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Full text: 4, 1876

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kein ganz ungünstiger; sie zeigten keinesweges sich als wild und kriegerisch; 
sie nähren sich friedlich von Fischfang, Ackerbau und etwas Viehzucht 
(Schweine und Hühner). Der Culturzustand der von ihnen bebauten Felder, 
welche häufig sich bis hoch auf die Berge hinziehen, sowie die Benutzung jedes 
irgendwie geeigneten Fleckes zur Bebauung zeigt, dass sie Fleiss und Aus- 
dauer bei friedlicher Beschäftigung besitzen, und dies gestattet auch stets einen 
Schluss auf bessere Charakter-Eigenschaften, da die von denselben begangenen 
schlechten Handlungen in den meisten Fällen in dem vollkommensten Müssig- 
gange der Männer (auf den Frauen ruht alle Arbeit) ihren sicheren Grund 
haben. — 
Um vor der längeren Seetour, welche nach Verlassen des Georges-Kanals 
(zwischen Neu-Irland und Neu-Britannien) uns bevorstand, Holz und Wasser 
möglichst am südlichsten hier erreichbaren Platze aufzufüllen, lief ich am 
17. August unter Zuhülfenahme der Maschine nach Carteret-Hafen an der Süd- 
spitze Neu-Irlands herüber und ankerte dortselbst und zwar in der Sulphur-Bay 
gegen Abend des 18. August. Ich nahm die Passage zwischen den York-Inseln 
(es ist nicht eine Insel, wie in der Karte angegeben ist, sondern eine Gruppe 
von Inseln) und der Küste Neu-Britanniens hindurch, welche nach der neuesten 
englischen Specialkarte v. J. 1872 (Tit. XII. No. 119, auf Grund der Angaben 
der „Blanche“, Capt. Simpson, gefertigt) durch eine Kette niedriger Inseln 
und Riffe geschlossen sein sollte. In Wirklichkeit existirt nichts davon, ausser 
zwei kleinen Inseln, die an ganz anderer Stelle liegen, als jene angedeutete Kette. 
Diese Karte ist überhaupt sehr unrichtig und für die Navigirung ausserhalb der 
Blanche- Bay nicht brauchbar, weshalb ich zur Verbesserung die erforderlichen 
Beobachtungen und Vermessungen beim Ein- und Aussegeln und während des 
Liegens in Greet-Harbour machen liess. 
Die Segelanweisungen enthalten über diese Gegenden natürlich sehr 
wenig, und dies Wenige ist mehrfach falsch. So wird speciell der Sulphur- 
Hafen (Carteret- Bay mit Sulphur- Harbour und Port Praslin sind die einzigen 
schon seit länger bekannten Punkte dieser Gruppe) zur Einnahme von Wasser 
empfohlen, und die Karten bezeichnen den betreffenden Bach. Nur diese Em- 
pfehlung bewog mich, hier zu ankern. Trotz starker Regengüsse enthielt der 
Bach aber zuerst gar kein Wasser und dann nichts als eine kleine Pfütze, dicht 
am Strande, deren Wasser, auch wenn es nicht schlecht gewesen wäre, nicht 
annähernd für das kleinste Kauffahrteischiff genügt hätte. Bei einer Excursion 
fand ich allerdings weiter oberhalb sehr gutes Wasser, aber erst, nachdem ich 
eine halbe Stunde bergaufwärts über die Kalkfelsen geklettert war. Glücklicher- 
weise quillt in der nördlichsten Ecke des Carteret-Hafens sehr gutes Wasser 
aus dem Boden und ist leicht einzunehmen, wenn man dort ankert. Für uns 
war das Einnehmen umständlich, da die Boote 3 Seem. weit fahren mussten, 
Die hier lebenden Eingebornen sind den Verkehr mit Europäern bereits 
gewohnt, da Schiffe öfters die Bai anlaufen, um Holz und Wasser zu nehmen, 
denen sie mit Rath zur Hand sind und von ihnen gegen Früchte gern euro- 
päische Kleinigkeiten, insbesondere eiserne Instrumente und Tabak, ein- 
tauschen. Trotz ihres, Europäern gegenüber friedfertigen Verhaltens sind sie 
eingestandenermassen Anthropophagen. Sie lcben mit den Bergbewohnern 
in beständiger Fehde und jeder Gefangene oder Getödtete wird unverzüglich 
verspeist. 
P Nach Anstellung von Ebbe- und Fluth-Beobachtungen und Auffüllung von 
Holz und Wasser verliess ich den Carteret-Hafen am 21. August unter Dampf, 
zu welchem wegen Windstille auch in den folgenden Tagen ab und zu die Zu- 
Aucht genommen werden musste. 
Am 25. August befanden wir uns in Sicht der schönen hohen Berge der 
Insel Bougainville, und zwar vor der grossen in der Karte angedeuteten Bai, 
welche in dieser Karte nördlich und südlich durch Riffe und eine punktirte Linie 
nahezu geschlossen ist. Da es bei den immer noch flauen Winden zweckmässig 
erschien, das Holz aufzufüllen und die Untersuchung der Bai von nautischem und 
wissenschaftlichem Werthe war, lief ich ein. Noch ausserhalb der Bai Hess 
die Wasserfarbe auf weniger tiefes Wasser schliessen, und einzelne auffallende 
Streifen voraus veranlassten mich, Boote zur Sondirung hinzusenden, während 
ich gleichzeitig vom Schiffe aus eine Tieflothung nahm. Vom Schiffe, wie von
	        
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