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Beobachten + Vorhersagen
Sätze passiver Mikrowellen des AQUA-Satelliten, die
der Bestimmung der aktuellen Meereisverteilung in
der Ostsee dienen. Für die Eis- und Oberflächentem
peraturkarten stehen die Standard-Datensätze be
reits eine Stunde nach Datenempfang zur Verfügung.
Zusätzlich erhielt das BSH im Rahmen des MarCoast-
Projekts (Marine and Coastal Environmental Informa
tion Services) spezifisch aufbereitete Fernerkun
dungsprodukte zur Bewertung des Meereszustandes
in Nord- und Ostsee. Dies sind Darstellungen der
aktuellen Verteilung von Chlorophyll, Gelb- und
Schwebstoff sowie der Sichttiefe. Als Mitglied des
MarCoast Validation Bureau hat das BSH mit seinen
Messungen maßgeblich zur Validierung der Fern
erkundungsprodukte beigetragen. Das MarCoast-
Projekt lief Ende 2008 aus. Nachfolger MarCoast 2,
an dessen Vorbereitung und Ausgestaltung das BSH
ebenfalls beteiligt war, wird inzwischen von der ESA
gefördert.
Vorhersagemodelle
Zur Unterstützung der marinen Dienste sowie für
zeitkritische Vorhersagen im Bereich der Nord- und
Ostsee betreibt das BSH ein System von operatio
neilen Vorhersagemodellen:
• das hydro- und thermodynamisch-numerische
Strömungsmodell, mit dem täglich Wasserstand,
Strömungen, Wassertemperatur, Salzgehalt und
Eisbedeckung berechnet werden; es ermöglicht
Prognosen für die nächsten 72 Stunden;
• die Ausbreitungsmodelle, die auf den Ergebnissen
des Strömungsmodells basieren, um bei Unfällen
auf See, einer radioaktiven Kontamination oder
aktuellen Meeresverschmutzungen Drift- und Aus
breitungsprognosen zu liefern;
• ein Staumodell, das zusätzlich für den Wasser
standsvorhersage- und Sturmflutwarndienst
betrieben wird.
Die Modellsimulationen des BSH, die u.a. der
DGzRS, der Deutschen Marine und Universitäten
zur Verfügung stehen, basieren auf meteorologischen
Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
In die Berechnung der Salzgehaltsverteilung werden
Abflussdaten für die deutschen Flüsse berücksichtigt,
die von der WSV und dem Schwedischen Meteoro
logischen und Hydrologischen Institut für den Ost
seeraum bereitgestellt werden.
2008 wurde eine neue Modellversion mit erhöhter
Auflösung und einem neuen Vertikalkoordinaten
system in den operationeilen Betrieb überführt.
Das neue Modell ermöglicht neben einer besseren
Darstellung von Strömungen, Fronten und Schich
tungsverhältnissen genauere Aussagen zur Aus
breitung von unterschiedlichen Stoffen. Ohnehin
werden die Vorhersagemodelle des BSH in enger
Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen
Partnern ständig weiterentwickelt, um die einzelnen
meereskundlichen Dienstleistungen zu verbessern.
2008 lagen die Schwerpunkte im Bereich der Imple
mentierung ökologischer Modelle und der Eismodel
lierung.
Geologie
Geologische Fachinformationen über den Aufbau
und die Dynamik des Meeresbodens sind eine
Grundvoraussetzung für die Nutzung und den Schutz
der Meere. Für eine möglichst flächendeckende
Erfassung der Bodenformen und Sedimentverteilung
auf dem Meeresboden in der AWZ von Nord- und
Ostsee hat das BSH ein umfassendes geologisches
Kartierungsprogramm gestartet.
In der Nordsee wurde 2008 die Kartierung westlich
der Insel Sylt fortgesetzt. In einem Multimethoden
ansatz wurden Fächerecholot, Seitensichtsonar,
sehr hochauflösende Chirp Sonar, Kastengreifer und
Unterwasser-Videokamera eingesetzt, um die Grund
lagen für die Erstellung moderner Sedimentkarten zu
schaffen. Erste Seitensichtsonardaten wurden unter
Berücksichtigung von Bodenproben und Videobil
dern klassifiziert; parallel dazu wertete das Institut für
Küstenforschung der GKSS entsprechende Daten
sätze aus der Fächerecholotvermessung aus.