4.3 Organische Stoffe
System Nordsee
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4.3.5 Polare Pestizide
Im Gegensatz zu den »klassischem, unpolaren Schadstoffen haben die meisten mo
dernen Pflanzenbehandlungsstoffe polare Eigenschaften und sind oft auch weniger
persistent. Sie umfassen eine Vielzahl verschiedener Stoffgruppen, so dass ihre Ana
lytik schwierig und aufwendig ist. Neben den in der Wasserrahmenrichtlinie der Euro
päischen Union (EU-WRR) aufgelisteten Pestiziden werden im BSH vor allem solche
Pestizide prioritär bestimmt, die in großen Mengen eingesetzt werden. Im Rahmen
der Meeresüberwachung wurden über 100 verschiedene Stoffe analysiert, von denen
etwa ein Drittel zu den modernen Pestiziden zählt.
Tafel 4-6: Herbizide
Herbizide (Unkrautbekämpfungsmittel) werden in großen Mengen in der Landwirtschaft eingesetzt und
gelangen direkt durch Auswaschung oder über die Flüsse ins Meer; über die Atmosphäre sind ebenfalls sig
nifikante Einträge möglich. Unter den Herbiziden ist eine Vielzahl verschiedener Stoffklassen zu finden. Die
gegenwärtig am häufigsten
angewendeten Herbizide gehören zu den Klassen Phenylharnstoffe, Triazine
und Phenoxyessigsäuren, denen eine Reihe strukturell ähnlicher Substanzen
zugeordnet sind.
Phenylharnstoff-Herbizide
O
O
O
O
HN^N^ 3
I 1
HN^^N^ CH 3
1 1
HN^N' CH 3
1 1
1 1
>
o -
I
00
>
O -
I
00
>
o -
I
00
>
o -
I
00
1 1
Vk
1 Cl
\ Cl
CH 3
CI
Chlortoluron
Fenuron
Diuron
Isoproturon
(Fortsetzung...)
Unter den verschiedenen Wirkstoffklassen der Pestizide nehmen die Herbizide auf
grund ihrer hohen Anwendungsmengen eine herausragende Position ein. Allein in
Deutschland werden einzelne Herbizide in Mengen von 500 bis über 10001 pro Jahr
angewendet. In den folgenden Abschnitten wird die Herbizidbelastung der Nordsee
im August 2007 dokumentiert und interpretiert. Anschließend werden Ergebnisse zu
jahreszeitlichen Veränderungen in der Herbizidbelastung der Deutschen Bucht vor
gestellt.
4.3.5.1 Herbizidgehalte des Meerwassers
Da die Elbe die stärkste Quelle für Schadstoffeinträge in die Deutsche Bucht und süd
östliche Nordsee darstellt, wurden Proben aus dem Elbeästuar in die Untersuchung
einbezogen. Der Pestizideintrag und demzufolge die Pestizidkonzentrationen des
Wassers unterliegen erheblichen jahreszeitlichen Schwankungen, die aus der saiso
nalen Anwendung der einzelnen Wirkstoffe resultieren (Theobald und Loewe 2009).