Hugo, G.: Das Setzen und Bergen der Drachen an Bord des Dampfboots „Gna“ usw. 367
An Personal stehen nur drei Personen!) zur Verfügung, während es eigent-
lich vier sein sollten.
Das Setzen (siehe hierzu die Zeichnung auf Tafel] 23). Es wird im allgemeinen
in den Wind gegangen, wobei die Fahrt unter Berücksichtigung der Steuerfähig-
keit so zu regeln ist, daß der betreffende Drachen?) den für ihn erfahrungs-
gemäß günstigsten Wind vorfindet. Dabei hat man natürlich beim ersten Drachen
den größten Spielraum, bei den Hilfsdrachen ist außerdem der jeweilige Zug zu
berücksichtigen, der von den schon stehenden Drachen ausgeübt wird,
Der Vorlauf wird in die Hahnepot und, beim Apparatdrachen, in die End-
kausch des Drahtes oder, beim Hilfsdrachen, in die Klemme eingepickt und an
einer Klampe in der Nähe der Azimutrolle aus der Bucht belegt. Er wird dann
aus der Bucht in den Klappblock des Vorlaufaufholers gelegt und bis etwa 1m
anter den Block im Topp geheißt. Nr. 1 bedient dabei Aufholer und Niederholer
und leitet das Manöver, Nr. 2 bedient mit der rechten Hand die Bucht des Vor-
jaufs, mit der zweckmäßig Törn genommen wird, mit der linken Hand faßt sie
den Drachen am Punkte m der Stellung I. Nr. 3 hält den Drachen an den Stellen nn.
Auf Kommando wird nun der Drachen seitlich hinausgesetzt und losgelassen,
worauf er in die Stellung II (Prüfstellung) steigt. Steht der Drachen in dieser
Stellung ruhig, so wird weiter gemacht, anderenfalls wird er wieder geborgen
(siehe unten),
Steht der Drachen gut, so wird durch Nr. 3 die Bucht des Vorlaufs von der
Klampe losgenommen und der Vorlauf durch Nr. 2 Hand über Hand aus der
Bucht gefiert, wobei Nr. 2 langsam nach achtern geht. Der Drachen gelangt
dadurch in die Stellung III. Dann wird durch Nr. 1 der Aufholer gefiert, wo-
durch der Drachen in die Stellung IV kommt.
Nachdem nun durch Nr. 3 der Klappblock des Aufholers vom Vorlauf ab-
genommen ist, ist der Drachen klar zum Aufstieg.
Das Bergen. Dies vollzieht sich zunächst meist ebenfalls im Wind, In Stellung IV
wird der Klappblock unten am Vorlauf eingelegt. Nr. 1 heißt etwas an, so daß
Nr. 2 unterhalb des KXlappblocks den Vorlauf fassen kann. Nr.1 und 2 holen
nun gleichmäßig ein, wobei Nr. 2 langsam nach vorn geht. Nachdem so der
Drachen aus Stellung IV unmittelbar in Stellung II gebracht ist, wird noch weiter
durchgeholt, so daß ein Teil der Hahnepot mit durch den Klappblock fährt. Nun
Hert Nr. 1 den Aufholer langsam mit, bis Nr. 3 die Fangleine fassen kann, An
dieser wird der Drachen unter Einholen des Vorlaufs und Fieren des Aufholers
mit dem Unterteil nach vorn gezogen, von Nr. 3 und Nr. 2 erfaßt und ins Luk
hinuntergeschoben, Man kann, was bei Seegang oder viel Wind von großer
Wichtigkeit ist, das Bergen wesentlich unterstützen, indem man nach Erreichen
der Stellung II mit dem Boot vor den Wind dreht, wenigstens annähernd, und
den Wind ausdampft.
Über die Schiffahrtsverhältnisse im Finnischen Meerbusen im Dezember
und Januar 1925/26 in Verbindung mit der Tätigkeit der Eisbrecher.
Von W, Arnold-Alabieff.
(Hierzu Tafel 23 mit Figur 3 und 5 bis 7.)
Während der letzten Jahre hat die Eis-Schiffahrt im Finnischen Busen und
in der östlichen Ostsee die Unzulänglichkeit der klimatischen Begriffe „mild“,
„rauh“ bei der Charakterisierung der Eisherrschaft in jenem Meeresteil erwiesen,
Die wissenschaftlichen Untersuchungen an Bord der Eisbrecher haben gezeigt,
daß die Ausbreitung, Mächtigkeit und Struktur des Eises in hohem Grade von
der Witterung abhängt, die zur Zeit der Eisbildung in den einzelnen Gebiets-
teilen geherrscht hat. Die Berechnung der Eisdicke auf Grund der voraus-
l) Zur Erläuterung ihrer Tätigkeit sind diese Personen mit Nr, 1, Nr. 2 und Nr, 3 bezeichnet.
2, Für den Bodensee haben sich 6 m? Drachen am besten bewährt. Allerdings sind dieselben
zegen Böen empfindlich, 10 bis 13 m Wind sagt ihnen am besten zu.