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Full text: 53, 1934/35

Haarnagel: Eine landschaftskundliche Untersuchung des Elbufers zwischen Glückstadt und Kollmar 
Weiter wäre noch festzustellen, daß an einigen Stellen am Ufer der Steinbelag fehlt. Hier erstreckt sich 
das Vorland noch um einige Meter weiter in das Watt und bildet hier ein Rethabbruchsufer. Daraus kann 
man schließen, daß das geschützte Vorland früher nichts anderes als ein Abbruchsvorland war, wie wir es 
im vorigen Abschnitt behandelt haben. Dieses wurde erst zu einem geschützten Vorland, als der Deich in 
Gefahr geriet. Weiter können wir schließen, daß der Staat tatsächlich erst dann Schutzmaßnahmen er 
greift, wenn der Deich unmittelbar in Gefahr ist, vom Abbruch erfaßt zu werden. (Siehe Skizze 5). 
II. Hauptteil. 
Das Vorlandwatt. 
Das Vorlandwatt zerfällt in drei Landschaftsteile: in das Stillstandsvorlandwatt, in das Abbruchs 
vorlandwatt und in das geschützte Vorlandwatt. Schon aus der Namengebung wird man erkennen können, 
daß das Stillstandsvorlandwatt dem Stillstandsvorland, das Abbruchsvorlandwatt dem Abbruchsvorland 
und das geschützte Vorlandwatt dem geschützten Vorland vorgelagert sind. 
a) Das Stillstandsvorlandwatt. 
Das Stillstandsvorlandwatt ist im Norden von den Glückstädter Hafenanlagen, im Osten von dem 
Stillstandsvorland, im Süden von dem Abbruchsvorlandwatt und im Westen von der Niedrigwasserlinie 
der Elbe begrenzt. Es ist, wie schon der Name 
sagt, ein Watt, bei dem weder ein Abbruch 
noch eine Anschwemmung erfolgt. 
Es zerfällt in drei Teilformen, nämlich in 
den Rethsaum, in einen Binsenstreifen und in 
das schlickige Watt. Der Übergang zu den ein 
zelnen Watteilen vollzieht sich allmählich. Eine 
Böschung ist am Ufer nicht ausgebildet worden. 
(Siehe Abbildung.) 
Die Reihenfolge ist durch die Höhenlage 
der einzelnen Teile zum Hochwasserspiegel be 
stimmt. Das Reth gedeiht nämlich nur auf 
einem Boden, der höchstens 60—70 cm unter 
dem mittleren Hochwasserspiegel liegt (durch 
Nivellierung festgestellt). Die Binse gedeiht 
hier noch auf einem Boden, der 1,20—1,30 m 
unter Mittelhochwasser liegt. Schließlich hört auch ihr Wuchs auf, und nun beginnt das unbewachsene, 
schlickige Watt. 
Der Rethsaum zieht sich am ganzen Ufer entlang. Er hat durchschnittlich eine Breite von 80—100 m. 
Die letzten 40 m am Rande des Vorlandes werden nur noch sehr selten vom Wasser erreicht. Hier ist daher 
der Boden trocken und leicht zu beschreiten. Der andere Teil des Rethsaums dagegen wird bei jeder Tide 
überschwemmt. Der Boden ist daher schlammig. Man kann hier nur mit langen Stiefeln hingelangen. Das 
Reth erreicht eine ziemliche Höhe. Es gibt Rethhalme, die zwei Meter hoch werden. Zwischen dem Reth 
findet man auch hin und wieder kleine Ansiedlungen von Rohrkolben (Typha). Auch die hohe Simse hat 
sich in einzelnen Exemplaren zwischen den Rethhalmen einen Standort gesucht. Wenn man in den Reth 
saum eindringt, ist man von der Außenwelt abgeschlossen. Das Reth steht so hoch, daß man von dem Vor 
land und dem Deich nichts mehr sehen kann. 
Das Reth wird im Winter geschnitten. Man erwartet den ersten Frost, weil dann der schlickige Boden 
gefroren ist, und es sich auf ihm leichter arbeiten läßt. Das geschnittene Reth wird in Garben gebunden und 
dann an Rethfabriken versandt. Diese stellen aus den Rethhalmen ein Geflecht her, das beim Anlegen von 
Zimmerdecken verwendet wird. Zuweilen wird auch Reth an die Bauern abgegeben, die es zum Decken und 
Ausbessern der Rethdächer gebrauchen. 
Der Binsenstreifen zieht sich in einem bald schmalen, bald breiten Streifen am Rethsaum entlang. 
Seine durchschnittliche Breite beträgt 8 m. Er besteht zur Hauptsache aus der niedrigen Binse (Juncus
	        
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