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Full text: 54, 1926

5. Aus dem Tätigkeitsbereich der Abteilung G. 
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Für den Frachtverkehr mittels kleiner Fahrzeuge auf den Fahrwassern der 
Nordseeküste werden auch die Gezeitenströme in der ausgiebigsten Weise benutzt. 
Kleine Segelfahrzeuge, die z. B. von den an den Nebenflüssen der Unterelbe ge- 
jegenen Orten wie Itzehoe, Elmshorn, Pinneberg, Neuhaus, Stade usw. nach 
Hamburg bestimmt sind, benutzen den Ebbstrom auf den Nebenflüssen der Elbe, 
um auf die Elbe zu gelangen; von da ab und von Orten, die unmittelbar an 
der Unterelbe liegen, wird der Flutstrom für die Fahrt nach Hamburg benutzt. 
Bei Gegenstrom wird geankert, wenn nicht ganz günstige Winde trotzdem 
ein Vorwärtskommen gestatten, Bei der Fahrt von Hamburg nach den Orten 
an der Unterelbe ermöglicht wiederum der Ebbstrom auf der Unterelbe ein 
schnelles Vorwärtskommen, während die Fahrt auf den Nebenflüssen der Unter- 
elbe bei aufwärtssetzendem Flutstrom ausgeführt wird. 
Abgesehen von den nach festem Fahrplan fahrenden Passagierschiffen richten 
gewöhnliche Frachtdampfer, die von nichtdeutschen Nordseehäfen nach Häfen 
der Elbe, der Weser oder der Ems bestimmt sind, die Zeit ihrer Ankunft vor 
den Mündungen dieser Flüsse und ihre Fahrt stromaufwärts nach Möglichkeit 
so ein, daß eine volle Ausnutzung des Flutstromes gewährleistet wird; denn dies 
bedeutet ihnen immerhin eine große Ersparnis an Betriebsstoffen. 
Bei der Fahrt in der Nordsee wird stets unter Zuhilfenahme der Gezeiten- 
tafeln nach Beobachtungen der Lage angesteuerter Tonnen und Feuerschiffe die 
Richtung und Stärke der Gezeitenströme nach Möglichkeit festgestellt und für die 
Weiterfahrt in Rechnung gezogen. 
In der Straße von Dover setzt bei steigendem Wasser der Gezeitenstrom 
vom Kanal als auch von der Nordsee in die Straße hinein, bei fallendem Wasser- 
stande dagegen heraus, Diese Tatsache wird bei der Fahrt durch den Kanal 
durchaus berücksichtigt. 
Passiert z. B. ein 10 Seemeilen in der Stunde laufender Dampfer 1 Stunde 
nach dem Meridiandurchgang des Mondes in Greenwich — alle Gezeitenströme 
werden nämlich in den Gezeitentafeln auf die Zeit dieses Mondmeridiandurch- 
ganges bezogen — Lizard Head, so hat er von dort ab mitlaufenden Strom bis 
nach Portland und legt die 111 Sm lange Strecke in etwa 9'/, Stunden zurück. 
Während der nächsten 6 Stunden hat er Gegenstrom und läuft etwa 8 Sm in der 
Stunde über Grund, so daß er sich nach Zurücklegung von 48 Sm etwa 4 Sm 
östlich von St. Catharines Point befindet. Hier setzt wieder mitlaufender Strom 
ein, der ununterbrochen, höchstens an Geschwindigkeit mitunter nachlassend, durch 
die Straße von Dover hindurch bis Noord-Hinder anhält, so daß die 318 Sm 
lange Stecke von Lizard Head bis Nord-Hinder in etwa 28!/, Stunden zurück- 
gelegt wird. 
Würde derselbe Dampfer jedoch 4!/, Stunden nach dem Meridiandurchgang 
jes Mondes in Greenwich Lizard Head passieren, so hat er mitlaufenden Strom 
und Stillwasser bis etwa 7 Sm östlich Start Point. Hier bekommt er Gegenstrom 
und legt in 7 Stunden etwa 56 Sm über Grund zurück, worauf Stillwasser und dann 
mitlaufender Strom während 6!/, Stunden einsetzt, so daß nach Ablauf dieser Zeit 
das Schiff sich etwa 14 Sm westlich von Beachy Head befindet. Hier setzt 
Gegenstrom ein, der dann ununterbrochen während der Fahrt durch die Straße 
von Dover bis nach den Hoofden während 111/, Stunden anhält, worauf dann wieder 
mitlaufender Strom eintritt, durch dessen Mitwirkung das Schiff nach weiteren 
2 Stunden Noord-Hinder erreicht. Für die Strecke von Lizard Head bis 
Noord-Hinder braucht das Schiff in diesem Falle etwa 33!/, Stunden, also etwa 
43/, Stunden mehr als unter der obigen Voraussetzung. 
7, Wie ist der Sturmflutwarnungsdienst weiterzuentwickeln ? 
Durch den Mangel an Mitteln in der Zeit nach dem Kriege, die seitens der 
Deutschen Seewarte für die Verbreitung der Sturmflutwarnungen an der Nord- 
seeküste hätten aufgewandt werden müssen, war es der Deutschen Seewarte 
bisher nicht möglich, den für diese Küste so notwendigen Sturmflutwarnungs- 
dienst durchzuführen; denn kostenfrei kann sie Warnungen nur abgeben ver- 
mittels des Fernsprechnetzes der Polizeibehörde Hamburgs, dem sie angeschlossen
	        
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