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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

Zum Vermessen wurde ein Kutter unter dem Navigations- Offizier Capi- 
tain-Lieutenant Jeschke nach der Pyron-Strasse, der andere unter Unter- 
lieutenant Credner nach der Küste östlich, und eine Jolle unter dem ÖOber- 
steuermann nach den benachbarten Buchten westlich detachirt, während wieder 
Pegelbeobachtungen gemacht wurden und mit allen Kräften Bäume gefällt und 
Holz eingenommen wurde, 
Capitain-Lieutenant Jeschke kehrte am 1. August, d. h. früher aus der 
20 Seem. entfernten Byron-Strasse zurück, als ich ihn erwartet hatte. Die 
Veranlassung war das feindselige Verhalten Seitens einer Menge von Kanoes 
in der Strasse. Ohne irgend welche Veranlassung wurden dem Kutter, als er 
in der Nähe eines Dorfes vorbeifuhr, von mehreren Booten aus Wurf-Speere nach- 
gesandt, von denen einer dem Bootssteuerer durch den Oberarm ging. Capitain- 
Lieutenant Jeschke sah sich daher veranlasst zu feuern und ein Paar der 
Eingebornen niederzustrecken, worauf die Boote sich zurückzogen. In Folge 
des bei dem Bootssteuerer durch die Wunde erzeugten Wundfiebers kehrte der 
genannte Offizier zur Erlangung ärztlicher Hülfe zurück. Den Hauptzweck der 
Entsendung des Bootes hatte er erfüllt, da eine schiffbare Passage durch die 
Byron-Strasse gefunden und die dort existirenden Inseln grossentheils festge- 
legt worden waren. Der westliche Theil der Strasse blieb allerdings unver- 
messen. 
Gegen einen in der Nähe des Schiffes auf Jagd befindlichen Deckoffizier, 
der sich von seinen Kameraden durch Zufall getrennt hatte, erwiesen sich die 
Eingebornen ebenfalls feindselig, indem sie ihn mit Steinen warfen. Da beide 
Läufe seines Gewehrs versagten, wäre er in schlimmer Lage gewesen, wenn 
nicht ein Häuptling rechtzeitig dazwischen getreten wäre und ihn nach dem 
Strande geführt hätte, 
Bei diesen an den Tag. gelegten feindseligen Gesinnungen hielt ich es 
für wohl möglich, dass auch der andere Kutter angegriffen sei, da er länger 
ausblieb, als ich nach der ihm ertheilten Aufgabe erwartet hatte. Ich schickte 
daher zwei andere armirte Boote zur Recherche in derselben Richtung. Gegen 
Abend kehrten alle drei Boote zurück. Unterlieutenant Credner war eben- 
falls durch Speerwürfe angegriffen und hatte dann die Boote durch einen Schuss, 
auf welchen einer der‘ Eingebornen fiel, zurückgeschreckt. 
Die Lage der Dörfer, welche hier grossentheils ganz versteckt auf schwer 
zugänglichen Anhöhen liegen, lassen darauf schliessen, dass die Eingebornen 
öfter Krieg unter einander führen, und dass das feindselige Verhalten gegen 
unsere Boote in dieser Gewohnheit begründet ist. Durch Zufall und gegen den 
Willen der Eingebornen kam ich in ein solches Dorf, in welchem Anzeichen 
vorhanden waren, dass die Bewohner Anthropophagen sind. 
Am 2, August verliess ich diese Bucht unter Dampf, in der Nacht zwi- 
schen der Sandwich-Insel und einer westlich von ihr gelegenen, in den Karten 
nicht angegebenen Insel, sodann immer dicht unter der Küste aufkreuzend, wo 
ich weniger Strom fand, ziemlich gut vorwärts kam und im Stande war, den 
Verlauf der Küste zu bestimmen. Auf der Fahrt längs dieses sehr hübschen 
und durchschnittlich sehr wohl angebauten Theiles der bergigen Küste Neu- 
Irlands wurden wir bei Tage in der Regel von einer grossen Anzahl Kanoes 
ımschwärmt, welche Früchte und andere Artikel zum Tausch anboten. 
Da das grossentheils sumpfige Terrain der letztangesteuerten Bucht, so- 
wie der Mangel an Dörfern dort wenig Gelegenheit zu naturwissenschaftlichen 
(insbesondere nicht zu ethnographischen, zoologischen und geologischen) Beob- 
achtungen der Insel Neu-Irland geboten hatte, lief ich bereits am 4. August 
unter Segel eine andere kleine Bucht mit einem kaum eine Schiffslänge breiten 
Eingange an, in deren Nähe mehrere grosse Dörfer am Sandstrande unter Pal- 
men lagen. Der die Insel hier durchziehende ca. 600 Met. hohe granitische 
Gebirgsrücken fällt nach dieser Seite in seinen oberen Theilen steil ab, zwi- 
schen ihm und dem Strande bildet aber eine Reihe von Hügeln viele sehr hüb- 
sche von Wasserläufen durchzogene Thäler, die ebenso wie die Hügel selber 
grossentheils in sehr guter Cultur gehalten sind. Die Küsten-Linie selbst ist, 
wie überall auf Neu-Irland und Neu-Hannover von einem gehobenen Korallen- 
kalkriff gebildet, das stellenweise durch Verwitterung den für die Cultur der 
Kokospalme so geeigneten Strand bildet,
	        
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