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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 2
küste große regelmäßige Sandrücken nach, die SW—NO streichen und an der Nordseite steil ab-
fallen. In einem Vortrag 1937 gab van Veen ergänzend an, daß diese Großrücken 250—500 m Ent
fernung voneinander haben und in 20—30 m tiefem Wasser Vorkommen. 1936 S. 124 bringt van
Veen ältere Angaben über Beobachtungen auf Feuerschiffen, die auch auf Sandtransport hinweisen.
Im Jahre 1938 schrieb M. B a h r in seinen Untersuchungen über die Düne von Helgoland,
daß: „die Strömungen im gesamten Helgoländer Inselgebiet nicht sehr stark seien, so daß sie den
Boden, selbst dort, wo er aus Sand besteht, nicht anzugreifen vermögen. Sie können nur den vom
Seegang in Bewegung gesetzten Boden weitertragen. Nach den bisherigen Feststellungen liegt die
Grenztiefe, bis zu welcher der Seegang den Boden angreift, bei Helgoland für Sand etwas unter 20 m
Wassertiefe.“
Somit dürfte das vierte Herkunftsgebiet für Lieferung des Sandes, der Nordseeboden selber,
mit in Betracht zu ziehen sein. Unbekannt bleibt in welchem Umfang.
Für die ostfriesischen Inseln haben W. Krüger, F. Walther und G a y e die Ostwande
rung ansehnlicher Sandmassen nachgewiesen, siehe die Zusammenstellung von F. D e w e r s 1941 b
S. 304—332. Danach stößt alle 7 Jahre eine neue Sandbank am NW-Strande vom Wangeroog auf,
alle 20 Jahre löst sich eine große Sandplate vom östlich von Wangeroog gelegenen, Minsener Old
Oog genannten Sand, um in nordöstlicher Richtung weiter zu wandern. Als Roter Grund berührt
diese Sandmasse die Mellum-Plate. Der Rote Grund wandert weiter quer durch die Weser und wird
zum Roten Sand (Dauer 60—70 Jahre). Von hier geht die Wanderung weiter gegen Nordosten zu
den nördlichen Ausläufern der Tegeler Plate. Wo der Sand weiterhin abbleibt, ist noch nicht auf
gezeigt worden. Aber W. K r ü g e r vermutete schon 1911 (F. D e w e r s 1941 b S. 327), daß der
Sand bis an Holsteins Westküste w r eiter wandere. Inzwischen hat W. Hensen (1940) gleichfalls
der Überzeugung Ausdruck gegeben, daß Sand, von Süden kommend, unter vielem Hin- und Her
treiben die Elbmündung überschreite und in das Dithmarscher Watt gelange. Er schreibt auf S. 139:
„Während Richtung und Art der Sandwanderung bereits einigermaßen bekannt sind, fehlt noch
jede zuverlässige Kenntnis von dem Umfange der Sandwanderung. Es wäre daher auch verfrüht,
sich um die Lösung der Frage zu bemühen, wo der von Süden durch die Elbe und von Norden in
den Raum vor der Dithmarscher Küste gelangende Sand bleibt. Es ist immerhin bemerkenswert,
daß vor Dithmarschen schon seit langem und in neuerer Zeit in zunehmendem Maße beträchtliche
Landgewinne zu verzeichnen sind und daß das Watt sich offenbar zunehmend erhöht. Dieksand ist
nach der Karte von 1588 damals noch nicht vorhanden gewesen, um 1700 erscheint er zuerst auf
einer Karte, 1853/54 wurde er durch Eindeichung landfest gemacht.“
Es ist somit hinreichend belegt, daß in der Süd-Hälfte der Deutschen Bucht vom Meeresgrund
stammender Sand besonders im Küstenbereich wandert und daß dieser Transport in erheblichem
Umfang zur Elbmündung hin gerichtet ist.
2. Küsten-Strömung und Sandwanderung zwischen Elbmündung und Blaavandshuk
Nördlich der Elbe haben wir ganz andere Verhältnisse zu erwarten als südlich derselben. Die
ostfriesische Küste entstand vor einem wenig gegliederten diluvialen Hochgebiet und läuft der
Hauptsturm-Richtung annähernd parallel. An der schleswig-holsteinischen Küste aber haben wir
1. die alten breiten Urstromtäler, die auch nach der Auffüllung dem Meere den Eintritt weit in
das Land hinein ermöglichen
2. bei der nach Westen offenen Lage volle Einwirkung der Stürme
3. im nördlichen Teil daher weite Abrasionsebenen des alten Westlandes, die nur noch von den drei
Geestkernen von Sylt, Amrum und Föhr überragt werden.
F. M a g e r (1927) hat für Sylt, E. Dittmer (1938) für Norder-Dithmarschen erhebliche
Verluste für die diluvialen Hochgebiete zur alluvialen Zeit aufgezeigt. Dittmer (1941 b S. 177)
hat ferner Verluste diluvialen Hochlandes für das Gebiet westlich von Eiderstedt und den Halligen
wahrscheinlich gemacht. Unsere Überlegungen (S. 12) zeigten, daß an den Steilrändern der alten