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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 53. Bd. Nr. 5
Es ist außerdem zwecklos, die Genauigkeit über das durch praktische Bedürfnisse vorgeschriebene Maß
hinaus zu steigern.
Vor allem ist bei Zeitreihen eine Beschränkung notwendig, weil die im Laufe längerer Zeiträume
auftretenden unkontrollierbaren Einflüsse gering gehalten werden müssen. Es handelt sich hierbei haupt
sächlich um die natürlichen und künstlichen Veränderungen des Flnßlaufes. So hat z. B. die Wasser
oberfläche des Hafens von Hamburg sich in den Jahren 1870 bis 1929 von 362 auf 1667 ha vergrößert*’).
In Hamburg wird infolgedessen eine Senkung des N.W. festgestellt. Nach Granzin* 8 ) hat der Tidenhub
durch die Baggerungen im Laufe von 25 Jahren um 25 cm zugenommen. Man wird sich aus diesen
Gründen bei der Auswahl an das neueste Material halten und den Umfang nicht über das durch die
Genauigkeit bedingte Maß ausdehnen. Da augenblicklich die Hafenerweiterung in Hamburg zu einem
Abschluß gelangt ist, kann damit gerechnet werden, daß die aus den Beobachtungen der letzten Jahre
gewonnenen Ergebnisse fürs erste keinen Veränderungen ausgesetzt sein werden. Das Jahrzehnt 1920 bis
1929 hat nur noch einen verhältnismäßig geringen Zuwachs der Wasserfläche des Hafens von 1657 auf
1697 ha gebracht, so daß den Beobachtungen dieser Zeit eine ziemliche Beständigkeit gegen zeitliche Ver
änderungen innewohnen dürfte.
Als Ausgangsmaterial wurde die zweite Hälfte dieser Periode, die Abflußjahre 1925 bis 1929 (1. No
vember 1924 bis 31. Oktober 1929) gewählt. Von der Verwendung neueren Materials mußte mit Rücksicht
auf die Einheitlichkeit der benutzten Maße abgesehen werden, da seit dem 1. März 1930 der Luftdruck
statt in mm in mb (1 Millibar = 0,75008 mm Hg) gemessen wird. Der Umfang des Materials beträgt
rd. 3500 Einzelwerte, von denen noch die Eistage abgezogen wurden, da durch die Eisführung der Elbe
die Wasserstände erheblich beeinflußt werden. Es verbleiben schließlich 3181 Stauwerte sowohl für H.W.
wie für N.W. Der Umfang des Materials ist also bedeutend größer als bei den meisten oben erwähnten
Untersuchungen, und zwar in erster Linie deswegen, weil der schwache Einfluß des Oberwassers bei
einem Kollektiv von z. B. einem Jahr wegen seines großen prozentualen Fehlers nicht deutlich hervortritt.
Es hätte bei der Auswahl des Materials nahegelegen, auf denjenigen Zeitraum zurückzugreifen, der
für die periodischen Vorausberechnungen verwendet worden ist. Das sind die Jahre 1901 bis 1919. Ab
gesehen davon, daß sich die periodische Vorausberechnung notwendig über bestimmte längere Zeitspannen
erstrecken muß, ist die Heranziehung des gleichen Beobachtungsmaterials deswegen nicht nötig, weil die
periodische Vorausberechnung keine festen Mittelwerte für die Wirkung der nichtperiodischen Einflüsse
enthält, sondern auf einen beweglichen Ausgangspunkt, das Kartennull, bezogen ist. In Hamburg fällt
das Kartennull mit dem mittleren Springniedrigwasser zusammen. Die Vorausberechnungen der Gezeiten
tafeln sind daher gegen Veränderungen des mittleren Springniedrigwassers unempfindlich. Die Stau-
berechnung für einen beliebigen Zeitraum erfolgt so, daß für das Kartennull der Wert des mittleren
Springniedrigwassers dieses Zeitraumes eingesetzt wird. Für die Jahre 1925 bis 1929 beträgt dessen Höhe
-f 2,96 m ü. HN.
Tabelle 3.
Nullpunkte.
Höhe in m
Bezeichnung
Abkürzung
Uber NN
über HN
Normal-Null
NN
—
-j- 3,538
Hamburger-Null
HN
3,538
—
Karten-Null
KN
— 0,582
-(- 2,956
Pegel-Null-Artlenburg
PN
— 2,990
+ 6,528
(Oberwasser)
Die Vorausberechnungen, die für die Ermittlung des Staues benutzt wurden, sind von der Gezeiten
abteilung der Deutschen Seewarte nach einem neuen Verfahren ermittelt und weichen daher von den
S7 ) Der Hafen von Hamburg 1929, Verz. Nr. 4.
ss ) Verz. Nr. 20.