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Full text: 61, 1941

Gerhard Neumann: Eigenschwingungen der Ostsee 
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Auch in Tallinn (A’) bleiben nach Elimination der einknotigen Schwingung (B’) 
Fj(t) = 24 • e~^ cos 
(Phase, Periode und l wie bei Koivisto) nur noch unbedeutende Wasserstandsschwankungen in der Restkurve 
A’—B’ zurück. Auch diese Station liegt in der Nähe einer Knotenlinie der zweiknotigen Eigenschwingung. 
Die zweiknotige Schwingung muß mit entgegengesetzter Phase im mittleren Ostseebecken zu beobachten 
sein. Wegen der sehr starken Verbreiterung und Vertiefung des Schwingungsbeckens bleiben die Amplituden 
in diesem Teil aber nur klein. Leider stehen uns hier keine so günstig gelegenen Stationen zur Verfügung. 
Landsort liegt allerdings zwischen den beiden Knotenlinien, die wir etwa auf der Verbindungslinie Stolpmünde 
— ölandsrev und in der Mündung des Finnischen Meerbusens zwischen Tallinn und Hangö annehmen müssen, 
aber nicht im Bereich maximaler Schwankung. In der Wasserstandskurve von Landsort (s. Abb. 8) sind aber 
doch vom 13. bis zum 15. Januar Schwingungen mit kleiner Amplitude festzustellen, die zu denen von Ystad 
und Koivisto invers sind. (Man vergl. die Maxima am 13. Januar 14 Uhr und 14. Januar 9 Uhr und die Minima 
am 14. Januar 0 Uhr und 14. Januar 18 Uhr mit den entsprechenden Extremwerten der Kurven c und C in 
Abb. 14.) Von Libau liegen leider keine Angaben vor. 
II. ÜBER DIE URSACHEN DER EIGENSCHWINGUNGEN. 
Über die zur Auslösung von Schwingungsbewegungen in Seen gehörenden Störungskräfte ist noch sehr 
wenig bekannt. Einzelfälle sind bisher nur selten in bezug auf die anregende Ursache näher untersucht. Im 
allgemeinen wird nur kurz von „Luftdruckschwankungen und Windströmungen“ gesprochen. 
Daß die Ursachen der Seiches hauptsächlich in meteorologischen Ereignissen zu suchen sind, hat bereits im 
Jahre 1802 der Pfarrer und Professor J. P. E. Vauclierin Genua ausgesprochen, und F o r e 1 war dann der 
erste, der sich mit diesem Problem näher auseinandersetzte und die Seiches des Genfer Sees auf Luftdruck- 
und Windschwankungen zurückführte. Nach F o r e 1 s Untersuchungen spielt der Wind aber nur eine unter 
geordnete Rolle; am wirksamsten sollen Luftdruckschwankungen sein, besonders wenn sie periodisch erfolgen 
und mit der Eigenschwingung der Wassermasse in Resonanz sind. Auch Chrystal (4) schließt sich diesen 
Anschauungen an und findet bei seinen Forschungen über die Seiches des Loch Earn eine gute Übereinstimmung 
gleichzeitiger Luftdruck- und Wasserstandsregistrierungen. Aber hinsichtlich der Windwirkung kommt er zu 
demselben negativen Resultat wie schon F o r e 1. 
Sicher werden Luftdruckschwankungen an der Entstehung der Eigensdiwingungen hervorragend beteiligt 
sein und vielleicht sind sie bei den Seen, deren Tiefe zur Längserstreckung sehr groß ist, die Hauptursache, 
während die Windwirkung zurücktritt. E n d r ö s (14) findet bei den Seiches des Schwarzen Meeres auffallend 
kleine Amplituden und begründet dies damit, daß die Tiefe des Schwarzen Meeres im Verhältnis zu seiner 
horizontalen Ausdehnung sehr groß ist und ein bedeutender Windstau gar nicht zur Entwicklung gelangt. In 
flacheren Seen, wo sich die Windwirkung in viel stärkerem Maße durch einen leeseitigen Anstau der Wasser 
massen bemerkbar macht, wird die Windwirkung als Ursache der Seiches sehr an Bedeutung gewinnen, und die 
Luftdruckschwankungen treten dann vielleicht sogar mehr in den Hintergrund. 
In neuerer Zeit hat man an mehreren kleineren und flacheren Seen auch die Windwirkung als Ursache der 
Eigenschwingungen klar erkannt. Der erste, der ausdrücklich auf diese Entstehungsursache der Seiches hin 
gewiesen hat, ist F. B e r g s t e n (2) gewesen. Auch bei den Seiches des Frischen Haffes konnte L e 11 a u (25) in 
einem sehr eindrucksvollen Beispiel die Ursache der Schwingungen auf eine plötzliche zeitliche Änderung des 
Windes zurückführen, zu der dann noch eine im gleichen Sinne wirkende Druckstufe hinzukam. Man wird 
wohl beiden Ursachen, den Windänderungen und den Luftdruckschwankungen, gleich viel Bedeutung zu 
erkennen müssen, und es liegt nur in der Lage und orographischen Beschaffenheit des Sees begründet, ob die eine 
oder die andere wirkungsvoller hervortritt. 
Die Ostsee ist mit einer Länge von rund 1500 km und einer mittleren Tiefe von nur 55 m ein sehr 
flacher Meeresteil, und die vom Wind erzeugten Niveauschwankungen können daher sehr große Beträge an 
nehmen. Begünstigt wird die denivellierende Windwirkung noch durch die Lage der Längsachse unseres 
Schwingungsbeckens in Richtung SW-NO, die mit einer sehr häufigen Zugrichtung der Zyklonen und mit 
den oft auftretenden, starken SW- oder NO-Winden zusammenfällt. Den atmosphärischen Einwirkungen,
	        
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