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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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werden, ist also unsicher, ebenso ist auch das Verhältnifs der Entfernungen zu 
verschiedenen Epochen, nach der Windstärke oder den Barometerständen ge 
schätzt, wenn auch in gewissen Gegenden und Fällen in geringerem Mafse 
als die Entfernungen selber, unsicher; der in der Nähe des Centrums am 
genauesten bekannte Richtungswinkel kann in einiger Entfernung vom Ceutrum, 
auch wenn man ihn als „veränderlich“ annimmt, leicht um einige Striche fehler 
haft sein, so dafs man von einer Konstruktion der Bahn für eine Strecke von 
mehreren hundert Seemeilen aus einer einzigen Bcobaehtuugsreihe absehen sollte. 
Zur Vermeidung aller Unklarheit kann man die Aufgabe in ihrer einfach 
sten Form geometrisch etwa so ausdrüeken: Eiu Dreieck zu konstruiren aus 
dem Verhältnifs zweier Seiten und den Winkeln. Ebenso unbestimmt wie diese 
ist auch unsere Aufgabe- 
Gewisse Voraussetzungen mufs man also machen, um die Aufgabe 
bedingungsweise zu lösen, dieselben sollten aber möglichst einfach und 
naturgemäfs sein und die Resultate in leicht verwendbarer Form bieten, mit 
Angabe der gemachten Voraussetzungen. 
Als ersten Satz stelle ich folgenden auf: Die Balm eines Wirbel 
sturms darf innerhalb mäfsiger Grenzen als geradlinig angenommen 
werden. Diese Annahme entspricht der Wirklichkeit am besten, empfiehlt sich 
durch ihre Einfachheit vor einer Kurve und liefert in der Praxis brauchbare 
Resultate. 
Die zweite Annahme mufs sich auf die Entfernung des Centrums vom 
Schiff beziehen; da aber die Resultate in besser verwendbarer, vom Schiffsort 
unabhängiger Form erscheinen, wenn man statt der Entfernung die mit ihr durch 
die Windänderung verbundene Geschwindigkeit des Centrums pro Stunde einführt, 
da ferner ein etwaiger Wechsel derselben vom Schiff ans doch nicht mit Sicherheit 
bcurtheilt werden kann, so lautet der zweite Satz: Die Geschwindigkeit 
des Centrums wird kurz vor und nach der Passage als gleichförmig 
angenommen. 
Unter diesen Annahmen, wobei man für die Geschwindigkeit runde 
Zahlen, für den Richtungswinkel 10 Strick setzt, wenn die Beobachtungen selber 
keine audere Annahme erheischen, ist die Bestimmung eines kleinen Theilcs 
zweier Bahnen schon sehr vereinfacht. Zur Eliminirung des unbekannten Fehlers 
der ebenfalls nie ganz scharf bestimmbaren Bahnrichtung, sowie zur Aus 
gleichung der Fehler in den Richtungswinkeln resp. den Wiudbeobachtuugeu 
empfiehlt sicli aber noch die weitere Einschränkung von der Linie zum Punkt, 
d. h. zu den Punkten bei den Bahnen, welche dem Beobachter am nächsten 
liegen, mit Angabe der Zeit und Bahnriebtung. 
Die bei einer Bahnbestimmung wüuschenswerthesten, weil zuverlässigsten 
Endresultate einer einzelnen Beobachtungsreihe fasse ich deshalb iu folgenden 
Satz zusammen: 
Man bestimme mit verschieden augeuommeneu, aber immer 
anzuführenden Geschwindigkeiten pro Stunde zwei Oerter des 
Ceatrums für die Zeit der Passage, Aornialörter 1 ) mit Angabe der 
Bahnrichtung. 
Manchem Leser wird diese Beschränkung — statt einer ganzen Bahn 
strecke nur zwei Punkte — übertrieben erscheinen, ich hoffe ihn aber weiterhin 
davon zu überzeugen, dafs gerade in dieser Beschränkung eiu grofser Vorzug 
der Methode liegt. 
Dio Behandlung einer einzelnen abgeschlossenen Beobachtungsroihe ist 
nun folgende: 
Man überlege zunächst mit Rücksicht auf die Lage und Richtung des 
betreffenden Mecrestheiles etwaige genauer bekaunte Sturmbahnen desselben 
und die eigeuen Beobachtungen welches die wahrscheinlichste Bahnriehtung 
während der Passage des Centrums war. Die Geschwindigkeit schätze mau 
mit Rücksicht auf die Breite oder bekannte Fälle; etwa 5 und 10 Sm p. h. für 
niedrige, 20, 30 oder 40 für höhere Breiten. Ferner ziehe man vou den Schiffs- 
positiouen dem Wind entsprechende Richtungslinien (den Richtungswinkel zu 
rund 10 Strich in dor Nähe des Centruins angenommen, wenn durch die Beob 
achtungen selber keine Abweichung geboten erscheint), mit der Einschränkung, 
') Dieser Ausdruck ist der Astronomie entlehnt, wo er etwas ganz Analoges bezeichnet.
	        
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