74 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Band 49, Nr. 4 — Paul fmnraerer und Rudolf Otto Steiner: Höhenvvind-
Anders geartet waren die Verhältnisse, als wir auf der Rückreise Anfang März 1928 die
Kap-Verden auf etwas westlicherem Kurse, zwischen den Inseln Fogo und Säo Thiago durch
fuhren. Zwar zeigte sich auch hier als auffallende Erscheinung, daß eine Trübung gleichsam den
Landmassen allein anhaftete, während das Meer davon frei war und die Kimm dunstlos erschien.
Aber es fand keine Mehrung der Trübung nach oben statt, die recht hohen Gipfel dieser Insel
gebirge zeigten denselben bläulichen Duft, wie ihr Fuß und verschwammen nicht. Die Pilot
visierungen wurden nicht vorzeitig durch Absorption abgebrochen, sondern lieferten gerade hier
sehr gute Höhen, zwischen den Inseln Fogo und Säo Thiago am Nachmittag des 6. März 15 000 m.
Es handelte sich diesmal offenbar n i c h t um eine mechanische, sondern um eine optische
Trübung. Durch die ungemein starke tropische Sonneneinstrahlung werden die kahlen, fast
vegetationslosen Gesteinsmassen der Kapverdischen Inseln ungleich mehr erwärmt, als die sie
umgebenden Wasserflächen. Thermische Konvektionsströme, vermehrt durch die stärkere mecha
nische Luftdurchwirbelung an den als Hindernis wirkenden Inseln, schaffen um die Landmassen
eine Luftsäule starker optischer Inhomogenität. Die Meeresflächen machen diese überstarke Er
hitzung nicht mit, wirken also weit weniger störend auf die sie überwölbende Luftsäule.
Die Staubfälle über den Nordwest-Afrika angrenzenden Meeren zeigen eine jährliche Periode
ihrer 1 läufigkeit. Sie erreichen ein ausgesprochenes Maximum im Winter, in den Monaten
Dezember und Januar. Auch auf der 8. Forschungsfahrt wurden Staubtrübungen Ende Dezember
festgestellt, während in der 1. Hälfte März auf der Rückreise ähnliche Erscheinungen fehlten.
Einen Schlüssel zu diesem periodischen Wechsel können die Höhenaufstiege der 8. For
schungsfahrt geben. Wie schon erwähnt, zeigen die Aufstiege bei der Ausreise an den
in Betracht kommenden Tagen die über dem flachen Bodenpassat wehenden reinen Ost
winde kräftig entwickelt und in großer Mächtigkeit. Diese reine Osttrift
ist offenbar die staubführende Strömung, die unmittelbar aus dem Wüstengebiet der
Sahara auf das freie Meer hinaussetzt. Daher auch die eigenartige Beobachtung eines recht plötz
lichen Dichtesprungs sowohl bei den Augenbeobachtungen an den Inselhöhen wie bei den Pilot
visierungen, die in Einklang zu bringen ist mit der ziemlich schroffen Schichtgrenze zwischen
NE- und Ur-Passat. Der NE-Passat der bodennahen Schichten, ist in seinem Ursprungsgebiet
von mechanischer Trübung sicher ziemlich frei, während die reine Ostströmung den im Wüsten
gebiet hoch gewirbelten Staub mit sich trägt. Das Maximum der Staubfälle muß in die Winter
monate fallen, als die Jahreszeit, zu welcher die Ostwindströmung aus dem winterlich hohen Druck
über der nordafrikanischen Landmasse am regelmäßigsten und einheitlichsten weht und der Ost
passat weder durch ein Uebergreifen der südlicher gelegenen SW-Monsun-Region noch durch
eine Nordwärtsverschiebung des äquatorealen Kalmengürtels zeitweise gestört wird.
Ein vollständig verändertes Bild ergibt sich für die Schichtung der Atmosphäre aus den
Höhenaufstiegen auf der Heimreise, in der ersten Märzhälfte. Hier ging der Nordostpassat
der bodennahen Schichten zwischen 1200 und 1300 m fast unmittelbar über in südwestliche bis
nordwestliche Strömungen, die Richtungen des sogenannten Antipassats. Das Zwischenglied
der reinen östlichen Strömung fehlte hier vollkommen, mithin auch der Trans
port von Wüstenstaub aus dem Osten und die Ursache der mechanischen
Sichttrübung.
b) Wetterbeeinflussung durch ozeanische Inseln.
Auf der 4. Forschungsfahrt sah P. Perlewitz beim Ansteuern der Insel Santo Antäo von
Süden her ein Wolkenphänomen, das er zuerst in den Annalen der Hydrographie beschrieb J ).
Es handelt sich bei der Erscheinung um die Auflösung und Bildung von Wolken im Lee einer
vom Passat überstrichenen Insel. Aehnliche Erscheinungen, namentlich .Wolkenauflösung haben
auch wir in ozeanischen Inselbereichen festgestellt.
l ) P. Perlewitz: Einfluß hoher Inseln auf Wind und Wetter in der Umgebung. Annalen d. Ilydr. etc. 1925. Seite 285.