546 Annalen der Hydrographbie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1937,
ihre Arbeiten bereits (Wasmund 1938): es sind Boutan, Longley, Tee Yan und
Gisl6n. Während der erste im Mittelmeer, die beiden Amerikaner in den Sub-
tropen gearbeitet haben, hat Gisl6n bisher als einziger im dunklen Norden er-
folgreiche Versuche gemacht. Die schönsten, in unsern Breiten wohl kaum er-
reichbaren Aufnahmen stammen von Longley, Ein guter Teil davon ist auch
veröffentlicht, Über die Versuche von Painlev€ jan. in Frankreich ist
mir nichts Näheres bekannt geworden, Reig hard erwähnt auch Arbeiten des
Amerikaners Bristol, der aber starb, ohne über Ergebnisse etwas zu veröffent-
lichen. (Nach frdl. schriftl. Mitteil, von Prof. Reighard.) Ich kannte bei meinen
ersten Versuchen diese Erfahrungen nicht, und habe deshalb genug Fehler ge-
macht, die diese Zeilen andern vielleicht ersparen helfen, Andererseits sind
solche Fehler immer geeignet, Irrwegen der Vorgänger nicht nachzulaufen,
Auch die vier genannten Forscher haben ihre Unterwasserkammern un-
abhängig voneinander gebaut, Alle haben normal auf Platten eingerichtete
Apparate in wasserdichte und drucksichere Schutzkammern gebaut, durch die
gewisse Verbindungen nach innen die wichtigsten Handgriffe erlaubten, Die
Beschreibung dieser Konstruktionen und der angewandten Optik ist teils von
historischem, teils aktuellem Interesse, Boutan baute 1893 eine Schutzkammer
zus Kupfer, der Deckel war mit 8 Spannschrauben verschlossen, 5 verglaste
Schaulöcher für das Objektiv und die Beobachtung des Suchers und der Bienden-
Öffnung und 2 abgedichtete durch Rohre eingreifende Handgriffe für Blende
und Plattenwechsel sind an der Außenwand aufgesetzt. Dazu ist ein Tubus mit
Gummiball am Deckel angebracht, um bei steigendem Außendruck die Luft aus
dem Ball in die Kammer zu pressen, Das Ganze stand auf einem ausziehbaren
Dreifuß, Maße sind nicht angegeben, man sieht aber ohne weiteres, daß es sich
um einen recht komplizierten Apparat handelt. Prinzip war: Automatischer
Plattenwechsel im Innern und vorherige Einstellung auf Unendlich, was Objekte
unter 3 bis 4 m ausschloß,
Umfang und Gewicht dieser und der späteren Kammern war ganz gewaltig,
ein Hauptteil nahm daran das an sich sinnreiche Fall-Plattenmagazin ein. Die
Nachfolger Boutan’s haben darauf verzichtet, mit dem Nachteil, jeweils nur
eine Aufnahme unter Wasser machen zu können, Trotzdem war auch er auf
6 Platten beschränkt, und mindestens der Apparat mußte wieder nach oben,
Nicht nur der Kassettenwechsel, auch der Mattscheibengebrauch (bzw. heute der
Gebrauch eines Entfernungs- und Belichtungsmessers, wenigstens ohne teuren
Umbau) ist unter Wasser ausgeschlossen. Damit fällt die eenaue Entfernungs-
einstellung aus,
1896 machte Boutan den Versuch, diesen durch den Wasserdruck in erster
Linie bedingten Schwierigkeiten dadurch zu entgehen, daß er eine einfache
Kamera bauen ließ, in deren Inneres Seewasser eindrang. An sich vertragen
das Linsen und Platten. Trotzdem war es ein Mißerfolg. Der Ursachen werden
ainige gewesen sein. Die die Linse durchlaufenden Strahlen treffen sich in der
Kammer nicht in Luft, sondern in Seewasser, Für dessen Dichte und
Brechungsindex wäre die Konstruktion einer eignen „Im-Wasser-Linse“ mit dafür
berechneter Kurviatur nötig. Ferner macht der Verschlußmechanismus im
Wasser Schwierigkeiten, und schließlich setzten Bewegungen des Wassers vor
und hinter der Linse (z. T, durch die Betätigung des Verschlusses) die Schärfe
herab. Ich möchte glauben, daß die Konstruktion einer solchen „Inwasser-
kammer“ sehr billig und einfach wäre, wenn man die aufgetretenen Schwierig-
keiten dadurch vermeidet, daß man statt der Linse ein Lochobjektir nimmt.
Die Anwendung unter Wasser ist aber sicherlich wegen der relativ langen Be-
lichtungszeit beschränkt,
1898 baut Boutan eine neue Kammer, deren wesentlichster Unterschied in
der Verwendung eines symmetrischen Anastigmats statt der bisherigen bikonvexen
Linse besteht. Die Schutzkammer hat nur noch eine Linsenöffnung und zwei
Handhaben für Verschluß und Plattenwechsel. Über der Linsenöffnung war ein
Halbzylinder angebracht, um die Lichtreflexe von der Oberfläche abzuschirmen.
Bei einer Plattengröße von 18 X 24 em war auch diese Kammer so schwer, daß