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3. Die Anwendung der Lehre vom Magnetismus in der Navigation,
a. Untersuchung von eisernen Schiffen in Bezug auf ihre Deviations-Verhältnisse.
Es wurden nach der Anlage I im Jahre 1885 75 Schiffe in Bezug auf die Deviations-Verhältnisse ihrer Kompasse
untersucht, und zwar:
1. In Hamburg 23 Dampfer und 5 Segelschiffe,
2. „ Flensburg 4 „ „ — „
3. „ Kiel 3 „ „ 3 „
4. „ Neufahrwasser.. 29 „ (darunter 14 Torpedoboote),
5. „ Bremerhaven ... 6 „ ( „ 5 „ „ ) und 2 Segelschiffe.
Tm Ganzen sind also 10 Fahrzeuge weniger als im Vorjahre, nach Abrechnung der Torpedoboote sogar
29 weniger untersucht worden; der grösste Theil der untersuchten Schiffe entfällt auf Hamburg. Die Ur
sachen der Verminderung sind bereits im vorigen Jahres-Berichte (Seite 27) mitgetheilt worden; zu dem
an jener Stelle Gesagten mag nur noch hinzugefügt werden, dass, da bereits gegen 80 Prozent sämmtlicher,
für Hamburger Rechnung fahrender eiserner Seeschiffe in Bezug auf die Deviation ihrer Kompasse unter
sucht worden sind, und, wo immer die Regulirung der Kompasse vorgenommen, die Beschaffung besserer
Kompasse, wenn dieselben nicht schon vorhanden waren, angeordnet und die Aufstellung und Kompen-
sirung verbessert wurde, auch die Nothwendigkeit einer Neuregulirung naturgemäss stets seltener werden
musste. Es ist überdies in Folge der Thätigkeit der Abtheilung auf diesem Gebiete und durch das regel
mässige Führen der Deviations-Journale Seitens der Schiffsführer, wodurch Mängel in der Qualität der
Kompasse leichter konstatirt werden konnten, ein bedeutender Fortschritt in der Konstruktion der Kompasse
selbst zu verzeichnen; es werden die Schiffe im Allgemeinen mit besseren Kompassen ausgerüstet, so dass
bei dem ebenfalls durch Unterricht auf der Seewarte geförderten wachsenden Verständnisse für die Grund
züge der Deviationslehre jetzt fast nur noch bei neuerbauten oder einer bedeutenden Reparatur unterzogen
gewesenen Schiffen die Dienste der Abtheilung für die Regulirung der Kompasse in Anspruch genommen
werden.
b. Das regelmässige Führen der Deviations-Journale und deren Diskussion. Im
Berichts-Jahre wurden 103 Deviations-Journale ausgegeben und 91 zurückgeliefert: von Dampfern 75, von
Segelschiffen 16. Die Schiffe, deren Kapitäne übrigens grösstentheils als dauernde Mitarbeiter angesehen
werden können, vertheilen sich wie folgt:
1) Dampfer: ,
Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft . 21 Deviations-Journale,
Norddeutscher Lloyd 3 „ „
Hamburg-Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft 17 „ „
Kosmos-Linie 12 „ „
Frachtdampfer verschiedener Hambg. u. Bremer Firmen. 22 „ „
zusammen 75 Deviations-Journale.
2) Segelschiffe:
von Hamburg
„ Bremen. .
„ Elsfleth .
27 Deviations-Journale,
zusammen 32 Deviations-Journale.
Das Führen des Journales Seitens der Schiffsführer hat gegen das Vorjahr zugenommen und sind
mehrere neue Mitarbeiter, besonders von Segelschiffen, zu verzeichnen. Es spricht dieses um so mehr für
das wachsende Verständniss der Deviationslehre Seitens der Schiffsführer, als es Grundsatz ist, solchen der
selben, welche nicht vollständige und für die Förderung der Deviationslehre brauchbare Beobachtungen
einliefern, keine Journale weiter zu verabfolgen. Bezüglich der geringen Betheiligung der Agenturen der
Seewarte an der Herbeischaffung brauchbaren Beobachtungs-Materiales kann nur auf das verwiesen werden,
was im vorigiährigen Jahres-Berichte, Seite 28, gesagt worden ist.
An der Diskussion der Deviations-Journale konnte auch in diesem Jahre wenig gearbeitet werden,
theils wegen der gesteigerten Inanspruchnahme der Abtheilung durch die Prüfung nautischer Instrumente,
namentlich der Sextanten, theils auch wegen der ungenügenden Besetzung der Stelle des ersten Assistenten.