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der Seewarte durch Dr. W. Sch aper von Lübeck angestellten Untersuchungen überein. Da diese Unter
suchungen im Anschlüsse an die von der Seewarte selbst angestellten Beobachtungen im Sommer 1886
ausgeführt worden sind, so wird der betreffende Bericht in dem Jahres-Berichte 1886 zum Abdrucke
kommen.
Magnetische Deklination (Variation des Kompasses). Aus einer grösseren Anzahl von Beobachtungen,
welche zwischen dem 28. April und dem 30. Dezember des Berichts-Jahres von verschiedenen Beobachtern
angestellt worden sind (es sind 40 einzelne Beobachtungs-Reihen), ergiebt sich ein auf das Mittel eines
jeden Tages reduzirter Werth der magnetischen Deklination für 1885.6 von 12° 36'.i9 W. Es würde sich
daraus eine Aenderung der magnetischen Deklination während des Jahres von —9'.o ergeben, da im vorigen
Jahre der Mittelwerth 12° 46'.2 W. betrug; jedoch muss bemerkt werden, dass wegen der in früheren Jahres-
Berichten erwähnten ungünstigen Verhältnisse im Kompass-Observatorium auf die Bestimmungen in den
beiden vorhergehenden Jahren sofern das schwer zu bestimmende Element der säkularen Aenderung dabei
in Betracht kommt, kein allzu grosses Gewicht gelegt werden kann.
Magnetische Inklination. Aus 25 Beobaclitungs-Reihen, ausgeführt mit dem Nadel - Inklinatorium
(theils mit jenem von Mey erstein, theils mit jenem von Cas ella) zwischen dem 29. Mai und dem 24. De
zember des Berichts-Jahres, ergiebt sich ein Mittelwerth der magnetischen Inklination für 1885.7 von
67° 47'.b N. Wie schon im vorigen Jahres-Berichte, Seite 29, hervorgehoben, sind die Beobachtungen mit
dem Nadel-Inklinatorium durch die in dem Beobachtungsraume herrschenden ungünstigen Verhältnisse be
sonders nachtheilig beeinflusst worden, aus welchem Grunde ein Schluss aus den dort ausgeführten Be
obachtungen auf die Säkular-Aenderung nicht gerechtfertigt erscheinen könnte. Dazu tritt noch der Um
stand, dass in der gegenwärtigen Epoche das in Frage stehende magnetische Element hinsichtlich seiner
Säkular-Aenderung sich einem Wendepunkt nähert, also die Aenderungen während eines Jahres sehr gering
sind. Eine über diese Frage sich verbreitende Untersuchung ist im Gange und wird das Resultat derselben
seinerzeit mitgetheilt werden.
Horizontal-Intensität. Es liegen zur Bestimmung dieses Elementes im Laufe des Berichts-Jahres
mehrere Beobachtungs-Reihen vor, welche ein um so grösseres Gewicht haben, weil sie ans den schon ge
nügend dargelegten Gründen die ersten waren, welche in den letzten beiden Jahren im Kompass-Obser
vatorium angestellt werden konnten. Eine Bestimmung vom 8. Juni ergab aus mehreren Reihen das Mittel
für die Horizontal-Intensität gleich 0.17848 C. G. S. (1.7848 G. E.). In dem vorhergehenden Jahres-Berichte
wurde, wie dort Seite 29 angedeutet, ein durch Extrapolirung mittels der Grösse 0.0022 G. E. gegebener
Werth der Horizontal-Intensität angeführt, der wohl für die praktischen Bedürfnisse genügen konnte, be
greiflicherweise aber für Ableitung der Säkular-Aenderung dieses Elementes nicht dienen kann. Eine
grössere Beobachtungs- Reihe wird zur genauen Ermittelung des Werthes gegenwärtig reduzirt und sollen
auch die Untersuchungen hierüber seinerzeit bekannt gegeben werden; soviel mag jetzt schon gesagt sein,
dass die jährliche Zunahme der Horizontal-Intensität gegenwärtig den oben angegebenen Werth nicht mehr
erreicht.
Ausser den in dem Kompass-Observatorium der Seewarte und dessen Umgebung ausgeführten
magnetischen Beobachtungen wurden im Berichts-Jahre auch wieder — wie früher — die drei magnetischen
Elemente auf dem Platze neben der Diebsteicher Mühle beobachtet, wobei — ausser den betreffenden Be
amten der Seewarte — die Theilnelimer des Lehrkursus mit verschiedenen Instrumenten thätig waren. Die
Resultate dieser Beobachtungen werden zusammen mit den in den Jahren 1883, 1882 und 1873 ausgeführten
in einer besonderen Abhandlung besprochen werden. Dabei mag erwähnt werden, dass von dem Direktor
der Seewarte persönlich die drei magnetischen Elemente, wie folgt, bestimmt wurden: im Jahre 1856 in
Hamburg, Kiel, Schleswig und Stade; im Jahre 1872 in Berlin (Sternwarte), Wilhelmshaven (5 Stationen)
und bei den Rehbergen (Berlin); im Jahre 1873 in Kiel (2 Stationen), Glückstadt, Wischhafen und Kuxhaven;
im Jahre 1874 in Berlin, Potsdam (mehrere Stationen), Kiel (Sternwarte); im Jahre 1876 in Kiel (Stern
warte); im Jahre 1883 ausser — wie die Jahres-Berichte erweisen — in Hamburg, in Kuxhaven. Es lässt
sich erwarten, dass sich aus diesen, über eine lange Reihe von Jahren, und zwar in ziemlich regelmässigen
Zwischenräumen angestellten Beobachtungs-Reihen werthvolle Resultate für die im unteren Elbe-Gebiete
vorgegangenen Aenderungen in den magnetischen Elementen werden ableiten lassen. Die betreffenden
Reduktionen wurden im Berichts-Jahre wesentlich gefördert.