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Fr. Model : Pegelstationen des Kriegsmarine-Pegelnetzes der Ostsee.
Stationen wurde versucht, zu entscheiden, welches System das bessere sei: Druckluft-, Ruh-
strom- oder Arbeitsstromgerät.
Es zeigte sich, daß der Druckluftpegel die „schönsten“ Kurven lieferte, da er ja stetig
arbeitet, während die elektrischen Pegel die seltsamsten Treppen kurven zeigten. Insbesondere
wiesen die Kurven der elektrischen Fernpegel oft längere Zeiten unveränderten Wasserstands
auf, was nach den Registrierungen des Druekluftpegels in der Ostsee nicht Vorkommen durfte.
Es setzte daraufhin ein umfangreicher Schriftwechsel mit den Firmen Fueß und Ott ein, die die
Geräte geliefert hatten. Die Seewarte kam sehr bald zu der Überzeugung, daß eine Entschei
dung über die Brauchbarkeit der einzelnen Gerätetypen nur durch Vergleich mit einer
mechanischen Registrierung gleichen Mafistabes aus dem zugehörigen Pegelbrunnen gefällt
werden konnte.
Einen der bis zu diesem Zeitpunkt im Handel befindlichen mechanischen Pegel aufzustellen
war nicht möglich. Es war weder der Platz zum Aufstellen eines umfangreichen Gerätes vor
handen, noch war es möglich, bei dem feuchten Seeklima im Brunnen einen Apparat schutzlos
aufzustellen, da in Kürze sämtliche Metallteile angegriffen sind. Schließlich aber kann es Vor
kommen, daß der Pegelwärter infolge schlechten Wetters das Gerät über mehrere Wochen hin
weg sich selbst überlassen muß. Auf Vorschlag von Regierungsbaurat Dipl.-Ing. Wilcke von
der Landesanstalt für Gewässerkunde, der die Deutsche Seewarte bereits bei der Auswahl der
Fernpegelgeräte beraten hatte, wurden in die Pegelbrunnen die Wilckepegel eingebaut.
Wilckepegel (Abb. 12, 13 und 14, Tafel 6). Wie bei allen mechanischen Pegeln betreibt
bei fallendem Wasser der sinkende Schwimmer, bei steigendem das sinkende Gegengewicht
eine rein mechanische Apparatur, die die Wasserstandsschwankung verkleinert auf die Re
gistriertrommel überträgt. Das erste und wesentlichste Merkmal der Wilckepegel ist der Um
stand, daß das ganze Gerät durch eine Schutzhaube (Abb. 12) austauschdicht abgeschlossen ist,
d. h. es ist zwar nicht luftdicht, wohl aber gegenüber einem Austausch von Innen- und Außen
luft abgekapselt. Das Gerät samt Schutzhaube steht auf einem Eisenrohr — in Abb. 12 nicht
berücksichtigt —, von dem später gesprochen werden wird (S. 41 und Sachverzeichnis). Auf die
Wasseroberfläche wird eine ölschicht gegossen, die ein Verdunsten des Wassers verhindert, und
die restliche Feuchtigkeit im Inneren des Systems Eisenrohr - Schutzhaube wird durch ein
Trockenmittel beseitigt. Auf diese Weise ist das Gerät weitgehend den Witterungseinflüssen
entzogen und kann an geeigneten Stellen ohne weitere Schutzbauten aufgestellt werden, z. B.
auf den Seebrücken von Heringsdorf und Zoppot (Abb. 1, Seite 12).
Weiterhin sind die Wilckepegel besonders einfach zu bedienen. Es ist nur nötig, den Deckel
der Schutzhaube abzunehmen, alle weiteren Handgriffe können von oben her vorgenommen
werden. Insbesondere wird die Registriertrommel (Abb. 13 und 14), die auf einem Teller sitzt,
beim Bogenwechsel einfach aus der Schutzhaube herausgezogen und durch eine zweite, auf die
der neue Bogen bereits aufgespannt ist, ersetzt. Sämtliche mechanischen Teile sind so einfach
und geschützt wie möglich angeordnet, insbesondere auch das Uhrwerk — in Abb. 13 und 14
durch die Trommel verdeckt —, das ebenfalls von oben her aufgezogen werden kann.
Bei den Wilcke-Ott-Pegeln (Abb. 12 und 13) erfolgt die mechanische Übersetzung durch ein
Zahnradpaar auf eine Zahnstange (in Abb. 13 durch die Führungsstange verdeckt), die parallel
der Führungsstange auf- und abgleitet und auf diese Weise die Schreibfeder betätigt. Bei den
Wilcke-Fueß-Pegeln (Abb. 14) ist der Übersetzungsmechanismus vollkommen abgekapselt, er
erfolgt durch ein Kugelräderpaar auf eine Spindel, die sich gegen oder im Uhrzeigersinn bei
steigendem oder fallendem Wasserstand dreht und dadurch die Schreibfeder auf- und abwärts
gleiten läßt.
Das erste Gerät wurde in Bülk am 15. November 1937 aufgestellt, in Schleimünde und
Westermarkelsdorf konnte der mechanische Pegel dagegen erst im Juni 1938 in Betrieb genom
men werden. Es hat Jahre gedauert, bis die mechanischen Pegel an der Ostsee einwandfreie
Registrierungen lieferten. Die Verbesserungen, die in der Aufstellung notwendig waren, sollen
kurz stichwortartig erwähnt werden. Das zur 1 rocknung benutzte Chlorkalzium hat sich,
selbst nachdem es günstig aufgehängt wurde, nicht als brauchbar erwiesen, da das Uhrwerk