Beobachten + Vorhersagen
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wechselhafte Wetter hat zu einer schnellen Abküh
lung geführt, wodurch In weiten Teilen der Ostsee
das Monatsmittel August geringfügig unter dem Mo
natsmittel Juli und unter dem langjährigen Mittelwert
des Monats August lag. Diese Tendenz setzte sich
im September fort.
Strömungen
Kenntnisse der Strömungsverhältnisse sind nicht
nur für die See- und Küstenschifffahrt von Bedeu
tung, Strömungen transportieren auch Salz, Wärme,
Nähr- und Schadstoffe, Fischlarven und vieles mehr.
Strömungsinformationen sind auch bei der Seenot
rettung, der Suche von über Bord gegangenen Con
tainern oder der Verdriftung von Ölteppichen uner
lässlich. Informationen über die Strömungen in Nord-
und Ostsee erhält das BSH aus seinen operationeilen
Modellen, durch Messungen an MARNET-Stationen,
sowie temporär durch verankerte Strömungsmesser,
z. B. den Strömungsmessungen an der Forschungs
plattform Fl NO 1.
Strömungsbedingte Transporte von Wassermassen
in der Deutschen Bucht und deren saisonale und
zwischenjährliche Variabilität hängen von der Luft
druckverteilung über dem Nordatlantik, d. h. von den
Windverhältnissen ab. Das lokale Windfeld über der
Nordsee bewirkt in der Deutschen Bucht die Aus
bildung von typischen Transport-, bzw. Zirkulations
mustern. Häufigkeit und Verteilung dieser Muster
ermöglichen eine Beurteilung der gesamten Trans
portverhältnisse. Die täglichen Strömungsmuster
werden in einem „Strömungskalender“ zusammen
gefasst. Generell herrscht in der Nordsee eine groß
räumig zyklonale, gegen den Uhrzeigersinn gerichtete
Zirkulation vor, die mit einem starken Einstrom von
atlantischem Wasser am nordwestlichen Rand und
mit einem Ausstrom über der Norwegischen Rinne
verbunden ist. Dieser „zyklonale“ Zirkulationstyp ist
auch in der Deutschen Bucht der häufigste Zirkulati
onstyp und wird überwiegend von westlichen Wind
lagen erzeugt.
Die Häufigkeit dieses zyklonalen Musters hat 2008
zugenommen: von 128 Tagen im Jahr 2007 auf
154 Tage. Dies entspricht genau dem 12-jährigen
Mittelwert, d. h. durchschnittlichen Wind- und Zirku
lationsbedingungen. Das Fehlen längerer Phasen
konstanter zyklonaler Zirkulation, von nur 11 Tagen
gegenüber 28 Tagen in 2007, weist auf eine stärkere
Wechselhaftigkeit im Windsystem hin. Eine „antizy-
klonale“ Zirkulation mit eher kontinentalen Winden
wurde an nur 57 Tagen beobachtet; das entspricht
einer Abnahme von 14 Tagen gegenüber 2007
(12-jähriges Mittel: 49 Tage). Der Typ „variable“
Strömungsmuster, der von Wirbelstrukturen geprägt
ist, verzeichnete eine geringe Abnahme von 113 auf
100 Tage und liegt leicht über dem 12-jährigen Mittel
von 91 Tagen.
Seegang
Die Schifffahrt ist auf zuverlässige Seegangsbeob
achtungen angewiesen. Informationen zur Wellenhöhe
(Windsee und Dünung) und zur Dünungsrichtung
sind wichtige Planungshilfen. Das BSH verfügt über
vier Seegangsmessstationen in der Nordsee, eine
fünfte Station liegt in der Ostsee im Arkona-Becken.
Die aktuellen Seegangsdaten werden für Schifffahrt,
Lotsen, Havariekommando und weitere Nutzer stünd
lich unter www.bsh.de zur Verfügung gestellt.
Extreme Seegangsereignisse wie in den November
monaten der beiden vorangehenden Jahre wurden
in 2008 nicht beobachtet; die Seegangshöhen der
Wintersaison 2008 entsprachen den langfristigen
Mittelwerten für diese Jahreszeit. Es gab jedoch im
Sommer drei für die Jahreszeit außergewöhnliche
Stürme über Norddeutschland: Am 23. Juni erreichte
der Seegang in der Deutschen Bucht an den Mess
stationen etwa 4 bis 4,5 Meter signifikante Wellen
höhe. Dies entspricht einer maximalen Wellenhöhe
von ca. 7 Metern. Auch in der westlichen Ostsee
wurden an der Station „Arkona-Becken“ an diesem
Tag Wellenhöhen von über 3 Metern gemessen. Der
zweite Sturm am 20./21. Juli mit signifikanten Wel