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Full text: 49, 1930/1931

76 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 49, Nr. 4 — Paul Pummerer und Rudolf Otto Steiner: Höhenwind- 
Auf der Weiterfahrt nach Norden kamen wir am Nachmittag an die Westküste von Säo 
Thiago. Auch hier war es im Lee des Passats so gut wie wolkenlos, während von der höchsten 
Spitze der bis zu 1355 m schroff aufragenden Felsen eine Wolkenfahne abwehte und durch 
Einschnitte in dem wilden Geklüfte der Felsenberge die Wolken von der Luvseite wie eine 
Mauer herüberschauten. Als wir uns dem nördlichen Teil der Insel näherten, da wo das Gebirge 
allmählich sich abflacht, war es auch mit der Schirmwirkung zu Ende. Die Bewölkung stieg 
von der Luvseite herüber und betrug rasch wieder G«. Der nördlichste Gebirgsteil von Säo 
Thiago, dem Passat offen ausgesetzt, war in Wolken und regenverhangen. Am andern Morgen, 
dem 7. März, lagen die Kap-Verden schon hinter uns und das Wetterbild war dasselbe wie in 
den Tagen südlich des Inselbereichs: eine in ständigem Wechsel begriffene, jedoch in ihrer 
Gesamtheit recht zähe str-cu-Bewölkung von 4—7 Zehnteln des Himmels. Die ganze Erschei 
nung des Aufklarens südlich der Inseln und innerhalb ihres Bereichs erweist sich also als Lee- 
wirkung. Der Südost-Bogen der Inselgruppe und in ihm hauptsächlich das senkrecht zur Passat 
richtung mit hohen Bergzügen streichende Säo Thiago bewirken auf ihrer Schirmseite Auflösung 
der Wolken, bis zu völligem Ausklaren auf weite Flächen hin. 
Noch einmal auf der Heimreise hatten wir Gelegenheit, eine ähnliche Erscheinung zu 
beobachten, nämlich in Höhe der Kanaren, die wir auf direktem Kurs Kap - Verden — Madeira 
diesmal ziemlich weit östlich liegen ließen. Am frühen Morgen des 9. März war der Himmel 
auf 
27° 46’ N und 
20° 22’ W 
fast ganz mit einer grauen Wolkendecke (750 m hoch) eingeschleiert. Nur im Osten, wo entfernt 
und noch unsichtbar die Kanaren lagen, leuchtete ein heller Streifen. Diese Aufhellung im Osten 
erhielt sich den ganzen Vormittag über. Um 7,00 Uhr zeigte sich ein schwacher Umriß der 
Kanaren-Insel „Ferro“. Gegen 12,00 Uhr erschien eine weitere Insel. Der blaue Fleck des 
Himmels im Osten vergrößerte sich nun rasch und wuchs von E und SE her zum Zenit empor. 
Gegen 13,00 Uhr waren nur noch 2 Zehntel des Himmels mit cu und fr-cu bedeckt. Der Pic 
von Tenerife wurde beim Anpeilen der Insel Palmas von den Schiffsoffizieren über diese Insel 
hinweg auf eine Entfernung von 100 Seemeilen gesehen. Nachmittags nahm auf 
29° 12’ N und 
18° 24’ W. 
die Bewölkung rasch wieder zu und gegen 15,00 Uhr schon zogen Regenböen heran. Auch 
dieses Aufklaren wird bei den herrschenden NE-Winden als Leewirkung im Bereich der Kanari 
schen Inseln gedeutet werden müssen. 
c) Windverhältnisse im Bereich der ozeanischen Inseln. 
Auch hier handelt es sich wieder um Fälle, in denen das normale Stromfeld des Passats 
durch die Hindernisse der entgegenstehenden ozeanischen Inseln Irgendwie verändert, abgelenkt 
oder verzerrt wird. 
Fernando Noronha, die als Vorposten des südamerikanischen Kontinents für einen 
Flugverkehr so wichtige Insel, wurde von uns auf der Heimreise am Abend des 2. März er 
reicht. 
Fernando Noronha liegt an der Südgrenze des Doldrumgürtels, und fällt in den Monaten des 
südlichsten Sonnenstandes noch etwas in diesen hinein. Jedenfalls ist es in der Hauptsache von 
südöstlichen und östlichen Winden überstrichen. Es ist auf seiner, dem Kontinent zugekehrten 
Westseite wegen Fallböen berüchtigt.
	        
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