Wasmund, E,: Bedingungen der Unterwasser-Photographie für Taucher. 547
sie von 3 Mann an Deck bedient und am Davit ausgeschwungen und zum
Taucher hinab gefiert werden mußte. Zum Heben sollte der Erleichterung halber
eine Auftriebsboje angebracht werden, Das Fahrzeug war in eine große Dunkel-
kammer verwandelt, 2 Mann wurden zum Kassettenwechsel gebraucht. Die Er-
folge waren zuletzt gut, Moment- und Zeitbilder wurden gemacht,
Wesentliche Fortschritte erzielte erst Longley mit seinen 1916 im Tortugas-
Gebiet begonnenen Versuchen. Auch er hatte zuerst viel Mißerfolge, die wohl
jeder in gleicher Lage hat. Leider geht nur Boutan (in einem zusammen-
Fassenden Buch 1900) eingehend genug auf Fehler ein, so daß auch andere daraus
jernen können, Longley’s erste Kammer war eine „Folmer u, Schwing Nr. 2
Graphic“, Format 2%/, X 1’, Zoll (etwa 6-4 cm). Die Schutzkammer war ein
Metallkasten, mit Scheiben vorn, hinten und oben, Es wurde Film benutzt, Ver-
schluß und Filmrollen wurden durch Schrauben in Flachs- und Fettpackungen
bewegt, Außen war ein Sucher angebracht. Nach 12 Belichtungen mußte der
Apparat nach oben gehen, Wie Boutan zuerst, arbeitete auch er mit unend-
licher Entfernungseinstellung, Auch diese Kammer war trotz des kleinen For-
mates zu schwer; da ohne Stativ gearbeitet wurde — was für Taucher auf losen
Böden notwendig ist — war die Handhabung erschwert. Wünschenswert ist ein
die Wasserverdrängung nicht sehr übersteigendes Gewicht. 1917 verwendete er
eine „4 X 5 Auto-Grafilex mit Bausch und Lornt Tessar-Linse“, mit 4 5 Zoll-
Platten (etwa 10-12 cm). Handhaben für Entfernungseinstellung wurden nen
verwandt, in Stopfbuchsen, Es wurden Moment- und Zeitaufnahmen sowie die
ersten Farbphotos erzielt. In seiner Arbeit 1920(a) gibt er von der Schutz-
kammer eine gute Abbildung, sowie auch schöne Aufnahmen. Am kubischen
Kasten ist eine runde Ausragung mit Scheibe für das Objektiv angefügt. Er
ist oben mit einer Metallscheibe verschraubt, Wie es schon Boutan und Reig-
hard über der Wasserfläche benutzten, baute Longley auf diese durchbrochene
Verschlußscheibe eine Haube auf, durch deren Spiegelsystem sichtbar wird, was
im Brennpunkt des Apparates erscheint, Es ist also eine Art passive Ent-
fernungseinstellung. Doch ist seine Kammer nur für eine Belichtung eingerichtet,
jede neue Platte muß an Deck eingesetzt werden. Das ist ein entschiedener
Nachteil. Die Unterwasserkammer war auch ziemlich groß (schätzungsweise
30 cm hoch), „it requires both hands and knees to steady and manipulate it.“
Bei den Schwierigkeiten, bewegliche Fische in ihren natürlichen Farben zu
photographieren, und das alles im Tauchergerät, müssen aber seine Erfolge sehr
anerkannt werden.
Über die submarinen photographischen Arbeiten der von W. Beebe ge-
leiteten Expeditionen, soweit in der Taucherhaube gearbeitet wurde, existiert
nur ein, allerdings technisch guter, Bericht seines Mitarbeiters Tee Van. Der
beschriebene Apparat war der 1927 vor Haiti von F, Crosby verwandte Film-
apparat, eine Kammer vom Typ „De VYry“, mit Motorantrieb, Normalfilm 35 mm
and zwei Linsen (zweizöllig, f. 3.5 und f. 1.9). Die Schutzkammer hatte die
Maße 121/, .77/ « 5'/, Zoll (etwa 30-20-13 cm). Die Metallwände des Kastens
hatten 0,5 cm Dicke, der Deckel mit 10 Flügelschrauben aufgesetzt, das Gewicht
betrug beladen 39 engl. Pfund (18 kg), an der Vorderseite war eine Glasscheibe
eingelassen, Mit einem herausragenden Hebel wurde der ablaufende Film (ins-
gesamt 30 m) gestartet und gestoppt, dessen Dichtung auf besondere Weise er-
reicht war. Näheres ist in der Arbeit von Tee Van 1928 nachzulesen. Die
Entfernung mußte an Bord eingestellt werden, die Laufzeit von 16 Belichtungen
pro Sekunde ergab zwangsweise Expositionen von 1/,; Sek. Als Schwierigkeit
wurde das Fehlen eines Suchers empfunden, da der Taucher sein Gesicht nicht
wie an Land direkt an die Kammer heranbringen kann. Im Gegensatz zu den
sogenannten Tiefsee-Aufnahmen wurden im Flachwasser mit diesem Gerät brauch-
bare Aufnahmen erzielt, wenn auch die von Longley besser sind.
Gislen benutzte bei seinen {(z. T. veröffentlichten) Aufnahmen im Gullmar-
Fjord eine Ica-Kamera Foc, max. 83.5 cm. Die Schutzkammer war aus 3 cm
dickem Eichenholz gefertigt, das Wasser drang aber unter Druck durch die
Poren und die Abdichtung mußte mit Asphalt, Bemalung, Gummi und Messing