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Full text: 53, 1934/35

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte —• 53. Band Nr. 6 
Beobachtung 4 zeigt, daß eine uneinheitliche Zusammensetzung des Schlicks ein Pendeln des Priel 
laufs verursacht. Die Wasserströmung erfährt hier an den schweren Sandteilchen eine Stauung und zugleich 
eine Ablenkung. Nur wenn die Wasserströmung stark genug ist, um die schweren Körner mit sich zu reißen, 
wäre auch hier die Bildung von Mäandern nicht nötig. 
Beobachtung 5 zeigt, daß ein Priel durch Erhebungen und Vertiefungen im Watt abgelenkt wird. 
Durch Beobachtung 6 erkennen wir, daß durch einen Zufluß schon ein Pendeln des Priels verursacht 
wird. Dies ist auf die Ablenkung der Strömung durch das hinzufließende Wasser zurückzuführen. 
Beobachtung 7 zeigt noch einmal sehr deutlich, daß ein Hindernis im Priellauf zur Mäanderbildung 
führt. Schon ein Blatt oder ein kleiner Stein können den Priellauf zum Pendeln veranlassen. Außerdem 
weist sie darauf hin, daß der Priel unter gewissen Umständen wieder einen geraden Lauf erhalten kann. 
Trifft ein Priel z. B. in einem sonst einheitlichen Schlickwatt auf ein Hindernis, so entwickelt er plötzlich 
Mäander. Diese hören dann aber schon nach einer kurzen Strecke wieder auf, und der Priel fließt mit einem 
geraden Lauf in die Elbe. 
Beobachtung 8 zeigt, daß sich die Mäanderbildung im Watt nicht nach bestimmten gesetzmäßigen, 
rhythmischen Bewegungen vollzieht (Baschin, Kaufmann usw.). Wenn dies nämlich der Fall wäre, müßten 
die Bögen der Mäander gleichmäßig sein. 
Wenn man diese Beobachtungen auch auf die Flüsse anwendet, ließe sich folgende Mäandertheorie auf 
stellen : 
Es kann Flüsse geben ohne Mäander, wenn diese in einem Boden von einheitlichem Aufbau und gleich 
fester Lagerung fließen. Dann kann nämlich der Fluß, ohne eine Stauung zu erleiden, sich überall gleich 
mäßig einschneiden. Ein Fluß also, der überall gleichmäßig erodiert, braucht keine Mäander auszubilden. 
Geradlinig kann der Fluß auch sein, wenn er 
durch sein starkes Gefälle alle Hindernisse 
leicht beseitigt. Da der erste Fall in der Praxis 
nicht eintritt, findet man nur im Oberlauf der 
Flüsse keine Mäander. Wenn aber eine Strö 
mung durch ein Hindernis abgelenkt wird, so 
entstehen Mäander. Demnach müßte also jedes 
äußere Hindernis im Flußlauf, ob es nun ein 
hineingefallener Baum, ein Stein, eine härtere 
Bodenschicht, ein Nebenfluß oder der Wind 
ist, für die Bildung der Mäander verantwort 
lich gemacht werden. Welchen Ein- fluß die 
Zentrifugalkraft oder die von Baschin ange 
führte Helmholtzsche Wellentheorie und an 
dere physikalische Theorien bei der Mäander 
bildung haben, kann ich nicht beurteilen. Ein 
großer Fehler scheint mir vor allem bei diesen 
Theorien darin zu liegen, daß bei ihnen der 
Stromstrich als Linie gedacht ist. Schon diese 
Annahme muß meiner Ansicht nach zu einem Fehlschluß führen. Ich glaube überhaupt, daß man bei Vor 
gängen im Wasser sehr vorsichtig mit einer Begründung sein muß, wenn man diese auf rein physikalisch 
theoretische Weise lösen will. Denn gerade die V orgänge im Wasser sind von so viel Einzeleinflüssen abhängig, 
daß man sie unmöglich in ein einheitliches physikalisch-theoretisches Schema bringen kann. Der Physiker 
und der Praktiker müssen sich hier zu ergänzen versuchen, um eine einwandfreie Lösung zu erreichen. 
Meinen obigen Feststellungen kann man nun mit Recht vorwerfen, daß sie nur bei Prielen vorge 
nommen worden sind und daher nicht bei Flüssen angewandt werden können. Ich habe selbst darüber nach 
gedacht, und mir den Unterschied zwischen einem Fluß und einem Priel klarzumachen gesucht. Diese Unter 
schiede sind: 
x. Bei einem Fluß fließt das Wasser stets in einer Richtung. Bei einem Priel dagegen in zwei Rich 
tungen, nämlich bei Ebbe abwärts, bei Flut aufwärts. Dieser Unterschied kommt hier aber 
nicht in Frage, da alle Beobachtungen nur bei Prielen vorgenommen sind, die sich bei jedem 
Eintreten der Ebbe neu bilden. Wir haben bei diesen also auch nur mit einem Abwärtsfließen 
zu rechnen. 
2. Ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen Fluß und Priel liegt aber in der verschiedenen Aus 
bildung ihrer Längsschnitte (Passarge III, Seite 249). 
Skizze 7.
	        
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