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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 4G. Bd. Nr. 2.
benutzt. Diese Maßnahme bewährte sich sehr. Sämtliche Registrierungen von der ersten bis zur letzten
zeichnen sich durch große Klarheit aus, und besonders bei den starken Schwankungen der relativen
Feuchtigkeit treten alle Einzelheiten deutlich hervor.
Der laufende Beobachtungsdienst wurde so eingerichtet, daß an den Terminen 7, 14 und 2 l h alle
meteorologischen Elemente beobachtet wurden. Daneben wurde noch zu den geraden Stunden die Be
wölkung nach Menge, Art und Zugrichtung notiert und außerdem auf jede etwa dazwischen auftretende
Änderung besonders geachtet.
Der Beginn der Pilotvisierungen wurde leider durch die ungünstige Witterung verzögert, die
unter dem Einfluß einer westlich von England liegenden Depression stand. Ein am 4. April morgens
aufgelassener Pilot tauchte bereits in 250 m Höhe in die stets geschlossene Wolkendecke ein, aus der
auch noch zeitweise Regen fiel. Auch die beiden folgenden Tage, an denen sich das Schiff im Westen
des Kanals und auf der Höhe des Golfes von Biseaya befand, standen noch ganz unter der Einwirkung
der von der erwähnten Depression ausgehenden Randstörungen und ließen bei trübem, regnerischem,
teilweise auch nebligem Wetter keine Höhenmessungen zu. Erst nachdem am 7. April morgens der Wind
auf NW herumgegangen war und sich das Schiff im Bereich polarer Luft befand, trat Aufklaren mit
guter Sicht ein. Die ersten Pilotvisierungen wurden ausgeführt, doch ließ eine besonders starke Dünung
mit erheblichem Schlingern des Schiffes die Erreichung von großen Höhen noch nicht zu, zumal sich
die Verfasser erst mit der ihnen noch ungewohnten Methode der Pilotvisierung vom fahrenden Schiff
aus vertraut machen mußten. Der folgende Tag (8. April) war in dieser Beziehung noch ungünstiger.
Die starke Dünung stand senkrecht auf Steuerbord und ließ das Schiff so stark schlingern und stamp
fen, daß mehrfache Versuche einen Piloten abzulassen, aufgegeben werden mußten. Der Theodolit war
nur durch beständiges Festhalten vor dem Abgleiten zu bewahren, und auch der visierende Beobachter
hatte bei der großen Schräglage des Schiffes nicht genügend festen. Stand.
Mit dem Passieren eines von Island bis westlich der Azoren reichenden Hochdruckrückens flaute
am 9. April der Wind stark ab. Die gleichzeitig eintretende Bewölkungsabnahme währte aber nur kurze
Zeit, denn bereits nachmittags befand sich das Schiff in einer neuen Regenzone. Die Azoren wurden
abends unter anhaltendem Regen passiert. Die Umrisse der Insel San Miguel waren steuerbords er
kennbar. Ihre Gipfel steckten in einer Wolkenhaube.
Auch die beiden nächsten Tage brachten noch sehr viel niedrige Bewölkung mit zunächst noch
häufigen, dann nachlassenden Regenschauern. Am 11. früh wurde eine starke aber schmale Nebelzone
durchschnitten. Die Temperatur stieg allmählich bis auf 20° an. Die dann ab 12. einsetzende Auf
heiterung war nur von sehr kurzer Dauer, denn eine bereits am, folgenden Tage einsetzende starke
Zunahme der Cu-Bildung ging nachmittags in einen regelrechten Wetterumschlag über. Kaltluftein
brüche aus SE mit lebhaften Regenschauern wurden unter 28 : NBr. passiert. Sie können nur als um
gelenkte Polarluftmassen gedeutet werden, die auf der Rückseite einer von Norden her so weit nach
Süden vorgestoßenen Tiefdruckrinne durchgebrochen waren. Das Subtropenhoch war jedenfalls nicht
ausgebildet gewesen. Ein heiterer Himmel der Subtropen wurde auch in den folgenden Tagen nicht
angetroffen. Der tägliche Bewölkungsgang zeigte eine gewisse Regelmäßigkeit. Morgens lag ein schwerer
Str-eu-Himmel, aus dem Regenstreifen herabhingen, über der See. Später trat dann Aufklärung ein,
wobei einzelne hohe Cu-Türme auffielen, deren Kappen sich in der Westtrift umbogen. Am Abend
stellten sich meist hohe Wolken ein. Obgleich die mittlere nördliche Grenze des Nordostpassats in
zwischen erreicht war, wurde er nicht in typischer Ausbildung vorgefunden. Die Windrichtung blieb
bis zum äußersten Inselkranz von Westindien E bis SE. Dies könnte zwar als Ablenkung durch den
südamerikanischen Kontinent gedeutet werden, doch sprach die starke Bewölkung dagegen, in diesem
Luftstrom einen solchen mit absteigender Tendenz zu sehen, die man doch dem Passat zusprechen müßte.
Auch als das Schiff sich am 18. der Insel Barbados näherte, war von einer Ausbildung des subtropischen
Hochs nichts zu spüren. Vielmehr war, wie die Wetterkarte lehrt, die Verbindung mit den höheren
Breiten hergestellt, und eine besonders heftige Böentätigkeit setzte ein. Eine gut ausgebildete Bogenbö
ergab 24 mm Regen. Auffallend war, daß die Böen alle mit starken Südkomponenten herankamen.