Zum Vermessen wurde ein Kutter unter dem Navigations- Offizier Capi-
tain-Lieutenant Jeschke nach der Pyron-Strasse, der andere unter Unter-
lieutenant Credner nach der Küste östlich, und eine Jolle unter dem ÖOber-
steuermann nach den benachbarten Buchten westlich detachirt, während wieder
Pegelbeobachtungen gemacht wurden und mit allen Kräften Bäume gefällt und
Holz eingenommen wurde,
Capitain-Lieutenant Jeschke kehrte am 1. August, d. h. früher aus der
20 Seem. entfernten Byron-Strasse zurück, als ich ihn erwartet hatte. Die
Veranlassung war das feindselige Verhalten Seitens einer Menge von Kanoes
in der Strasse. Ohne irgend welche Veranlassung wurden dem Kutter, als er
in der Nähe eines Dorfes vorbeifuhr, von mehreren Booten aus Wurf-Speere nach-
gesandt, von denen einer dem Bootssteuerer durch den Oberarm ging. Capitain-
Lieutenant Jeschke sah sich daher veranlasst zu feuern und ein Paar der
Eingebornen niederzustrecken, worauf die Boote sich zurückzogen. In Folge
des bei dem Bootssteuerer durch die Wunde erzeugten Wundfiebers kehrte der
genannte Offizier zur Erlangung ärztlicher Hülfe zurück. Den Hauptzweck der
Entsendung des Bootes hatte er erfüllt, da eine schiffbare Passage durch die
Byron-Strasse gefunden und die dort existirenden Inseln grossentheils festge-
legt worden waren. Der westliche Theil der Strasse blieb allerdings unver-
messen.
Gegen einen in der Nähe des Schiffes auf Jagd befindlichen Deckoffizier,
der sich von seinen Kameraden durch Zufall getrennt hatte, erwiesen sich die
Eingebornen ebenfalls feindselig, indem sie ihn mit Steinen warfen. Da beide
Läufe seines Gewehrs versagten, wäre er in schlimmer Lage gewesen, wenn
nicht ein Häuptling rechtzeitig dazwischen getreten wäre und ihn nach dem
Strande geführt hätte,
Bei diesen an den Tag. gelegten feindseligen Gesinnungen hielt ich es
für wohl möglich, dass auch der andere Kutter angegriffen sei, da er länger
ausblieb, als ich nach der ihm ertheilten Aufgabe erwartet hatte. Ich schickte
daher zwei andere armirte Boote zur Recherche in derselben Richtung. Gegen
Abend kehrten alle drei Boote zurück. Unterlieutenant Credner war eben-
falls durch Speerwürfe angegriffen und hatte dann die Boote durch einen Schuss,
auf welchen einer der‘ Eingebornen fiel, zurückgeschreckt.
Die Lage der Dörfer, welche hier grossentheils ganz versteckt auf schwer
zugänglichen Anhöhen liegen, lassen darauf schliessen, dass die Eingebornen
öfter Krieg unter einander führen, und dass das feindselige Verhalten gegen
unsere Boote in dieser Gewohnheit begründet ist. Durch Zufall und gegen den
Willen der Eingebornen kam ich in ein solches Dorf, in welchem Anzeichen
vorhanden waren, dass die Bewohner Anthropophagen sind.
Am 2, August verliess ich diese Bucht unter Dampf, in der Nacht zwi-
schen der Sandwich-Insel und einer westlich von ihr gelegenen, in den Karten
nicht angegebenen Insel, sodann immer dicht unter der Küste aufkreuzend, wo
ich weniger Strom fand, ziemlich gut vorwärts kam und im Stande war, den
Verlauf der Küste zu bestimmen. Auf der Fahrt längs dieses sehr hübschen
und durchschnittlich sehr wohl angebauten Theiles der bergigen Küste Neu-
Irlands wurden wir bei Tage in der Regel von einer grossen Anzahl Kanoes
ımschwärmt, welche Früchte und andere Artikel zum Tausch anboten.
Da das grossentheils sumpfige Terrain der letztangesteuerten Bucht, so-
wie der Mangel an Dörfern dort wenig Gelegenheit zu naturwissenschaftlichen
(insbesondere nicht zu ethnographischen, zoologischen und geologischen) Beob-
achtungen der Insel Neu-Irland geboten hatte, lief ich bereits am 4. August
unter Segel eine andere kleine Bucht mit einem kaum eine Schiffslänge breiten
Eingange an, in deren Nähe mehrere grosse Dörfer am Sandstrande unter Pal-
men lagen. Der die Insel hier durchziehende ca. 600 Met. hohe granitische
Gebirgsrücken fällt nach dieser Seite in seinen oberen Theilen steil ab, zwi-
schen ihm und dem Strande bildet aber eine Reihe von Hügeln viele sehr hüb-
sche von Wasserläufen durchzogene Thäler, die ebenso wie die Hügel selber
grossentheils in sehr guter Cultur gehalten sind. Die Küsten-Linie selbst ist,
wie überall auf Neu-Irland und Neu-Hannover von einem gehobenen Korallen-
kalkriff gebildet, das stellenweise durch Verwitterung den für die Cultur der
Kokospalme so geeigneten Strand bildet,