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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

5. Aus dem Tätigkeitsbereich der Abteilung G, 
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damit durch Verminderung von Geschäftsunkosten schließlich der Allgemeinheit 
wieder zugute kommen. 
Auch der Fernsprechverkehr kann durch Sturmfluten Störungen erleiden, 
indem in den niedrig gelegenen Stadtteilen durch Drängwasser oder durch Über- 
schwemmen der Kabelbrunnen diese sich mit Wasser anfüllen und die Kabel- 
anschlüsse unbrauchbar machen. Das Telegraphenamt kann, wenn es von der 
Sturmflutgefahr genau unterrichtet ist, durch Auspumpen des Wassers oder durch 
andere Vorkehrungen in vielen Fällen Störungen vermeiden, 
Bei Tiefbauten, Eindeichungen oder Uferbefestigungen, an denen oft nur bis 
zu einer bestimmten Höhe des Wasserstandes gearbeitet werden kann, werden 
von Bauunternehmern oder Wasserbaubehörden oft Auskünfte über den zu er- 
wartenden Wasserstand angefordert. So erhält die Hamburgische Wasserbau- 
direktion bei Sturmflutgefahr ganz allgemein auf Anfrage oder durch Anruf 
seitens der Deutschen Seewarte Warnungen unter Angabe des voraussichtlich 
höchsten Wasserstandes, so daß die Bauabteilungen benachrichtigt werden können. 
Ebenso können Hebungsarbeiten an gesunkenen Schiffen oder Beseitigungs- 
arbeiten an Wracks, die dem Schiffsverkehr die Fahrrinne wieder frei machen 
sollen, oft nur bei gewissen Wasserstandshöhen ausgeführt werden, ohne Menschen 
und Fahrzeuge in Gefahr zu bringen; auch die für diese Arbeiten verantwort- 
lichen Kreise holen Auskünfte ein oder erhalten gegen Wiedererstattung der für 
die Übermittlung entstandenen Kosten Sturmflutwarnungen. 
Oberhalb der Elbbrücken werden in großer Zahl die Elbkähne, die zur Fahrt 
stromaufwärts dort zu Schleppzügen zusammengestellt werden, verankert oder 
an Dückdalben vertäut. Treten unvorhergesehen hohe Wasserstände ein, so reißen 
sich die zu kurz vertäuten Flußfahrzeuge los, geraten ins Treiben und setzen 
sich auf die Uferwerke, die etwa bei mittlerem Hochwasser überflutet werden, 
auf. Durch Vermittlung der Fernsprechzentrale der Polizeibehörde wird der 
Hafenwache 5 auf Entenwärder seitens der Deutschen Seewarte eine Sturmflut- 
warnung zugesprochen, die dann durch Aushang in einem Kasten vor der Hafen- 
wache den Flußschiffern zur Kenntnis gebracht wird. Die Errichtung eines Mastes 
mit einem weithin sichtbaren Sturmflutwarnungssignal in der Nähe der Kalte- 
hofespitze war vor einigen Jahren geplant, ist aber bisher wegen Fehlens der 
geringen Mittel für die doch nur selten vorkommende Bedienung noch nicht zur 
Ausführung gelangt. Auch diese Warnungen müssen, wenn sie ihren Zweck er- 
füllen sollen, noch während der Tageszeit erfolgen, da es in der Dunkelheit nur 
schwer möglich ist, Änderungen an der Vertäuung der Fahrzeuge vorzunehmen, 
Nach eingetretenen Sturmfluten werden von Firmen und Gerichtsbehörden 
vielfach Auskünfte oder Gutachten für Prozesse angefordert, die dadurch ent- 
stehen, daß bei hohen Wasserständen die Beförderungsmöglichkeiten von Gütern, 
sobald Brücken unterfahren werden müssen, vermindert sind, oder daß Güter 
infolge Überflutung von Lagerplätzen verdorben oder vertrieben sind. 
6. Welche Bedeutung hat der Gezeitendienst? 
Erlangt der Sturmflutwarnungsdienst an verhältnismäßig nur wenigen Tagen 
des Jahres für den beteiligten Bewohner von Stadt und Land an den Meeres- 
küsten und an den Unterläufen der Flüsse eine große Bedeutung, so ist der reine 
Gezeitendienst dem Schiffsverkehr tagtäglich von Bedeutung, da die Kenntnis 
der Gezeiten und Gezeitenströme und ihre Anwendung diesem Verkehrszweig 
bei der Fahrt in Küstengewässern und in den unteren Flußgebieten unbedingt 
notwendig ist, Gerade die Schiffahrt in der Nordsee und dem Englischen Kanal 
kann bei dem oft unsichtigen Wetter diese Kenntnis der Gezeiten und Gezeiten- 
ströme gar nicht entbehren. Ja, die erfolgreiche Schiffsführung in der Nordsee 
beruht hauptsächlich auf der genauen Kenntnis und auch der Beobachtung dieser 
Erscheinungen der Nordsee. 
Wie alle größeren Seefahrt treibenden Völker alljährlich, etwa ein Jahr im 
voraus, Gezeitentafeln veröffentlichen, die zum Gebrauch bei ihren Kriegs- und 
Handelsflotten bestimmt sind, so gibt auch die Deutsche Seewarte für das Deutsche 
Reich solche Gezeitentafein heraus.
	        
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