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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

Die Bevölkerung liegt hier vorzugsweise dem Ackerbau und dem Fisch- 
fang ob, während die Industrie, wie sich an den wenigen kunstfertig her- 
gestellten Waffen und anderen Artikeln zeigt, zurücktritt. Die fast immer um- 
zäunten Pflanzungen gehören bestimmten Besitzern und der dadurch erzeugte 
Eigenthumsbegriff scheint die Leute ehrlicher und die ganze Lebensweise sie 
friedfertiger zu machen, als an anderen Stellen der grossen Insel. Das Schiff 
war beständig von hunderten von Kanoes umgeben und zahllose Eingeborne, 
unter denen auch ein weisser Albino, hielten den Strand besetzt. Als Tausch- 
artikel boten sie fast nur Früchte und Fische an. Schweine, von denen einige 
in den Dörfern angetroffen wurden, waren sie nicht zu bewegen abzulassen. 
Nach Einnahme von Holz und Wasser, was durch sehr heftigen und nicht 
häufig unterbrochenen Regen erschwert wurde, verliess ich den Platz bereits 
wieder am 6. August, an der Küste eine Strecke von 50 Seem. weiter auf- 
kreuzend, um dann nach der Blanche Bay in Neu-Britannien hinüberzuhalten. Der 
Gegenstrom hatte hier an Stärke zugenommen, während die conträren Winde so 
lau blieben, dass das Schiff durchschnittlich nur 1.5 bis 2.5 Knoten Fahrt lief. 
In der Nacht vom 10. zum 11. August verliess ich die Küste von Neu- 
Irland, um nach der Blanche Bay herüber zu kreuzen, in welche wir am 12. 
unter Dampf einliefen und in Greet-Harbour ankerten. 
Der östliche Theil der Insel New- Britain besitzt‘ eine von derjenigen 
Neu-Irlands und Neu-Hannovers ganz verschiedene Natur, wie sich dies schon 
in der äusseren Erscheinung des gesichteten Landes kennzeichnet. In Stelle 
des durchlaufenden Gebirgszuges jener Inseln kommt hier zunächst ein einzelner 
hoher kegelförmiger Berg in Sicht (wir hatten ihn bereits vor vier oder fünf 
Tagen zum ersten Male gesehen) „die Mutter“, dem sich zu beiden Seiten — 
alle drei fast in einer Linie liegend — die ihm ganz ähnlichen, aber etwas 
niedrigeren „Töchter“ anschliessen. 
Diese drei eigenthümlichen Berge von neuer vulkanischer Formation er- 
heben sich unmittelbar aus dem Meere und stehen nebst zwei, sich an der 
Rückseite an sie anlehnenden, noch in schwach activer Thätigkeit befindlichen 
Vulkane auf einer schmalen Halbinsel, die nur durch eine noch schmalere 
Landzunge mit der Insel hakenförmig verbunden ist, und hinter welcher die 
lurch den Besuch des englischen Kriegsschiffes „Blanche“ erst 1872 bekannt 
gewordene Blanche-Bay mit ihren beiden ausgezeichneten Häfen Simpson und 
Greetharbour liegt. 
Sowohl der äusseren Küste, wie der Küste der Bai fehlt ganz das den 
meisten grösseren Inseln dieser Gegend Eigenthümliche: die, die Küste umgebende, 
Mangrovesumpf-Bildung. Abgesehen von den erwähnten kegelförmigen Bergen, 
wird vielmehr die Küste von einem 100 bis 250 Met. hohen, hügeligen, theils 
bewaldeten, theils angebauten, theils auch kahlen Höhenzuge gebildet, hinter 
welchem hügelige Hochplateaus mit hügeligen Niederungen wechseln. Der An- 
blick der Küste erinnert in auffallender Weise an diejenige vieler schöner 
Baien Schleswig-Holsteins. 
Es gelang hier, für die Schiffsbesatzung nicht nur einige Gerichte der, 
der Kartoffel sehr nahe stehenden Taros und Bananen, sondern sogar einige 
Schweine zu erwerben, was für den Gesundheitszustand der auf dieser Reise 
nunmehr wiederholt auf so ausnahmsweise lange Zeit auf Seekost angewiesenen 
Mannschaft ohne Zweifel von grossem Gewinn war. 
Leider besitzt die Blanche-Bay kein süsses Wasser in einer unserem 
Bedarf entsprechenden Quantität. Die Ursache liegt zum grossen Theile in der 
Beschaffenheit des Bodens, welcher aus einer Art von sehr porösem Tuffgestein 
und Tuffsand besteht, der das Wasser aufsaugt, ohne es wieder zum Vorschein 
kommen zu lassen. Es scheint hier gleichzeitig auch Regen ganz im Gegensatz zu 
Neu-Irland selten zu sein. Scheinbar sprudeln am Strande verschiedene Quellen 
hervor, indess sowohl dieses Wasser, wie das in einem mehrere hundert Schritt 
langen tiefen Wasserlauf, ist nahezu kochend, salzig und schweflig. Die Ein- 
gebornen gewinnen das wenige Wasser, dessen sie bedürfen (sie kochen und 
waschen nicht und gebrauchen vorzugsweise Kokosmilch als Getränk), aus 
Löchern, die sie in der Nähe des Strandes graben, und aus welchen sie das 
stwas brackige Wasser in Kokosschalen schöpfen und so aufbewahren. 
Der Eindruck, welchen der Charakter der Eingeborenen machte. war
	        
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