wieder eine andere Erosionsbasis BC. Der Priel 
lauf im Watteil b besitzt nun diese als Basis usw. 
Der Erfolg ist nun, daß der Priel in den jeweiligen Watteilen eine verschiedene Ausfurchungskurve aus 
bildet. Da aber das Fallen des Wassers ganz kontinuierlich erfolgt, werden alle kleinen Kurven in der 
Praxis eine große zusammenhängende Kurve 
bilden. Diese aber ist viel flacher als die eines 
Flusses, der denselben Abhang hinabfließen 
würde. Im Oberlauf des Priels ist nur noch so 
wenig Wasser vorhanden, daß dieses nicht mehr 
die Kraft hat zu erodieren. (Siehe Skizze.) 
Da nun die Tiefenerosion bei einem Priel 
nur sehr gering und die Erdschicht, in der sie 
erfolgt, sehr weich ist, findet die Einstellung 
der Priele auf die ausgeglichene Ausfurchungs 
kurve sofort statt. Tatsächlich kann man dies 
in der Praxis beobachten. Ein Hochpriel ist 
nicht tief eingeschnitten, und eine Tiefenerosion 
ist bei ihm nicht festzustellen. 
Soeben wurde nachgewiesen, daß bei einem 
Priel keine Tiefenerosion festzustellen ist, und 
doch kann man sehr tief liegende Priele beob 
achten (Tief- oder Dauerpriele). Wie ist dieses 
zu verstehen ? Die Erhöhung der Prielufer ist durch Aufschlicken des Watts zu erklären. Der Priel be 
fördert die in ihm ebenfalls abgelagerten Sedimente in die Elbe. Er behält also seine Lage bei, seine Ufer 
aber heben sich. Diesen Vorgang kann man nach mehreren Tagen Ostwind im Watt sehr deutlich beob 
achten. Der Priel erhält also nicht zur Hauptsache durch die Erosion seine Tiefenlage, sondern durch die 
Erhöhung des Watts. 
Trotz der starken Strömungen, die man vielfach in den tiefen Prielen beobachten kann, ist die Tiefen 
erosion gering. Der Tiefpriel besitzt bereits die ausgeglichene Ausfurchungskurve. Dafür ist aber die Seiten 
erosion um so stärker ausgeprägt. Die Tiefpriele im Schlickwatt haben meist große Mäander ausgebildet. 
Sie sind in dauernder Wanderung begriffen und lagern ständig den Wattenschlick um. 
Zusammenfassend wäre also zu sagen, daß ein Priel sich von einem Fluß vor allem darin unterscheidet, 
daß er sofort die ausgeglichene Ausfurchungskurve bildet, und sich daher nicht mehr einschneidet. Während 
ein Fluß seine Tiefenlage durch die Tiefenerosion erhält, erhält der Priel sie zur Hauptsache durch ein 
Steigen des Watts. 
Am Schluß dieses Abschnitts wäre nun noch die Frage zu lösen: Kann dieser oben festgestellte Unter 
schied zwischen Priel und Fluß auch einen verschiedenen Bildungsvorgang bei ihren Mäandern zur Folge 
haben. Ich glaube, man kann diese Frage ruhig verneinen, denn die Bildung der Mäander ist von denselben 
Ursachen abhängig; nur vollzieht sich der Vorgang ihrer Entstehung in verschiedenen Zeiträumen. Die 
Mäander des Hochpriels bilden sich sofort, die des Flusses brauchen zur Bildung eine längere Zeit. 
b) Das Abbruchsvorlandwatt. 
Dieses wird im Norden von dem Stillstandsvorlandwatt, im Osten von dem Vorland, im Süden von dem 
geschützten Vorlandwatt und im Westen von der Niedrigwasserlinie begrenzt. 
Das Abbruchsvorlandwatt unterscheidet sich deutlich von dem Stillstandsvorlandwatt. Es ist schmäler, 
ist stärker geböscht und ist nur bei Ostwind von Schlick bedeckt. 
An dieser Stehe soll gleich darauf hingewiesen werden, daß das Wattgebiet, das zwischen der südlichen 
Priel: 
au^egUt. 
s 
iw«ve, Ru^j-ufchuKjsKufve 
SC*» 
N. 'S 
V - " ^ Fluss: 
Skizze 8. 
2*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.