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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 49. Bd. Nr. 3.
mittags sichtig, a-cu und str-cu mit Wolkenlücken und einzelnen ©-blicken, so daß ein Ballonaufstieg
versucht wird, dann zunehmend str aus W, am W-Horizont einzelne Schauer sichtbar, von 18 h MEZ
(14 BZ) abnehmende Sicht, von 20.40 11 MEZ (16.40 BZ) dichter Nebel. 17.20 bis 18.40 h BZ mehrmals R. F.
zu 99% bestimmt, 19 bis 20 h mehrmals zu 100%. Zwischen 21.40 und 21.45 h MEZ (17.40—17.45 BZ) wird
eine NW—SE verlaufende Stromgrenze passiert. Die Wassertemperaturen zu den beiden Zeiten sind 4.1°
und 3.9°.
Sehr gut ist wieder der Übergang in das küstennahe Kaltwasser auf gezeichnet worden, das als Fort
setzung des um Kap Farewell setzenden Ostgrönland Stromes die Südwestküste noch mehr als 300 sml nach
Norden begleitet und die südliche Außenküste klimatisch und hinsichtlich der Zugänglichkeit gegenüber
den mittelgrönländischen Orten so sehr benachteiligt. Abb. 17 zeigt wieder die Temperaturkurven der
Hütte, des Mastes und des Wassers. Die Temperatur der Luft an Hütte und Mast eilt der Wassergrenze
um 4 h voraus, trotz schwacher, vom warmen zum kalten Wasser gerichteter Lufthewegung. Eine aus dem
Kaltwasserbereich ausfließende Luftströmung wurde nicht beobachtet. Über dem kalten Wasser findet
sich wieder die typische Inversion in Masthöhe im Betrag von etwa 1°.
Der Beginn eigentlichen Nebels ist um 20.40 MEZ (16.40 BZ) vermerkt. Die Temperatur ist zu dieser
Zeit in der Hütte 6.3°, im Mast 6.7° und im Wasser 6.0°. Unter Zugrundelegen der aus Psychrometer
messung von 14 und 15 h MEZ folgenden abs. Feuchte errechnet sich der Taupunkt zu 7.3°. Falls die
gleiche Luftmasse diesseits und jenseits der Kaltwassergrenze vorhanden und kein Ausfallen von Wasser
erfolgt ist, beträgt der Kondensationsverzug etwa 1°. Diesem würde eine Übersättigung von 107% ent
sprechen 11 ). (R = 100. — , wobei e die Dampfspannung zur Zeit 14 h = 7,7 mm, E die maximale Dampf-
E
Spannung für die Temperatur 6.3° — 7,2 mm bedeutet.)
Weshalb tritt in diesem Fall Nebel auf, während er bei dem erstmaligen Passieren der Kaltwasser
grenze am 14. August (S. 24) nicht eintrat? Dort herrschte in der Luft von 9.7° über dem warmen
Wasser eine R. F. von 86%. Der Taupunkt liegt hierbei in 7.5°, während die Lufttemperatur über dem
kalten Wasser auf etwa 5° herabging. Trotzdem bleibt die R. F. über dem kalten Wasser, psychrometisch
gemessen, stets merklich unter 100%, im Mittel zahlreicher Ablesungen 97%. Es trat also keine Sättigung
oder gar Übersättigung ein, infolgedessen auch keine Möglichkeit der Nebelbildung. Da bei dem am 14.
recht frischen SW-Wind irgendeine der Wassergrenze entsprechende horizontale Anordnung ver
schiedener Luftkörper nicht angenommen werden kann, muß dieser Fall zunächst unerklärbar bleiben.
Montag, 20. August. BZ = MEZ — 4 h .
In Abb. 17 (S. 41) ergeben sich am 20. August nocl; einige interessante Einzelheiten: Zwischen
06.00 und 06.40 h MEZ (02.00—02.40 BZ) ist beistill liegendem Schiff eine plötzliche Temperatur
welle registriert, etwa 1.2° Amplitüde beim Thermometer in der Hütte, 1.6° in Mast. Auf den Ursprung
der Erscheinung aus der Höhe deutet die größere Amplitüde im Mast und das deutlich erkennbare zeit
liche Nachhinken der Hüttentemperatur. Die mittlere Windgeschwindigkeit war 2.5 mps aus ENE
während dieser Stunde, die Wassertemperatur zeigt keine Änderung. Zugleich tritt 06.20 h MEZ (02.20
BZ) ein starker Platzregen von einigen Minuten Dauer ein. Der Nebel beginnt sich zusehends zu lichten,
07.45 (03.45) wird notiert: „sichtig, glatte See, wir gehen wieder voraus; hoher ni oder str, einzelne
Lücken nahe W-Horizont.“ Wegen des Nebels hatte „Meteor“ vom 19. August 24.10 (20.10) bis zum
20. August 07.40 (03.40) etwa 30 sml von der Küste entfernt vor Anker gelegen.
Es liegt nahe, die Wärmewelle mit dem Platzregen und dem darauf einsetzenden Verschwinden des
Nebels in Verbindung zu bringen. Eine in der bodennahen Luftschicht beim Übergang zum Kaltwasser
gebiet eintretende Übersättigung ist aber durch Psychrometermessungen wahrscheinlich gemacht. Ein
weiteres Vordringen dieser Abkühlung und Übersättigung nach der Höhe konnte wohl die Bedingungen
für eine plötzliche Koagulation schaffen, wobei die auftretende Kondensationswärme sehr wohl für die
“) A. Fr. Weber: Nachweis f. d. Zuverläss. der Haarhygrometer-Angaben usw.. Diss., Marburg 1912.