Karl Gripp: Entstehung und künftige Entwicklung der Deutschen Bucht
17
verfrachtet sein. Wie weit dieses sekundäre Herkunftsgebiet tatsächlich als Quelle des Nordsee
sandes in Betracht kommt, ist bis heute nicht entschieden.
V a n V e e n (1936 S. 219) berichtet, daß von Cap Blanc Nez an in der Strandzone nördlich
gerichteter Transport stattfände. Ferner sollen früher bei Zandvoort schräg auf die Küste hin ver
laufende Sandbänke, die jetzt verschwunden sind, gleichfalls nach Norden gewandert sein. Sie
werden als Anzeichen einer sich an die Stranddrift anschließenden Seedrift, die beide in nordöst
licher Richtung führen, angesehen. Es gilt als sicher, daß die Strömung und Sandwanderung an der
Küste von Cap Blanc Nez bis Texel und ebenso im anschließenden Seegebiet überwiegend gegen
Nord gerichtet sind.
Texel mit seinem Kern aus diluvialen Schichten und nordwestlich vorgelagerten Steingründen
ist sicher ein Angelpunkt in der Morphologie der östlichen Nordseeküste. Über das Verhalten von
Strömung und Sandwanderung vor Texel und Vlieland macht van Veen 1936 keine näheren An
gaben. Aber aus F. Z o r e 11 1935 Taf. 2 Fig. 5 ersehen wir, daß nach G. Böhnecke die Nord
strömung bis in die Deutsche Bucht anhält.
Für das Gebiet der niederländisch-friesischen Küste schreibt v a n V e e n 1936 S. 228 ferner:
„Die Durchlässe zwischen den friesischen Inseln weisen untermeerische Deltas auf... von Westen
kommt Sand hinzu, während von Zeit zu Zeit eine größere Menge von Sand nach Osten abgelassen
wird, die dann an der Küste entlang gegen Osten wandert bis sie auf das nächste Delta trifft und
dieses an Sand anreichert.“ Über die Herkunft solcher Sandmassen dachte van Veen 1937 (in
F. D e w e r s 1941 b S. 327) — jedenfalls für das nordniederländische Gebiet — an Abwandern
früher vor der Küste gelegener Sandmassen. Es handelt sich bei diesem dritten der oben erwähn
ten Herkunftsgebiete aber wohl nur um eine weitere Umlagerung alluvial schon vorher verfrach
teten Sande6.
Es bleibt zu prüfen, wie weit das vierte Herkunftsgebiet, der Nordseehoden selber in Frage
kommt. H. Poppen, Th. Otto, W. Hartnack hahen nach P. D. Timmermanns
(1935 S. 315—317) die Ansicht vertreten, daß am Boden der flachen Seegebiete Transport von
Sand stattfinden könne. Timmermanns selber ist der Meinung, daß „selbst der schwächste
Strom einen solchen Transport bewerkstelligen kann, wenn durch die Wellen dauernd oder vor
übergehend Sand in Suspension gebracht wird. Wenn die Strömung günstig ist, kann Bodenmaterial
von der Küstenplattform durch das Zusammenwirken von Welle und Strömung an bestimmte
Küsten geschafft und von dort durch die Stranddrift an andere Teile der Küsten weiter ver
frachtet werden.“
Nach F. D e w e r s 1941 b vertrat W. Behrmann 1921 den gleichen Standpunkt. Auch bei
M. Hannemann 1928 lesen wir auf S. 285: „Wenn an den ostfriesischen Inseln eine direkte
Quelle für das Material nicht festzustellen ist, so bleibt nur die Möglichkeit einer Herkunft vom
Meeresboden.“
K. L ü d e r s (1935 S. 191) schrieb: „Bei wasserbaulichen Modellversuchen haben wir immer
wieder beobachten können, daß ein Strom, dessen Geschwindigkeit bei dem Versuch so eingestellt
war, daß er kein Material vom Boden aufnehmen und fortführen konnte, dieses sofort in Bewegung
brachte, tvenn die Wellemvirkung einsetzt. Das Material wurde dann stoßweise am Boden in Rich
tung des Stromes weiter befördert. Die Richtung der Wellenbewegung spielt hierbei keine Rolle.“
Auf S. 192 hebt K. L ü d e r s hervor, daß die aus den Gezeitenströmen, z. B. durch Kräfte
pläne ermittelten Restströme nichts über die Wanderrichtung auszusagen brauchen, da z. B. ein
Flutstrom die kritische Geschwindigkeit übersteigen und dann Material für kurze Zeit in erheb
lichem Umfang verfrachten kann. Dies geschähe während ein in Richtung des Ebbstromes vorhan
dener Reststrom unter der kritischen Geschwindigkeit bliebe. Die Verfrachtung fände also in diesem
Falle dem Reststrom entgegengesetzt statt.
Van Veen selber (1936 S. 123) bringt Beweise für Materialtransport fern vom Strande.
Außerhalb einer 20—30 km breiten flachen Zone wies das Echolot vor der niederländischen West