Beobachten + Vorhersagen
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ln Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen
Institut für historische Küstenforschung In Wilhelms
haven wurden anhand von sedlmentologlschen, geo
chemischen und palnyologlschen Untersuchungen
an einer ungewöhnlich mächtigen Torfschicht die
spät- und postglazialen Umweltbedingungen vor
ca. 9300 Jahren Im Bereich des Borkum Riffgrunds
rekonstruiert. Bisher werden diese sog. Basaltorfe In
der marinen Quartärforschung als Indikatoren für den
Meeresspiegelanstieg herangezogen. Die Ergeb
nisse zeigen jedoch, dass zwischen der Entstehung
der Torfe Im unmittelbaren Küstenhinterland und
Ihrer Überflutung durch den Anstieg der Nordsee ein
zeitlicher Versatz von ca. 1 300 Jahren liegt. Die be
kannten Daten müssen daher neu bewertet werden.
Auch In der Ostsee hat das BSH gemeinsam mit dem
IOW die seit 1994 laufende Kartierung weitergeführt.
Fertiggestellt wurde das Blatt „Rügen/Usedom“.
Die digitale Karte Im Maßstab 1:100000 liegt als
GIS-Datensatz vor und wurde In das meeresgeolo
gische Fachinformationssystem des BSH, „Shelf
GeoExplorer“ übernommen.
Um die Voraussetzungen zur Erstellung geologischer
Fachinformationen für den geplanten EU-Atlas der
Meere zu schaffen, hat die Arbeitsgruppe „Meeres
geologie“ des Dachverbandes der europäischen
Geologischen Dienste (EuroGeoSurveys) ein Projekt
Im Rahmen einer EU-weiten Ausschreibung bean
tragt. Als Kooperationspartner der BGR Ist das BSH
In diese Projektinitiative eingebunden.
Erdmagnetfeld
Informationen über die Missweisungen und deren
Änderungen, die durch das Magnetfeld der Erde
verursacht werden, sind trotz satellitengestützter
Navigationsverfahren weiterhin für die Seeschifffahrt
von Bedeutung. Das BSH aktualisiert daher laufend
den Atlas über die Störgebiete und die Gebiete un
sicherer Missweisung sowie die entsprechenden
Seehandbuchbeiträge, berechnet entsprechende
Werte für die Darstellung In Seekarten und stellt Kar
ten mit Isogonen (Linien gleicher Missweisung) her.
2008 wurden für 90 Seekarten Missweisungsangaben
berechnet und ein Beitrag für die Seehandbücher
ausgearbeitet.
Im Rahmen eines Projektes wurde damit begonnen,
den fachlichen Bearbeitungsprozess zur Berech
nung und Bereitstellung der Missweisungshinweise
für die Seekartenredaktion durch Einbindung In die
Geodatenlnfrastruktur des BSH auf eine effizientere
Methode umzustellen.
Meereskundliche Untersuchungen
Als Randmeere des Atlantischen Ozeans stehen
Nord- und Ostsee unter vergleichsweise starkem
Einfluss des Menschen. Eine hohe Besiedlungsdich
te, die Luftverschmutzungen durch Industrie und Ver
kehr zur Folge haben, Landwirtschaft sowie Intensive
Nutzungen z. B. durch Schifffahrt, Fischerei und zur
Energiegewinnung bleiben nicht ohne Auswirkungen
auf das Meer. Um die Veränderungen erkennen und
beurteilen zu können und notwendige Maßnahmen
anzuregen, werden Nord- und Ostsee In der AWZ
regelmäßig vom BSH untersucht. Für die Küstenge
wässer sind hingegen die Länder zuständig.
Wichtiger Rahmen für diese Arbeit sind nationale und
Internationale Überwachungsprogramme, die sich
dem Meeresumweltschutz verpflichtet haben, so das
Bund/Länder-Messprogramm (BLMP), das OSPAR-
Überelnkommen, das Helsinki-Übereinkommen und
künftig auch die europäische Meeresschutzstrategie
(Im Einzelnen S. 76 f).
Das BSH erhält seine ozeanographlschen, che
mischen und biologischen Umweltdaten Im Wesent
lichen durch:
• sein MARNET-Messnetz mit Insgesamt 9 auto
matischen Stationen (dazu S. 73), die laufend
physikalische Parameter wie Strömung, Seegang,
Salzgehalt und Temperatur sowie Radioaktivität,
Nährstoff- und Sauerstoffkonzentrationen und
meteorologische Parameter messen;