Dispergatoren - Pro und Contra
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Eine weitere Bekämpfungsmethode ist das an der Oberfläche schwimmende Öl gezielt zu verbrennen. Die
ser Vorgang, der als in situ Verbrennung (in situ burning) bezeichnet wird, erfordert eine Spezialausrüstung
und speziell geschultes Personal. Diese Methode Ist nur nach Prüfung des Einssatzfalles und unter Berück
sichtigung der Randbedingungen sinnvoll einzusetzen.
Bel der Unfallbekämpfung mit chemischen Mitteln sind
verschiedene Produktklassen und Wirkmechanismen zu
unterscheiden: Öl-Herder bewirken ein Zusammenziehen
des Öls auf dem Wasser und sollen ebenso wie die Solidi
fier (die Verfestigungsmittel) die Viskosität des Öls erhöhen
und so z. B. die mechanische Aufnahme erleichtern; so
genannte Sinker sorgen dafür, dass das Öl auf den Boden
absinkt; Shore-Line-Oleaner dienen zur Reinigung von
verschmutzten Küstenabschnitten, sie sollen das Öl von
Oberflächen ablösen ohne es zu dispergieren. Schließ
lich gibt es noch die z.T. im großen Umfang eingesetzten
Dispergatoren. Auf Grund der verschiedenen Polaritäten ist
Öl nicht Im Wasser löslich, es lässt sich im Wasser lediglich
dispergieren. Dispergatoren unterstützen und verstärken
die natürlich vorhandene Dispersion des Öls. Die Disper
sionsprodukte bestehen aus drei Hauptkomponenten: aus
Tensiden zur Verringerung der Grenzflächenspannung, aus
Lösemitteln zur Vermittlung der Tenside In den Ölfilm und
aus Additiven, die z. B. zur Konservierung und Ver
längerung der Lagerungsdauer des Produktes dienen.
Die Wirkwelse von Dispergatoren ist In Abbildung 4 sche
matisch dargestellt. Der Dispergator wird mit möglichst
geringer Tröpfchengröße auf das zu behandelnde Öl appli
ziert. Die Wirkkomponente, die Tenside, dringen unterstützt
durch die Im Dispergator enthaltenen Lösemittel In die
Ölphase ein. Sie lagern sich, bedingt durch Ihren amphilen
Charakter, den gleichzeitigen lipophilen und hydrophilen
Eigenschaften der Tensidmoleküle, am Öl-Wasser-Phasenübergang an. Dort setzen sie die Grenzflächen
spannung zwischen den beiden Phasen herab, wodurch wesentlich weniger kinetische Energie (z.B. durch
Wellenkräfte) erforderlich ist, um kleine Öltröpfchen aus dem Ölfilm herauszulösen. Durch die enthaltenen
Tenside wirkt ein Dispergator also ähnlich wie ein Spülmittel. Das Öl wird durch den Einsatz von Dispergato
ren nicht aus der Umwelt entfernt, sondern im Wasserkörper in Form kleiner Öltröpfchen verteilt. Hierdurch
vergrößert sich die Oberfläche des exponierten Öls um ein Vielfaches. Mineralöl kann von einigen in Meer
ubiquitär vorkommenden Mikroorganismen als Energiequelle genutzt werden. Die vergrößerte Oberfläche
erhöht die Bioverfügbarkelt für diese ölzehrenden Mikroorganismen, und das Öl kann somit schneller abge
baut werden.
Abb. 4: Schematische Darstellung der Wirkweise
von Dispergatoren (ITOPF 2010)