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Full text: 61, 1941

Gerhard Neumann: Eigenschwingungen der Ostsee 
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Tab. 2. Windrichtung und -stärke (Beauf.) bei Feuerschiff Adlergrund vom 10. bis 14. März 1986. 
Uhrzeit 
10. März 
11. März 
12. März 
13. März 
14. März 
3 
Stille 
O 
1 
N 
6 
N 
7 
N 
4 
7 
WNW 
2 
OSO 
1 
NNO 
7 
N 
6 
WNW 
5 
11 
N 
1 
Stille 
N 
6 
N 
5 
N 
4 
15 
N 
1 
NNO 
1 
NNW 
9 
N 
5 
N 
4 
19 
Stille 
NNO 
2 
NNW 
8 
N 
5 
N 
4 
23 
NNW 
1 
NO 
5 
N 
7 
N 
5 
NW 
3 
Wie aus der eben geschilderten Wetterlage hervorgeht, hat der Wind am 12. März 1936 im ganzen Ost 
seeraum aus nördlicher bis nordöstlicher Richtung stark aufgefrischt. In der westlichen Ostsee setzt dieses 
Auffrischen nach den Beobachtungen auf Feuerschiff Adlergrund am Abend des 11. März ziemlich plötzlich 
ein (Tabelle 2). Die Wasserstandskurven der Abb. 9 zeigen, daß die Oberfläche der Ostsee sofort auf diese 
Windzunahme reagiert und sich unter der Wirkung des Windes schief zu stellen beginnt. Im Finnischen 
Meerbusen senkt sich der Wasserspiegel, und in der westlichen Ostsee steigt er. Am 12. März etwa 20 Uhr 
hat die Meeresoberfläche ihre größte Neigung erreicht. Am Nachmittag des 12. März dreht der Wind in der 
westlichen Ostsee über Nord nach Nordnordwest und frischt bis auf Windstärke 9 auf, um dann am Abend 
und in der Nacht zum 13. wieder abzuflauen. Auch in der mittleren Ostsee dreht der Wind am Abend des 12. 
aus nördlicher bis nordöstlicher Richtung nach NNW zurück, womit ebenfalls ein Abflauen verbunden war. 
Bei dieser Richtungsänderung des Windes und bei dem gleichzeitigen Abflauen können die Abweichungen der 
Meeresoberfläche von der Gleichgewichtslage nicht aufrecht erhalten werden, und das Wasser fällt am Abend 
des 12. in der westlichen Ostsee sehr rasch und steigt zur gleichen Zeit im Finnischen Meerbusen an. Der 
Ausgleich des Niveauunterschiedes zwischen der westlichen Ostsee und dem Finnischen Meerbusen erfolgt bis 
zum 16. März, bei dem allmählich immer mehr abflauenden Wind, durch Eigenschwingungen der Wasser 
masse um eine in die Ausgangslage langsam zurückkehrende Meeresoberfläche. 
Bei der einknotigen Schwingung vom 9. bis 15. Dezember 1936 (Abb. 10) 
scheinen Windwirkung und Luftdruckschwankungen zusammengewirkt zu haben. Uber Südrußland liegt ein 
Hochdruckgebiet, das durch eine Brücke mit dem Azorenhoch verbunden ist. Ein Tief liegt westlich von Skan 
dinavien, und die Isobaren haben während der ganzen Zeit eine Richtung, die fast genau mit der Längsrichtung 
der Ostsee zusammenfällt. In der Nacht vom 8. zum 9. Dezember frischt der Wind sowohl in der westlichen 
Ostsee als auch im Finnischen Meerbusen aus SSW bis zu Windstärke 6—7 Beauf. auf. In der westlichen Ost 
see fällt das Wasser, während es im Finnisdien Meerbusen ansteigt. Gegen Mittag des 9. Dezember flaut der 
Wind, wie aus den Beobachtungen auf Adlergrund-Feucrschiff und in Umala (bei Helsingfors) hervorgeht, von 
Stärke 6 auf 3 Beauf. ab. Der Wasserspiegel fällt in Koivisto um rund einen halben Meter und steigt dabei 
in Ystad um etwa 3 dm an. Dieses kurze Auffrischen und das darauffolgende Abflauen des Windes regt das 
Ostseebecken zu Eigenschwingungen an, die in der Zeit vom 9. bis 10. Dezember durch Luftdruckschwan 
kungen im Finnischen Meerbusen, die im selben Rhythmus erfolgen, noch verstärkt werden. Der Luftdruck in 
Helsinki fällt bis zum 9. Dezember 12 Uhr, steigt dann bis zum 10. Dezember 3 Uhr um 3,3 mm an und 
nimmt nach 3 Uhr wieder ab. Wie man leicht durch einen Vergleich mit den Wasserstandskurven (Abb. 10) 
feststellen kann, wird die Schwingungsbewegung des Wassers durch diese Luftdruckschwankungen gefördert. In 
der Nacht vom 13. zum 14. Dezember setzt eine neue Schwingung im Finnischen Meerbusen ein, die ebenfalls 
durch eine Luftdruckänderung verursacht zu sein scheint. In Helsinki fällt der Druck bis zum 13. Dezember 
18 Uhr und steigt bis zum 14. Dezember 9 Uhr um 3,6 mm an. Der Wind hat am 13. abends von SSW 4—5 
über SW nach WSW 3—4 gedreht und springt am 14. Dezember 2 Uhr auf SSW 4 zurück. Daß das Wasser 
im Finnischen Meerbusen vom 13. Dezember bis zum 14. Dezember 0 Uhr so stark ansteigen konnte, ist wohl 
hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß das Luftdruckminimum am 13. zufällig mit steigendem Wasser zu 
sammenwirkte. Die neu angeregte Schwingung kommt aber nicht zum freien Abklingen, weil am 14. Dezember 
der Wind in der westlichen Ostsee erneut aus südlicher bis südwestlicher Richtung auf Sturmesstärke auf 
frischte und das Wasser sehr schnell aus der westlichen Ostsee hinaustricb (Abb. 10). Im Finnischen Meerbusen 
erreichte der Wasserstand am 15. Dezember 2 Uhr noch einmal ein Maximum. 
Die Schwingung vom 13. bis 17. Januar 1936 (Abb. 8) wird durch einen Sturm verur 
sacht, der am 12. Januar 3 Uhr nach den Beobachtungen bei Feuerschiff Adlergrund WNW Stärke 10 erreichte 
und in der westlichen Ostsee den Wasserstand sehr stark erniedrigte. Im Finnischen Meerbusen ist der Wind
	        
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