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Full text: 10, 1882

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6. Reise des Bremer Vollschiffes „Kaiser“, Kapt. B. Minueniann. 
Das Vollscbiff „Kaiser“, welches am 12. März 1881 von Cardiß aus eine 
Reise nach Manila angetreten hatte, überschritt am 14. März den Parallel von 
50° Nord. Bei ziemlich beständigen Nord- und Ostwinden segelte man von hier 
in den nächsten Tagen in befriedigender Fahrt südwärts, während die nach 
dem 20. März südlich von 37° N-Br angetroffenen Südwinde eine längere Ver 
zögerung der Reise bewirkten. Am 23. März lief der Wind jedoch westlich, 
so dafs ein Südkurs eingehalten werden und man, wenn auch oft unter Verlust von 
Länge, wieder eiuen rascheren Fortgang nach Süden erzielen konnte. Am 
28. März war „Kaiser“ nach 23° N-Br in 20° W-Lg gelangt, und nachdem hier 
der Wind eine nördlich von West liegende Richtung angenommen hatte, drehte 
derselbe ohne weitere vorhergehende Störung nach Nord und NE und wurde 
zum Passat. Es lag die polare Passatgrenze, in deren Nähe am 28. März ein 
höchster Luftdruck von 766,4 mm beobachtet wurde, in etwa 22° N-Br und 21° 
W-Lg. Nachdem sie überschritten worden war, verfolgte Kapt. Minnemann 
einen südwestlichen Kurs, um westwärts von der Kap Verde-Gruppe zu gelangen, 
und sichtete am 31. März die Insel St. Antonio. Der mäfsige beständige Passat 
begleitete das Schiff bis nach 4° N-Br in 25,1° W-Lg. Nachdem am 6. April 
in der Nähe dieses Punktes kurze Windstille auf ihn gefolgt war, kam bald 
wieder eine leichte östliche Briese durch, aus welcher sich unweit 1° N-Br in 
25,5° W-Lg der SE-Passat zu entwickeln schien. Am 9. April, 26 Tage nach 
dem 50° N-Br überschritten worden war, kreuzte „Kaiser“ den Aequator 
in 25,7° W-Lg. Auf dem Wege zu diesem Punkte hatte man 40° N-Br in 17,3° 
W-Lg am 19. März, 30° N-Br in 21,5° W-Lg am 25. März, 20° N-Br in 23° 
W-Lg am 29. März und 10° N-Br in 25,8° W-Lg am 3. April überschritten. 
Im Südatlantischen Ocean war der Passat, entsprechend der Jahreszeit, 
anfänglich noch für längere Zeit sehr flau. Erst südlich von 7° S-Br kam 
frischerer Wind durch, um bis nach 22,5° Süd hin anzuhalten. Als diese Breite 
überschritten worden war, lief der Wind nicht wie gewöhnlich nordöstlich, 
sondern er nahm eine hoch südliche Richtung an und wurde gleichzeitig ganz 
flau. Erst nachdem 24° S-Br überschritten und dort der Wind wieder frischer 
geworden war, drehte er nach links und wurde schliefslich nordöstlich, womit 
dann die polare Passatgrenze bezeichnet war. Der Luftdruck, welcher unweit 
26,5° S-Br auf 772,0 mm gezeigt hatte, betrug dort am 24. April 768,8 mm. 
Bei nördlichen und westlichen Winden legte „Kaiser“ den übrigen Theil des 
Weges zum ersten Meridian zurück. Am 6. Mai überschritt man denselben in 
41,7° S-Br, nachdem bis dahin 27 Tage in südlicher Breite zugebracht worden 
waren. Während dieser Zeit hatte man 10° S-Br in 30,3° W-Lg am 15. April, 
20° S-Br in 34,5° W-Lg am 18. April und 30° S-Br in 38,5° W-Lg am 24. April 
gekreuzt. 
Beim Ablaufen der Länge wurde am 17. Mai als südlichster Punkt 43,7° 
S-Br in 32° O-Lg berührt. Die Winde, bei welchen dasselbe geschah, waren 
wenig günstige. Besonders so lange, wie man sich noch westlich von 30° O-Lg 
befand, hatten dieselben an einer Anzahl von Tagen östliche Richtung. Ver- 
anlafst wurden dieselben durch das damals südlich von Afrika liegende Gebiet 
hohen Luftdrucks, in welchem man am 12. Mai unweit 41° S-Br und 17° O-Lg 
einen höchsten Stand von 775,3 mm beobachtete. In der Nähe dieses ebeu er 
wähnten Puuktes wurden von „Kaiser“ auch jene grofsen hier so häufigen 
Schwankungen in der Meerestemperatnr gemessen. Es nahm die letztere auf 
eine Entfernung von 25 Srn von 18,7° C. bis 12,2° C. ab. Fast ebeuso grofse 
Veränderungen von kaltem zu warmem Wasser wurden ebenfalls beobachtet, 
und waren diese schroffen Uebergänge durch Kabbelungen an der Meeresober 
fläche selbst dem Auge deutlich bemerkbar. Günstigen Wind, der durch 
Drehung durch Nord nach West entstand, traf „Kaiser“ am 17. Mai unweit 
43,7° S-Br in 32° O-Lg an, und verlief von hier ab die Reise zunächst in 
zufriedenstellender Weise. Stürme w T aren nicht zu überstellen, und am 27. Mai 
kreuzte das Schiff den Meridian von 80° Ost in 39,5° S-Br. Die letzten 80 Grad 
Länge wareu in 21 Tagen zurückgelegt worden. 
Beim Verfolgen ciues nördlichen Kurses traf „Kaiser“ zuuächst eine ganz 
günstige Gelegenheit. Bei einem hohen, als Maximum 776,0 mm erreichenden
	        
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