Originalbeiträge
Mitt Umweltchem Ökotox
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13. Jahrg. 2007/ Nr. 2
Ergebnisse und Diskussion
Die räumliche Verteilung der Konzentrationen von a-, ß- und
y-HCH (Lindan) in der Deutschen Bucht ist in Abb. A1 exem
plarisch für den Mai 2003 dargestellt: Für die Deutsche Bucht
ist die Elbe für alle HCH-Isomere eine deutliche Belastungs
quelle. Während die drei Isomeren in der Elbe in etwa glei
chen Konzentrationen von ca. 1,8 - 2,5 ng/L Vorlagen, zeigten
sie in der Deutschen Bucht sehr unterschiedliche Ver
teilungen, die aufgrund der unterschiedlichen Hintergrundbe-
lastung für die einzelnen Isomere erklärt werden können.
Abb. A1: Verteilung von a-, ß- und y-HCH im Oberflächen
wasser (5 m) der Deutschen Bucht im Mai 2003 [ng/L].
Die Grundbelastung für ß-HCH im Meerwasser ist sehr gering
und meist unter der Bestimmungsgrenze von 30 pg/L. Da ß-
HCH aber im Elbe-Wasser in relativ hoher Konzentration vor
kommt (2 ng/L), wird die Elbfahne - entlang der nordfrie
sischen Küste - sehr deutlich durch die ß-HCH-Konzentra-
tionen abgebildet.
Das y-HCH weist mit 0,1 bis 0,45 ng/L die höchste
Konzentration der drei Isomeren in der Deutschen Bucht auf,
wobei insbesondere die erhöhten Werte am westlichen Rand
der Deutschen Bucht bemerkenswert sind. Ferner zeigt sich
ein deutliches Konzentrationsgefälle von Süden nach Norden,
das nur graduell durch die Elbe beeinflusst wird.
Gut interpretierbar werden die Verteilungen erst bei groß
räumiger Betrachtung der Konzentrationen in der gesamten
Nordsee, wie z. B. bei den Untersuchungen im Juli/August
2003 (Abb. A2). Besonders deutlich werden die Strukturen,
wenn das Verhältnis a-HCH zu y-HCH betrachtet wird. In der
südlichen Nordsee, am Ausgang des englischen Kanals
werden für die beiden Isomeren Konzentrationen von 0,02
bzw. 0,14 ng/L gefunden, also ein Verhältnis von 0,14. Ganz
anders sehen die Verhältnisse am Nordrand der Nordsee aus,
wo Konzentrationen von 0,089 bzw. 0,053 ng/L beobachtet
werden, mit einem Verhältnis von 1,68. Die Konzentrationen
des a-HCH nehmen also von Süd nach Nord hin zu, während
das y-HCH nach Norden hin abnimmt. Erklärt werden können
die höheren a-HCH-Konzentrationen im Norden durch
Altlasten, die globale Verteilung und atmosphärische
Deposition (Global Distillation). Durch letztere können auch
heute noch technische Gemische, wie sie noch in einigen
Entwicklungsländern verwendet werden, mit hohen a-HCH
Gehalten eingetragen werden. y-HCH wird dagegen auch in
Europa weiterhin angewendet, so dass vom europäischen
Festland im Süden hin zum Norden ein abnehmender Gra
dient erklärbar ist. Als Folge dieser Verteilung kann also
zwischen Atlantikwasser aus dem Kanal mit einem Konzen
trationsverhältnis Cc-hch/Cy-hch < 0,5 und aus dem Nord-
Atlantik mit einem Konzentrationsverhältnis Cq-hch/Cy-hch > 1
unterschieden werden (Abb. A2).
Ein weiterer Wasserkörper, der eine charakteristische
Zusammensetzung aufweist, ist das im Skagerrak durch
Ausstrom nachzuweisende Ostsee-Wasser; allerdings muss
hierbei zusätzlich das ß-HCH mitbetrachtet werden. Im
Skagerrak wurden für die a-, ß- und y-lsomere Konzentra
tionen von 0,09, 0,08 und 0,156 ng/L beobachtet.
Schlussfolgerungen
Die Untersuchungen in der Deutschen Bucht ermöglichen die
Beschreibung der aktuellen Belastung des Meerwassers
durch die Zielkomponenten. Eine Interpretation der räum
lichen Verteilungsstrukturen in Hinblick auf Eintragspfade,
Verteilungswege und Verbleib der Schadstoffe erfordert
weiträumigere Untersuchungen, die über das primäre
Untersuchungsgebiet (Deutsche Bucht) weit hinausgehen
(gesamte Nordsee).