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Full text: 4, 1876

wenn sie sich ferner feindselig zeigten, auf sie schiessen und die Häuser in 
Brand stecken lassen würde. 
Da sie zwar bereits mehrfach schiessen gehört hatten, aber die Wirkung 
a3ines Schusses wohl noch kaum kannten, feuerte ich einige Revolverkugeln in einen 
Baumstamm, aus dem an den getroffenen Stellen der weisse Baumsaft floss, so 
lass sie kein besseres Bild von der Wirksamkeit der Schusswaffen haben 
konnten. Aus der Antwort und den Mienen des mir erwidernden Häuptlings 
konnte ich schliessen, dass sie den Diebstahl missbilligten (wenigstens so thaten), 
lass die Thäter aber nicht zu diesem, sondern zu einem der anderen Dörfer 
zehörten. Ich machte ihnen klar, dass sie mich dann nach dem betreffenden 
Dorfe führen möchten, was ihnen bedenklich schien, worauf sie aber Anweisungen, 
nach hinten, an die dort versammelte Menge gaben und mich bedeuteten, etwas 
zu warten. Es wurde unmittelbar darauf eines der gestohlenen Stücke heran- 
zebracht, worauf ich ihnen dafür meine Anerkennung aussprach und zu ver- 
stehen gab, dass, wenn sie ihr Unrecht einsähen, wir gute Freunde bleiben 
würden, 
Da der von mir im Auge gehabte Zweck hierdurch völlig erreicht war, 
liess ich das Detachement zurückmarschiren und hatte, nachdem dasselbe bereits 
weit fort war und ich mich selbst auch schon auf den Rückweg begeben hatte, 
lie Genugthuung, dass sie auch noch sämmtliche andere gestohlenen Stücke uns 
aachschickten. . 
Ich hatte, da das Wasser aufgefüllt und nach fast fünftägiger unausge- 
zetzter Arbeit der ganzen Besatzung für ca. 24stündiges Dampfen Holz an Bord 
war, den Abgang für den Nachmittag des 26.* Juli festgesetzt gehabt, der aber 
Jurch die eben geschilderte Expedition sich bis Nachts 11 Uhr verzögerte. Ich 
3ah mich genöthigt, trotz der Dunkelheit den Hafen zu verlassen, weil ich keine 
Stunde unnöthig versäumen wollte und in der Nacht häufig etwas günstige Land- 
brise einzusetzen pflegte, während am Tage der Wind fast immer recht gegen 
uns war. Die Eingangs-Riffe vermied ich, indem ich Boote mit Laternen an 
die am weitesten vorspringenden Stellen legte. 
Meine Absicht ging dahin, den nächsten Ankerplatz in der Nähe der die 
Inseln Neu-Hannover und Neu-Irland trennenden Byron-Strasse zu nehmen, um 
diese noch ganz unbekannte und bisher für unbeschiffbar gehaltene Strasse 
zu untersuchen und ebenso den Kanal zwischen Neu-Irland und der Insel 
Sandwich, 
Am 29. Juli erreichte ich den letzteren Kanal, lief dicht unter der Küste 
Neu-Irlands entlang, welche dort verschiedene Einbuchtungen hat, in die ich 
Boote zum Aufsuchen eines Ankerplatzes, indess wegen der grossen Wasser- 
;‚iefen ohne Erfolg, sandte. Vom Schiffe aus erhielt ich mit 320 Met. Leine, 
sine Schiffslänge von der Küste, keinen Grund. Die Nacht hindurch wurde trotz 
Gegenstromes in dem wahrscheinlich noch nicht befahrenen Kanal zwischen 
Neu-Irland und Sandwich-Insel mit gutem Erfolge aufgekreuzt und am Morgen 
das Auslothen von Buchten zur Aufündung eines Ankerplatzes fortgesetzt, der 
in einer sehr kleinen Bucht endlich gefunden wurde. Unter Segel lief ich in 
lie Bucht ein. Um die 50 Seem., welche diese Bucht ungefähr vom letzten 
Ankerplatz entfernt liegt, zurückzulegen, hatten wir 3!'% "Tage gebraucht, wo- 
bei ich aber der schweren Arbeit wegen, welche das Holznehmen der Be- 
3atzung bereitete, nicht viel gedampft hatte. 
Unsere kleine Bucht war ganz von Mangrove- Terrain umgeben, bildet 
aber einen wohlgeschützten Hafen, da von der offenen Seite her die Sandwich- 
[nsel Schutz gewährt. Es kommen eine grosse Anzahl abgestorbener Mangrove- 
Bäume hier vor, die ein sehr gutes Brennholz liefern, weshalb die Bucht zum 
Holznehmen gut geeignet ist. Trinkbares Wasser ist hier und in nächster Um- 
gebung nicht vorhanden, da von den Gebirgen der Insel Neu-Irland sich unge- 
fähr 25 Seem. weit flaches sumpfiges Vorland mit Korallenkalkstrand nach der 
Byron-Strasse hin erstreckt, welches in seiner Mitte eine geringe, vom Ufer 
nehrere Meilen entfernte Erhebung zeigt, mit ein paar bergigen Ausläufern bei 
len Tags zuvor von uns untersuchten Buchten im Westen und bei einigen weiter 
jstlich gelegenen. Dort, d. h. ca. 6 Seem. weiter östlich, fand ich in einer 
»benfalls einen Ankerplatz bietenden Bucht auch trinkbares Wasser.
	        
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