Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1937,
3. Verwendung des Kursdiagramms von @. Herrle in der Funkortung
und in der Seismik. A. Schumacher weist in diesen Annalen 1937, S, 394,
darauf hin, daß dies Diagramm für Funkortung durch Fremdpeilung verwendet
werden kann. Diese Anwendungsmöglichkeit soll aber mehr didaktisches als
praktisches Interesse haben. In den Mitt, aus den deutschen Schutzgebieten 1912
habe ich bereits darauf hingewiesen, daß die gnomonische Karte zur Lösung der
Aufgabe: Aus zwei Seiten eines Kugeldreiecks und dem eingeschlossenen Winkel
die übrigen Stücke zu finden, sehr geeignet ist. Lösungen durch Zeichnung
sind meist nicht nur für diese Aufgabe, sondern auch für ihre Umkehrung ge-
eignet, Der kleine Maßstab des Herrleschen Diagramms ist aber für die prak-
tische Lösung hinderlich, In der Seismik wird man daher lieber das Poldreieck
zeichnen, und zwar in genügend großem Maßstab, dann den Winkel des Dreiecks
messen und ihn durch eine kleine Tabeile (Ann, 1918, S, 273) auf den Kugel-
winkel beschicken, Umgekehrt: Man beschickt den Kugelwinkel auf den Karten-
winkel mit Hilfe der geographischen Breite der Station und ermittelt dann den
Schnitt mit der zweiten Seite, die man unter einem Z.4i= 10°, 20°, 30°, 40° usw.
an die erste im Pol angetragen hat, Dies Verfahren versagt, wenn die Funk-
station in der Nähe des Äquators liegt. In diesem Falle muß man die Meßkarte
benutzen, die ohne Mühe mehrere Örter des Großkreises liefert, Anweisungen
zur Lösung von Dreiecksaufgaben mit der gnomonischen Karte finden sich in
den Lehrbüchern des Mittelalters, als man die Logarithmen nicht kannte,
Um allen Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, benutzt man eine Nähe-
rungsformel, die mit der Koppeltafel aufgelöst wird, oder man benutzt das
Schaubild im Leuchtfeuerverzeichnis, daß den Kurs auf 0.1° liefert. Die deutschen
Funkstellen benutzen zum Eintragen der Funkpeilungen einen der Winkelver-
zerrung der Funkpeilkarte Rechnung tragenden Teilkreis,
Bei dieser Gelegenheit flechte ich einen Hinweis auf die Entstehung der
Azimutmeßkarte ein. Sie ist aus der Cotangentenformel der Kugeldreieckslehre
abgeleitet, so daß sich in ihr alle Azimutgleichen unter den Kugelwinkeln
schneiden. Das Netz der Meridiane und ABreitenparallele ist aus denselben
Formeln abgeleitet wie die Azimutgleichen, mithin müssen sich die Azimutgleichen
an den richtigen Örtern in der Karte wie auf der Kugel unter den Kugelwinkeln
schneiden. Die Azimutmeßkarte ist daher winkeltreu, A. Wedemeyer.
4. Ein kurzes Verfahren zur Bestimmun g der Mittagsbreite. In der Nautik
wird gewöhnlich die Mittagsbreite nach der Höhenmethode oder nach der Formel
=—80 + Zo bestimmt. Mit der Immlerschen Azimuttafel („Grundlagen der Flug-
zeugnavigation“, München und Berlin 1934, Verlag R, Oldenbourg) läßt sich nun
auf anderem Wege sehr schnell ein brauchbares Resultat erzielen, wenn keine
große Genauigkeit gefordert wird. Die Berechnung nach der Formel versagt
ohnehin auf Nord- bzw. Südkurs, weil die Kulmination nicht beobachtet werden
kann: die Höhenmethode ist wieder mit größerer Rechenarbeit verbunden.
Man erinnere sich daran, daß bei der Kulmination das Azimut 180° beträgt.
Damit geht man nun in die Azimuttafel ein und entnimmt dem Jahrbuch die
entsprechende Deklination für das Gestirn, Von der Deklinationskurve in der
Tafel zieht man sich eine Fluchtlinie über das Az, 180° zur dazugehörigen
Höhenkurye und entnimmt dort die Höhe, Diese Höhe h, genannt, wird von
der beobachteten Höhe hy subtrahiert. Man erhält unmittelbar den Breiten-
unterschied von 50°, für die die Tafel aufgestellt ist. Um die Breite zu
erhalten, muß man den Breitenunterschied je nach Vorzeichen addieren oder
subtrahieren.
Das Verfahren kann bei allen Gestirnen angewandt werden. Über die Beob-
achtung selbst ist zu sagen, daß man die Höhe dann nimmt, wenn das Gestirn
in der rw, Kompaßpeilung 180° steht, gleichgültig ob es dann noch steigt oder
schon fällt, Diese Kulminationskontrolle wird leicht fehlerhaft, wenn das Gestirn
sehr hoch steht. Im übrigen aber lassen sich günstige Ergebnisse mit dem Ver-
[ahren erzielen; es läßt sich besonders gut in der Luftschiffahrt verwerten.
EHE. Externbrink, Schiffsoffizier H. M.
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