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Full text: 10, 1882

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Mit den liier vorgeführten Gezeiten von Pakhoi wollen wir zuin Öclilufs 
den Verlauf vergleichen, wie ihn Kapt. Davenport nach seinen Beobachtungen 
1678 schildert für die Barre von Tongkin. 
Derselbe berichtet: „Am 4. und 5. Juni 1678 (der Mond iu der zweiten 
Hälfte des Aries) waren die Fluthen sehr gering, am 5. fand ein Zurückfallen 
der Fluth um ungefähr 13 Stunden statt“. Zwei Tage nach dem Durchgang 
des Mondes durch den Aequator wurde also die vorher kleinere Fluth nun die 
gröfsere. „Aber vom 6. Juni bis zum 18. Juni beobachtete ich eineu sehr 
stetigen Verlauf der Gezeiten, jede Fluth beginnend mit Mondes-Aufgang, endend 
mit seinem Untergang, ebenso die darauf folgende Ebbe fortdauernd so lango 
der Mond unter dem Horizont war. Am 18. Juni aber war der Flutliwechsel 
kaum merklich, am 19. fand ein abermaliges Zurückfallen um 13 Stunden statt.“ 
Das Mondfluthintervall von 5 l /s Stunden für Pakhoi entspricht diesen Beobach 
tungen. Möglich, dafs die Beobachtungsstation für die eintägliche Fluthwellc 
noch günstiger lag als Pakhoi, andererseits findet die gröfste tägliche Ungleich 
heit des Hochwassers bei den Philippinen sowohl als bei Pakhoi nahe dem 
Solstitium statt. 
Es wurden verzeichnt bei Pakhoi Juli 1877 bis Juli 1878 
Aufeinander folgende Tage mit nur 
einer Ebbe und Fluth 
Juli 
12 
Januar . . . 
. 8 
August 
6 
Februar . . 
. 9 
September . . . 
7 
März . . . . 
. 8 
Oktober . . . . 
6 
April . . . . 
. 9 
November . . . 
11 
Mai 
. 9 
Dezember . . . 
10 
Juni 
. 10 
Die Beobachtungen von Davenport fanden also gerade in der Zeit des 
Jahres statt, in welcher die halbtägliche Welle am wenigsten hervortritt. 
So stellt sich die Ebbe und Fluth im Golf von Tongkin heraus als eine 
einfache Gezeitenerscheinung, in welcher die 24stiindige Periode durch die 
Konfiguration des Meeresbeckens ein beiuerkenswerthes Ucbergewieht erlangt 
hat. Die sorgfältige Beobachtung dor Ebbe und Fluth im Chinesischen Meere 
aber verspricht ganz besonderen Nutzen, da hier jene Erscheinungen, welche 
iin Golf von Mexico und im Adriatischen Meere durch mühsame Diskussion klar 
gestellt werden mufsten, aus einer 8 — 14tägigcu Beobachtungsreiho schon deutlich 
hervortreten. 
Betrachtet man die Angaben der Tabelle AH für diejenigen Tage allein, 
für welche nur eine tägliche Fluth beobachtet ist, und welche die gröfste 
Begelmäfsigkeit aufweisen, so tritt sehr deutlich hervor: Bei Norddeklination 
sind die Höhen gröfser und die Fluthintervalle kleiner als bei Süddeklination. 
Wie weit hier die parallaktische Ungleichheit und die wechselnde Geschwindig 
keit des Mondes in seiner Balm von Einflufs sind, läfst sich natürlich noch 
nicht erkennen. Die grofsen Unterschiede aber zeigen, wie hohen Werth die 
Gezeitenbeobachtungen iu diesem Meeresthcil für die Ausbildung der Theorie 
von Ebbe und Fluth haben müssen. 
Die Beobachtungen, welche von Kiung-chow in der Hain an-Strafse vor- 
liegeu, zeigen auch lange Reihen eintäglichcr Fluthen, deuten aber dann wieder 
auf Interferenz zweier sich begegnenden Wellen hin. Es erscheint unfruchtbar, die 
selben einer eingehenden Diskussion zu unterwerfen, so lange die Gezeiten auf der 
anderen Seite der Strafse noch so wenig beobachtet sind. Dagegen wird voraus 
sichtlich binnen Kurzem den bezüglichen Erscheinungen dieses Mcerestheils von 
Hongkong aus eingehende Beachtung zugewendet worden. Für das daselbst 
geplante Observatorium ist die Beobachtung der Ebbe und Fluth als eine der 
zu stellenden Aufgaben von vornherein in Aussicht genommen.
	        
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