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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1941,
mit der Kieler Kurve, so ersieht man, daß die Kieler bei kleinen C©-Höhen unter-
halb der Lindenberger verläuft, um dann zunächst nahezu in dieselbe hinein-
zulaufen und bei noch größerer O-Höhe wieder tiefer zu liegen als die Linden-
berger Kurve. Verfasser hat auch Kurven gefunden, die jedenfalls sehr nahe
parallel zueinander laufen. Es muß aber vor allem noch auf einen besonderen
Fall hingewiesen werden. Die Verrechnung der von Arago im Jahre 1815 durch-
geführten Polarisationsmessungen legte dem Verfasser den Gedanken nahe, daß
durch die Ergebnisse der Verfolgung des Aragoschen Punktes eine erhebliche
atmosphärische Trübung angezeigt wurde, während man aus den Beobachtungen
der P-Größe im Punkt maximaler Polarisation (im ©-Vertikal in 90° O- Abstand)
jedenfalls nicht mit Sicherheit auf das Vorhandensein einer Störung schließen könne*).
Es ist dabei allerdings zu bedenken, daß Arago nur eine einzige zusammen-
hängende Reihe der Abstände des nach ihm benannten neutralen Punktes — die
allerdings für eine starke atmosphärische Trübung sprach — mitgeteilt hat und
daß die Polarisationsbeobachtungen aus einem anderen Jahresabschnitt stammen?),
Erst viel später, im Jahre 1913, konnte aber Dorno einwandfrei nachweisen,
daß trotz offenbar noch vorhandener starker atmosphärischer Trübung die
P-Größe durchaus normale Werte zeigte. Er erklärte diese Tatsache so, daß die
beiden senkrecht aufeinander stehenden Hauptschwingungskomponentien „in etwa
gleichem Verhältnis an Helligkeit verloren oder gewonnen haben,“ und wies ferner
darauf hin, daß das Wechselspiel vermehrter Absorption und Diffusion offenbar
besonders in sonnenfernen Punkten (also im Punkt maximaler Polarisation) solche
abnormen Erscheinungen würde auslösen können. Er konnte mit Grund solche
Behauptung aufstellen, weil er in systematischer Weise die Einzelkomponenten
untersucht hatte, Alles in allem genommen ersieht man aber, wie vorsichtig
man bei Schlußfolgerungen aus alleinigen Polarisationsmessungen sein muß?),
Bei den bisher betrachteten P-Messungen hatten wir es nur mit der des
wirkung normaler Verhältnisse oder aber meteorologisch bzw. durch besondere,
tellurische Vorgänge (Vulkanausbrüche, große Brände usw.) bedingter atmosphäri-
scher Trübungen zu tun. Nicht ganz konsequent wären dazu allerdings auch
durch Eindringen von Meteoren — siehe den großen sibirischen Meteorfall Ende
Juni 1908! — hervorgerufene Lufttrübungen zu rechnen. In neuerer Zeit hat
man aber mehr und mehr das Augenmerk auf die Wirkung solarer Vorgänge
gerichtet, wie sie vor allem von Dorno*) in ausgedehntem Maße systematisch
verfolgt wurde, In Frage kommen hier wesentlich die durch stark gesteigerte
Sonnentätigkeit charakterisierten Jahre, in denen eine atmosphärische Trübung
besonderer Art sowohl durch die Polarisations- und Helligkeitsphänomene des
Himmels als auch durch die Dämmerungserscheinungen und nicht am wenigsten
durch zarteste Ringphänomene um die Sonne zu kounstatieren war. Die stärker
gestörten Tage des Sommers 1916 und des Februars 1917 wiesen®) in O-Ferne
sehr bedeutend unter den Normalwerten liegende P-Größen auf, verbunden mit
größerer Heiligkeit. Für einige durch gedrückte absolute Helligkeit ausgezeich-
nete Herbsttage 1916 fand Dorno umgekehrt „gewaltig gesteigerte P-Werte“, die
sich offenbar auch auf Punkte in ©O-Ferne beziehen sollen, Wie er diese scheinbare
Unstimmigkeit durch Annahme einer bis in niedrigere Teile der Atmosphäre
reichenden Sıörungsschicht im Sommer 1916 und im Februar 1917 gegenüber einer
nicht so weit nach unten reichenden, lichtzerstreuende Fremdpartikelchen ent-
haltenden Schicht im Herbst 1916 zu erklären sucht, muß aus der Arbeit ersehen
werden. Nur sei kurz darauf bingewiesen, daß die lichtzerstreuende Wirkung
der Störungsschichten und die Absorption des von ihnen ausgesandten Lichts in
den tieferen Schichten ausschlaggebend sind. Wesentlich für uns ist die sich auch
2) Busch und Jensen 1, eit,, S. 183/184 und 40#/407, — 2%) Es ist nicht ganz richtig, wenn
Dorno &5, 174 von gleichzeitigen Messunzen des Aragoschen Punktes und der Polarisationsgröße
schreibt. -— % Siehe Chr, Jensen, Zur Frage des Wertes engerer Zusammenarbeit der Sonnen-
strablupgs- und der atmosphärischen Polarisatiöusforschung, Gerlands Beitr, Geophys, 50, 44—54,
1937. —%) C. Dorno, Beobachtung der Dämmerung und von Ringerscheinungen um die Sonne 1913
bis 1917, Veröff, des Köngl.. Preuß, Met. Inst. Nr. 295, Berlin 1917, bei Behrend & Co. — Derselbe,
Dämmerungserscheinungen Herbst 1911 bis Anfang 1417, Met, Zischr. 34, 153—165, 1917, und Ring-
erscheinungen um dıe Sonne während der Jahre 1912-—1917 und ihre Beziehung zur Sonnentätigkeit.
ebenda 246—260, — 5 € Dorno 1, eit. 1919, 176.