J. Georg! — F. Ahl grimm — W. Stöbe: Forschungsreise „Meteor“ nach Island—Grönland 1928. 41
vorübergehende Erwärmung in Anspruch genommen werden kann. Nimmt man für den Platzregen eine
mäßige Regenhöhe von 5 mm in 10 Minuten an, so sind in jeder Luftsäule von 1 qm Bodenfläche rund
3000 Kal freigeworden. Da hierbei keine Umschichtung oder dynamische Hebung von Luftmassen anzu
nehmen ist, die z. B. bei Gewitter-Regen trotz der auftretenden Kondensationswärme eine Unter
temperatur des Regens gegenüber der Lufttemperatur zu bewirken pflegen 12 ), so mag ein Teil der Kon-
densationswürme noch bis in die bodennahen Schichten vorgedrungen sein.
Läßt man einen Uhrzeitfehler für die Angabe des Platzregens zu, dann könnte der Platzregen Folge
einer indirekten Föhnwirkung sein. (Eine direkte Föhnwirkung ist ausgeschlossen, da der Hygrograph
kein Anzeichen einer Trocknung enthält.)
Angenommen, eine föhnartig stark erwärmte Luftmasse passiert den Beobachtungsort in geringer
Höhe, jedoch ohne die dem Wasser aufliegende Luftmasse von 50 m Höhe zu verdrängen oder zu
durchbrechen. Sie wird durch Strahlung die untere Luftschicht beim Yorübergang erwärmen.
Falls nun noch ein gewisser Grad von Übersättigung besteht, ist es möglich, daß die R.-Feuchte nicht
wesentlich unter 100% sinkt. Der Vorübergang der Föhnwelle ist mit Aufklaren verbunden, hierdurch
wird die Ausstrahlung bis in die Bodenschicht verstärkt und nicht nur die Anfangstemperatur und
Feuchte wieder erreicht, sondern (Abb. 17) unters ehritten, also mit Sicherheit eine Übersättigung
erzeugt, die den Platzregen im Gefolge hat.
Eine zweite Beobachtung an Hand der Abb. 17 zeigt den Schiffseinfluß auf die Thermometer bei
fehlender Ventilation. Durch Pfeile ist das Einlaufen in den Fjord und der Zeitpunkt des Ankerns
angegeben. Stundenmittel des Windes bei abnehmender Bewölkung (a-str).
MEZ 13—14 14—15 15—16
BZ 09—10 10—11 11—12
mps 1 1.8 1.5
Bis 14 h (10) steigen die drei Thermometer in der gewöhnlichen Weise. Während aber die Wasser
temperatur von da an praktisch konstant bleibt, steigen die beiden Luftthermometer weiter und über
treffen um 18 h (14) die Wassertemperatur um mehr als 2°, wobei, allen Beobachtungen auf dem fahrenden
Schiff zuwider, die Temperatur in der Hütte höher ist, als im Mast, trotz der niedrigeren Wasser-
Abb. 17. Übergang in das Kaltwasser der Westküste. 19./20. August 1928.
12 ) Hann-Süring, IV. Auf)., p. 324.