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Full text: 62/63, 1942/43

Karl Gripp: Entstehung und kün ftige Entwicklung der Deutschen Bucht 
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eemzeitlichen Meeresarme und der Urstromtäler mit Zerstörung des Landes durch die vordringende 
alluviale See zu rechnen ist. Durch alles dies zusammengenommen sind erhebliche Sandmengen 
frei geworden und in Bewegung geraten. Um zu wissen, wohin sie und der vom Nordseeboden stam 
mende Sand gewandert sind, fragen wir nach der Richtung der vorherrschenden Strömungen. Die 
aber scheinen noch wenig bekannt zu sein, wenigstens fehlt für die küstennahen Gewässer ein zu 
sammenfassender Bericht. 
F. Zorell (1935) untersuchte den Verbleib des aus der Elbmündung austretenden Süß 
wassers. Er kommt zu dem Ergebnis (S. 29): „fest steht, daß eine einzelne Hochwassererscheinung 
der Elbe sich bis Horns Riff geltend machen kann.“ S. 51 lesen wir: „Der hydrographische Charak 
ter der Deutschen Bucht ist der eines Konvergenzgebietes zwischen hochsalzigem Nordseewasser 
und salzarmem Küstenwasser. Über das schwere Nordseewasser schiebt sich das leichtere Küsten 
wasser; die Bewegungstendenz des Nordseewassers ist von WNW gegen OSO in die innere Bucht 
hinein setzend, die des Küstenwassers nach NW aus der Bucht heraussetzend...“ „Es ist möglich, 
an der Hand der neuen Vorstellung zur bisherigen Deutung der Bewegungsverhältnisse in der 
Deutschen Bucht Stellung zu nehmen. G. Böhneke läßt auf Grund der Salzgehaltsverteilung in 
der Nordsee die Deutsche Bucht von einem links drehenden Wasserwirbel erfüllt sein ... Es scheint 
nicht schwierig zu sein, diese im Grunde der Wirklichkeit nahe kommende, aber dabei doch sehr 
grobe Anschauungsweise zu ersetzen durch die Vorstellung vom Vorhandensein einer nach NW ge 
richteten Konvergenzlinie...“ 
Diese Konvergenzlinie scheint F. Z o r e 11 abhängig zu sein vom Bodenrelief „... und unge 
fähr mit dem relativ steilen Hang des verlängerten Elbtrichters, der durch die 30 und 35 m Iso- 
bathe charakterisiert ist, zusammenzufallen. Weiterhin scheint an die Konvergenz die Ausscheidung 
der feinsten, von der Elbe mitgeführten Schlicke gebunden zu sein. Diese Ausscheidung tritt auf 
der Fischereikarte deutlich in Erscheinung; sie wurde von O. Pratje (1931) ausführlich be 
handelt. Ihre Deutung als chemische Ausscheidung beim Zusammentreffen des salzarmen Küsten 
wassers mit dem salzreichen Nordseewasser (Aussalzung) ist ohne weiteres plausibel. Da das 
Schlickgebiet aber diese bestimmte Lage hat, muß die Konvergenz in diesem Gebiet auch im wesent 
lichen so vorhanden sein.“ 
Zu den Ergebnissen und Anschauungen Z o r e 11 ’ s ist zu bemerken, daß die Untersuchungen 
nur den oberflächennahen Teil des Wassers betreffen und außerdem nur für erhebliche Entfernung 
von der Küste Geltung haben. Für die Frage der Sandwanderung ist aber eine ausreichende Kennt 
nis der Strömungsverhältnisse über dem Meeresboden und besonders eben vor den Außensänden 
ausschlaggebend. 
Über die küstennahen Strömungen fanden wir folgende Angaben: O. Krümmel schrieb 
1911 S. 356 „Man muß aus den Stromvorgängen in der nächsten Nähe Sylts annehmen, daß ungefähr 
dort die Schottische Welle sich teilt, indem sie einesteils nach Norden, andernteils nach Süden um 
schwenkt. Nach einer Bemerkung in den Gezeitentafeln fand Kapitän Holzhauer auf der Höhe 
von Westerland, aber nur in der bis 4 Seemeilen von der Küste abliegenden Zone, eine Trennung 
des Flutstromes in zwei Arme, von denen der eine südlich, der andere nördlich verlief. Dasselbe, nur 
umgekehrt wurde vom Ebbestrom beobachtet.“ 
M. B a h r schrieb 1938 S. 56: „Ebenso liegt die Quelle der nordsüdlichen Sandwanderung an 
der Schleswig-Holsteinischen Westküste mit aller Wahrscheinlichkeit in der offenen See; weder die 
jütische noch die schleswig-holsteinische Küste hat Abbruchstrecken mit starker Sandlieferung.“ 
Die Angabe von M. B a h r wird sich auf das Gebiet südlich von Westerland beziehen. 
Die Westküstenforschung kam für das Gebiet unmittelbar vor dem Ufer von Nord-Sylt 
zu dem Ergebnis, daß die Haupt-Sandwanderung eine nördliche Richtung hat und daß im Durch 
schnitt jede Sturmfluttide etwa die 70-fache Sandmenge einer Normaltide verfrachtet, und daß die 
Gesamtleistung aller Sturmfluttiden im Jahr etwa 20 mal so groß ist wie diejenige aller Normaltiden.
	        
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