Dittmer: Vorland und Watten zwischen Steinloch und Dwarsloch. Ein Beitrag zur Kenntnis des Niederelbwatts 23
diese Formen in der Nähe der NW.-Linie nicht mehr aut'. Die am tiefsten gelegenen Teile haben
natürlich die kürzeste Überwasserzeit. Auch ist hier die sandige Komponente sowie Strömungsgeschwin
digkeit von Ebb- und Flutstrom stärker.
ßislrorster Sand.
Jenseits des Aulochs linden sich dieselben Verhältnisse wie auf den höheren Teilen des Buhnen
bergs: Dichte Binsen (Simsen)- und Retlischallen. Doch nehmen die Retlischallen bereits einen brei
teren Raum ein, da besonders der westliche Rand schon stärker aufgehöht ist als der Buhnenberg. Ja
in der Mitte liegt sogar das Gelände über M.H.W. So gedeihen hier bereits Bandweiden (siehe Karte).
Nach N. senkt sich die Wattinsel ab. Juncus bottnicus-Rasen vom Typus des Stillstandsvorland
watts beweist, daß hier bereits kein wesentlicher Anwuchs mehr stattiindet. Das ganze Westufer
tritt als stark entwickeltes Kliff in Erscheinung. Davor lagert sich ein schmaler Sandwattstreifen.
Einzelheiten sollen im Kapitel über Kliffbildungen gebracht werden.
Auberg.
Wenden wir uns dem dem Bulmenberg jenseits des Quappenlochs gegenüberliegenden Teil des
„Drommel“ zu, so geraten wir wieder in eine undurchdringliche Wildnis, in der Rohrkolben und
Reth eine immer größere Rolle spielen, ln dieses Dickicht kann man nur mit sehr kleinen Fahr
zeugen bei Hochwasser eindringen. Das ganze Gebiet wird von tiefen, aber meist nur schmalen
Prielen durchzogen. Ganz abgesehen davon, daß man in den Prielen, die auf beiden Seiten von hohen
Retlischallen umstanden sind, die Orientierung nur zu leicht verliert, bieten sich dem Eindringenden
noch weit schlimmere Schrecken dar. Das ist die fürchterliche Insektenplage. Diese Plage ist so
entsetzlich, daß die berüchtigte Mückenplage in den Tundrengebieten Lapplands auch nicht schlim
mer sein kann, ln der warmen Jahreszeit ist es überhaupt nicht möglich, weiter in das Innere des
Aubergs einzudringen, da es gegen die Gnitzen (Ghironomiden) einen wirksamen Schutz nicht gibt.
Insekten- und Fischreichtum haben ein reiches Vogelleben zur Folge. Neben zahlreichen Klein
vögeln nisten hier Tausende von Wildenten. Dazu kommen die verschiedenen Möwenarten, von
denen die Lach- und Silbermöwen die häufigsten sind, sowie Fischreiher und Seeschwalben. Sogar
Kormorane sollen gelegentlich gesehen worden sein.
Der Ostabfall ist noch steiler geworden. Der hier stets drängende Flutstrom verhindert jede
Aufsclilickung. Statt dessen macht sich schon ein, wenn auch nur geringer Abbruch bemerkbar. Im
Westen dagegen hört südlich des Stacks am Bisliorster Sand der Abbruch auf, da das Gebiet in einer
stillen Bucht liegt, in der weder Flut- noch Ebbstrom zur vollen Wirkung kommen kann. Besonders
nach der Abdämmung der Löcher hat hier eine starke Aufschlickung eingesetzt.
Nach der Durchquerung dieser Schilfwildnis kommen wir an die einzige scharfe Grenze, die
das Wattgebiet von dem jenseits des Eiswalls gelegenen Bandweidenkulturhalligland trennt. Der Eis
wall besteht aus einem niedrigen Erdwall, der mit mehreren Reihen von Kopfweiden (Salix div. spec.)
bepflanzt ist und der den Zweck hat, das Bandweidengebiet vor den winterlichen Eisfluten zu schützen.
Drommel und Teufelsberg.
Drommel und Teufelsberg, das erst in den letzten Jahren durch Stacks angegliedert worden ist,
aber schon bald mit dem Drommel zusammen eine Einheit bilden wird, liegen ebenso wie der süd
liche Teil des Aubergs oberhalb des mittleren Hochwassers. Nur bei Sturmfluten werden auch sie
noch überschwemmt.
Die Simsen- und Rethschallen haben aufgehört, aber das Dickicht aus Bandweiden ist undurch
dringlich. Da nützt keine Karte. Man würde sich in dem Gewirr von Grüppen und Gräben doch
bald verirrt haben. Zu Fuß kann man gar nicht hineinkommen. Denn überall ist der Boden sumpfig;
die Gnitzen bilden auch hier den Schrecken der Landschaft.