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Full text: 55, 1936

Dittmer: Vorland und Watten zwischen Steinloch und Dwarsloch. Ein Beitrag zur Kenntnis des Niederelbwatts 21 
Eine besonders starke Schicht der feinen Schälchen zusammen mit feinsten Schlickgeröllen, 
Pflanzen- und Holzresten, lagerte sich auf der Ostseite von Juelssteert ab. Diese Schicht war für 
meine Untersuchungen von großer Wichtigkeit, da sie als ausgezeichneter Leithorizont gute Dienste 
leistete. Da sie infolge ihres Gehaltes an Schlickgeröllen sich sehr schnell verfestigte, war sie leicht 
zu erkennen. (Auf Bild 3 ist es die dunkle Schicht.) 
Unter den Oberflächenformen sind an erster Stelle die Rippein zu nennen. Je nach der Wetter 
lage ist die Ausbildung der Rippein eine verschiedene. Bei ruhigem und Ostwindwetter treten be 
sonders die Strömungsrippein stärker hervor. (Bild 4 zeigt solche Einzelrippein von barchanartiger 
Gestalt in netzförmiger Anordnung.) Umgekehrt sind bei stärkerem Westwind die Wellengangs 
rippein vorherrschend. 
Die Tierwelt ist auch hier sehr artenarm, aber reich an Individuen. Millionen Exemplare des 
kleinen Bohrwurms Tubifex beleben das Watt, vor allem da, wo geringer Schlickgehalt vorhanden 
ist, also am Ostabhang. Gelegentlich fand ich in kleinen Tümpeln und zwischen den Rippein Süß 
wasserpolypen. 
Von organischen Spuren sah ich besonders die von verschiedenen Arten Möven. Als anorga 
nische erkannte ich kleine Sandringe, die durch das ausströmende Schwefelwasserstoffgas entstanden 
waren. Beiinden sich solche Ringel auf geneigten Flächen, so kann der Sandring nur einseitig nach 
unten halbmondförmig ausgebildet werden. Manchmal kommen auch dabei spiralige Formen zu 
stande. Priele habe ich nie gesehen, nur stellenweise Rieselmarken (siehe S. 34). Alles Wasser fließt 
oberflächlich ab. 
Eine eigenartige Beobachtung machte ich Mitte Juli. Tagelang hatte Westwind in Stärke 4—5 
geweht. Der ganze Ostabfall von Juelssteert war von eigenartigen, parallelen Rinnen zerfurcht (Bild 3.) 
Diese waren mehrere hundert Meter lang und endigten an den ersten Vegetationsinseln des Buhnen 
bergs. Die Breite der Rinnen betrug etwa einen Meter, während sie einen Abstand von 2—3 Meter 
hatten. Der westliche Rand war mehr oder weniger gerade, aber der Ostrand besaß eine große 
Anzahl von sichelförmigen Einbuchtungen mit der Öffnung nach Westen und ein etwa 10 cm hohes 
Kliff. Der Sand über der Foraniniferenschicht war vollständig abgetragen. Es liegt also zweifellos 
eine Bildung vor, die durch Erosion entstanden ist.. Aber durch welche Kraft oder Kräfte werden 
diese Rinnen gebildet? Die alleinige Wirkung abfiießenden Wassers halte ich für ausgeschlossen. 
Vielmehr denke ich an den Wellengang als bildenden Faktor. Es ist möglicherweise so, daß die 
Brandung, die sich im westlichen Teil von Juelssteert infolge des sehr geringen Böschungswinkels 
nicht bemerkbar macht, hier plötzlich auftritt. Daß das tatsächlich der Fall ist, habe ich wiederholt 
beobachtet. 
Eigenartige Bankbildungen beobachtete ich zuweilen an der Ostkante von Juelssteert an der 
NW-Linie. Diese Bänke waren nur bei äußerster Ilohlebbe sichtbar. Sie verliefen in ziemlich spitzem 
Winkel zum Ufer. An der dem Wasser abgewandten Seite wiesen sie eine Steilkante von 10—15 cm 
Höhe auf. Das Material war sandig-schlickig mit viel mariner Fauna, besonders Seeigelstacheln, und 
gut geschichtet. Anfänglich hielt ich diese Bildungen für Strombänke. Da aber der Ebbstrom hier 
eine Richtung hat, die zu der der Bänke nahezu parallel verlief, außerdem die Art der Lagerung und 
das Material von der der Strombänke bedeutend abwich, konnten solche nicht in Frage kommen. 
Wahrscheinlich handelt es sich hier ebenfalls um Erosionsformen. 
Der unterste Teil von Juelssteert gabelt sich in zwei Zungen, von denen die westliche bei Niedrig 
wasser etwa bis Tonne 4 reicht. Bei mittlerem Niedrigwasser ist diese von Juelssteert durch eine 
etwa 100 m breite und 40—50 cm tiefe Rinne getrennt. Bei Ostwind läuft auch diese trocken. 
Diese Sandzunge besitzt nun sehr interessante Oberflächenformen, nämlich Strombänke mit gleichem 
Hang. (Bild 5.) (Siehe auch das Kapitel über Strombänke.) Die östliche Zunge weist diese Formen 
nicht auf.
	        
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