Jensen, Chr.: Strahlungsmessungen in Lindenberg.
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aus dieser Diskrepanz ergebende Schlußfolgerung, daß man äußerst kritisch sein
muß, wenn man aus der P-Größe allein bindende Schlüsse auf den atmosphärischen
Reinheitsgrad ziehen will. — Im Anschluß hieran sei schließlich ohne weiteren
Kommentar auf Tab, 14a und 14b hingewiesen, welche Hamburger Einzelreihen
zwischen dem 23. 4.1912 und dem 30, 10. 1917 wiedergeben, Nachdem eine Ab-
hängigkeit der Schwankungen der Intensität der C-Stirahlung von der O-Höhe
gefunden war, lag es nahe, auch die P-Größe auf diese Frage hin zu unter-
suchen, Die absoluten Schwankungen derselben wurden für 8 wie auch für 6 Mai-
reihen berechnet (s, Tab. 15a und 15b). In beiden Reihen läßt sich durch zwang-
lose graphische Ausgleichung eine deutliche Abnahme der absoluten Schwankungen
bis etwa 50° ©O-Höhe ersehen; darüber hinaus wird die Sache unsicher. Die
Frage wäre nun, ob bzw, wieweit das Ergebnis reell ist bzw. ob hier vielleicht
die Genavigkeit der Beobachtung eine entscheidende Rolle spielt, Es scheint
wohl zunächst so, daß die Schwankungsgröße unabhängig vom absoluten Betrag
des P-Werts ist, da bei der Einstellung und Ablesung alle eventuell mitspielenden
physiologischen und psychologischen Momente in allen Bereichen der Nicolstellungen
konstant bleiben dürften, Würde man annehmen, daß sich die Genauigkeit der
Messung der P-Größe mit Annäherung der Sonne an den Zenit verringert, und
weiter, daß dies zu einer Zunahme der absoluten Schwankungen führt, so käme
man zu einem aus der Tabelle zu ersehenden — allerdings nur durch wenige
Reihen belegten — Befund entgegengeseizten Ergebnisses!), Empfehlenswert wäre
es, in Zukunft zu untersuchen, in welchem Sinne die absoluten Schwankungen
der P-Größe im Punkt maximaler Polarisation sich bei steigender bzw. sinkender
Sonne ändern. In diesem Fall ändert sich der Weg des polarisierten Lichts von
der gemessenen Himmelsstelle bis zum Beobachter mit der C-Höhe, während er
im Fall der Zenitpoularisation konstant bleibt, Allgemein ist natürlich zu bedenken,
daß in beiden Fällen die auf ibre P-Größe hin zu untersuchende Himmelsstelle
einmal direkt von der Sonne beleuchtet wird, zum andern vom Licht des übrigen
Himmels. In roher Annäherung kann man wohl sagen, daB die senkrecht
zur Polarisationsebene schwingende Komponente i, der primären Diffusion ihr
Dasein verdankt, dagegen die in der P-Ebene schwingende der sekundären
Diffusion®). Beachtet man vor allem, ganz abgesehen von der verschiedenen
Farbe, die verschiedene Größe genannter Lichtquellen (siehe einmal die klein-
dimensionierte Sonne, zum andern den weit dimensionierten Himmel, von dem
besonders der sonnen- und der horizontnahe Teil wirksam sind) und ihre sehr
verschieden starke Extinktion in der Atmosphäre*®), so erkennt man allerdings,
daß die Erklärung der absoluten Schwankungen — wenn anders sie reeil sind —
nicht ganz einfach sein dürfte. Die Tabellen 16a und 16b zeigen die Tab. 14
entsprechenden relativen Schwankungen der P-Größe im Zenit. Da sie definiert
sind als die prozentischen Anteile der absoluten Schwankungsgröße an der im
Durchschnitt der Reihen für die jeweilige C-Höhe geltenden P-Größe, so müßten
sie auch bei konstanter absoluter Schwankungsgröße mit zunehmender ©- Höhe
zunehmen, Daß sie aber auch bei abnehmender absoluter Schwankungsgröße
so stark steigen, wie die Tab. 15a und 15b zeigen, kann nur darin liegen, daß
die P-Werte selbst erheblich mehr fallen wie die absoluten Schwankungen.
Nach dem Mai konnten nur vereinzelte P-Messungen durchgeführt werden,
die zudem wegen meist schlechter Wetterbedingungen von geringem Wert waren.
Sie werden deshalb hier nicht angegeben.
IL Die neutralen Punkte der atmosphärischen Polarisation.
Es gelang, die Verfolgung des jedenfalls sehr nahe im O-Vertikal gelegenen*),
nach dem Entdecker Babinet benannten, oberhalb der Sonne befindlichen
4) Es wäre interessant, experimentell bei konstanter Intensität des einstrahlenden Lichte zu prüfen,
ob bzw. in welchem Sinne sich die absoluten Schwankungsgrößen bei ab- bzw. zunehmender P-Größe
ändern. — 3%) ©. Dorno, Met, Ztschr, 38, 338—341, 1921, vor allem 340. — 3) € Dorno}. eit. 1919,
23)—243, Schließlich bat auch noch die bei verschieden großen (*)- Höhen verschieden starke Reflexion
des Erdbodens Einfluß auf die P-Größe, — *) Siche aber die vielfach nicht geringen Abweichungen,
über die als erster R. Süring (Veröff, Königl, Preuß. Met. Inst, Nr. 240 8, 10 bis 28, 1911) berichtet
hat. — Siehe auch Doruo in seinem großen Werk 1919.