Köppen, W.: Über geschätzte Windstärken und gemessene Windgeschwindigkeiten, 365
zeigt. Gerade die am sichersten bestimmten Werte für die Grade 2 bis 5 sind
durch die Formel am stärksten gegen die Originalwerte von Simpson verändert,
gegen das einfache Mittel der fünf von Simpson benutzten Reihen (s. unten
Reihe d) sogar um 0,5 bis 1.2 m p. 8., weil in seinen „Means“ die Werte für diese
Grade bereits ‚durch überwiegende Verwendung der Beobachtungen von Scilly
herabgesetzt sind. Noch mehr als in diesen „Means‘“ stellt die Zahlenreihe des
Met, Office vorwiegend die Auffassung dieses einen Beobachters dar. Wie aber
gerade auch die Neigung, extreme oder mittlere Grade in der Schätzung zu be-
vorzugen, bei den Beobachtern verschieden ist, habe ich a. a, O. im „Archiv der
Seewarte“ S. 20 gezeigt.
Stärkegrad...........«:]
a) Met, Office ....00....
b) Simpson 1906......
ce) Änderung .......00«m
«d; Mittel der 5 Stationen ?) ı
e) Stufen inDa....0..0000M
f) Desgl. geglättet......
g) Simpson korr.......
h) Desgl. +0.6%......+
Y Elan Vorschlag |
ia teaser narnnen
i 2 3 4 5 6 ? 8 9 10
0.8 2.4 4.3 6.7 94 123 155 1189 22.6 264
0.9 2.7 4.71) 7.2 98 125 154 188 224 264
.0.1 —03 —04 —05 —04 —02 +01 +01 +02 00
1.2 2.9 5.3 78 104 128 152 182 200 —
18 20 25 26 27 29 34 36 40
1.9 2.1 23 25 2.7 2.9 3.1 3.3 3.5
1.0 2.9 5.0 73 98 125 154 285 218 25,3
1.6 3.5 5.6 79 104 13.1 2160 219.1 224 259
1.6 3.1 4.8 6.7 88 11.1 2136 2163 19.2 22,3
100 1.18 1.27 118 118 1.18 117 117 1.17 1.16
Auch nach den angebrachten Verbesserungen zeigt sich also, daß von Stärke 6
an der Durchschnitt der fünf englischen Beobachter bei gleichen Anemometer-
angaben die Windstärke um ungefähr einen Grad niedriger schätzte als der
Durchschnitt der rund 45 Beobachter, deren Aufzeichnungen der Skala der See-
warte zugrunde liegen. Den Grund davon hat Herr Simpson klar bezeichnet:
a8 ist die höhere Aufstellung der bei seinen Vergleichen benutzten Anemometer.
Nicht in den Schätzungen, sondern in den Messungen liegt der Unterschied.
Während die Schätzungen sich in beiden Reihen ungefähr auf dieselben Niveaus
beziehen: Meeresoberfläche oder Kopfhöhe oder Bäume, Flaggen u. derg]l., gelten
die Anemometerangaben in Simpsons Reihe für eine Höhe von 12 m über (fast)
gänzlich freier Fläche, in der Reihe der Seewarte für etwa 4m über einer solchen
oder 2m über 10 bis 20 m hohen Dächern und Baumwipfeln. Dem entspricht
die um rund 17%, höhere Windgeschwindigkeit bei denselben Schätzungen in der
Simpson-Reihe gegenüber der Reihe der Seewarte,
Die Abweichung bei den untersten Stärkegraden in der letzten Zahlenreihe
verschwindet, wenn man die Reibungskonstante der englischen Anemometer etwas
höher — noch immer nicht hoch! — ansetzt. Schon bei einer solchen von 0.9m p.8.
stellt sich das Verhältnis zur verbesserten Reihe der Seewarte in allen Graden
wie 1.18 bis 1.22 zu 1.
Für Stärke 11 kann man noch in gleicher Weise Mittelwerte extrapolieren
und erhält so 29.6 m p. 8. in der englischen, 25.6 in der deutschen Reihe. Für
Stärke 12 ist dies nicht mehr tunlich, weil sie nach oben unbegrenzt ist. Im
„Archiv der Seewarte“ 1898, Nr. 5, habe ich über diese höchsten Grade einige
Angaben gemacht (S. 17 bis 18). Es heißt da: „Berücksichtigen wir die Ver-
wüstungen ..., So dürfen wir das Mittel der obigen Angaben aus Europa, 28 m p. 8,
getrost als die Windgeschwindigkeit ansehen, die der stürmischsten Stunde solcher
Stürme im Mittel zukommt, deren Böen 11’/, Beaufort erreichen oder überschreiten.“
Die Geschwindigkeit der Stöße hat Simpson allgemein als durchschnittlich 30°,
größer als das Mittel der Stunde gefunden.
Nun kommen wir zur Fragestellung! Was wir, abgesehen von Spezialinter-
essen, wissen wollen, insbesondere auch aus den Wettertelegrammen erfahren
wollen, ist doch wohl die Stärke des Windes, der auf uns interessierende Objekte
wirkt. Auf See also des Windes in 0 bis 12 m, durchschnittlich etwa 4 m Höhe,
auf dem Lande in der Höhe teils unserer Körper, teils der Dächer und Baum-
») {n Profess. Notes Nr. 44, S. 9 steht durch Druckfehler hierfür 6.5.
2) Einfaches Mittel der fünf Stationen der Tab. I{1 auf S. 9 von Profess, Notes Nr. 44 ohne
Gewichtserteilung.
3) Reibungskonstante der englischen Anemometer = (6 m p. 8. angenommen,