Laut Fahrtanordnung Nr. 4 werden in der Nordsee — unter Beteiligung eines
ZDF-Fernsehteams — weitere Geräte erprobt: Gravimeter, Magnetometer,
Unterwasserkamera und -fernsehen, Planktonnetze, Serienschöpfer, Boden-
greifer und Fessel- sowie Wetterballons.
Mit Fahrtanordung Nr. 5 geht es wieder in die Nordsee und ins südliche
Nordmeer. Diesmal wird schon ein Routine-Stationsbetrieb geprobt, 56 hy-
drographisch/chemische Serien, Bathysonden werden gefahren, Bodenpro-
ben genommen, Strommesser verankert. Dabei werden erstmals Windstär-
ken bis 10 erreicht. Positiv wird vermerkt, daß noch bis Windstärke 9 der
Stationsbetrieb durchführbar ist. Die Schlingerdämpfungsanlage wird ge-
testet: Ausschläge von 12—15° nach beiden Seiten werden auf 5° reduziert.
Eine kurze Demonstrationsfahrt auf der Elbe (Nr. 6) gibt dem Präsidium
und dem Hauptausschuß der DFG Gelegenheit, das Schiff kennenzulernen.
Eine letzte Erprobungsfahrt (Nr. 7) führt noch einmal in die Norwegische
Rinne, um die inzwischen umgebaute Seilführung W 10/Speicherwinde zu
erproben. Infolge des Bruchs einer Welle an der Hauptspeichertrommel
wird diese unbrauchbar; beim Versuch mit der Reservespeichertrommel
gibt es ebenfalls Probleme, wodurch schließlich 3000 m Reserveseil verloren-
gehen.
Zum letzten Mal vor der IIOE tritt die Senatskommission zu ihrer 12. Sit-
zung im DHI zusammen. Präsident Zwiebler berichtet ausführlich über alle
Erprobungsfahrten und ihre wichtigsten Ergebnisse bzw. Konsequenzen.
Unter Zeitdruck seien die auf der letzten Reise aufgetretenen Schäden
beseitigt sowie einige andere kleinere Umbauten erledigt worden. Sorge
bereite die Beschaffung eines neuen, drallfreien Tiefseeseils als Ersatz für
das verlorene. Die Schiffbauer kündigen an, daß sie auf der 1. Etappe der
IIOE Hamburg-Neapel weitere Messungen und Versuche durchzuführen
beabsichtigen. — Zum Problem der Ersatzgeräte wird festgestellt, daß eine
„Bevorratung“ leider nicht möglich sei. — Das Ladegut für die IIOE, mit
dessen Verladung am Vortage begonnen wurde, umfaßt etwa 140 m}; es
muß z. T. auf Deck und im Hangar verstaut werden.
Zum Schluß der Sitzung wünscht Prof. Hansen im Namen der Senatskom-
mission der deutschen IIOE und ihrem Expeditionsleiter Prof. Dietrich
vollen Erfolg. .
"Zitat aus dem Reisebericht „Indische Ozean Expedition“, Abschnitt Ham-
burg-Neapel, des Kapitäns):
„Am 29.10. 64 wurde um 15.00 in Hamburg vom Pier abgelegt. An Bord
befanden sich 54 Besatzungsmitglieder und 25 eingeschiffte Wissenschaftler.
Wissenschaftlicher Fahrtleiter war Prof. G. Dietrich. Besatzung und Einge-
schiffte waren gesund und das Schiff für die Reise gut ausgerüstet und in
seetüchtigem Zustand. Der Tiefgang war V:5,20 m, H:5,20 m,
M: 5,20 m.......“
Damit konnten alle aufatmen: endlich war es so weit: METEOR hatte ihre Forschungstä-
tigkeit begonnen. Damals ahnte wohl kaum jemand, daß sie diese Tätigkeit über 21 Jahre
lang in den Atlantischen wie in den Indischen Ozean, in die Antarktis wie in die Arktis,
in die Tropen wie ins Eis führen sollte, um immer wieder neue Aufgaben für ungezählte
Forscher aus dem In- und Ausland durchzuführen. Und immer noch, nach 21 Jahren sind
einige Mitglieder der Besatzung an Bord, die schon im Indischen Ozean dazugehörten.
23.10. 64.
Hartwig Weidemann
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