Originalbeiträge
überwachenden Stoffen weitere Parameter erfasst werden,
die für ein Umweltmonitoring interessant sind. Weiterhin
können so in Speisefischen neben Schadstoffgehalten unter
anderem auch Wirkungen endokriner Stoffe untersucht
werden.
Begriffsbestimmungen
Monitoring
Monitoring ist ein aus dem Englischen 1 entlehnter Überbegriff
für alle Arten der Beobachtung intersubjektiv wahrnehmbarer
Systemzustände im Zeitverlauf. Beobachtungen können
akustisch, optisch, olfaktorisch oder taktil erfolgen und
instrumenteil unterstützt werden. Wenn die beobachteten
Beziehungen zwischen Sachverhalten in Zahlen ausgedrückt
werden, spricht man von Messungen.
Die zahlenmäßige (quantitative) Erfassung realer
Sachverhalte ermöglicht es:
1. viele Informationen mit statistischen Verfahren
zusammenzufassen,
2. den Grad der Objektivität (Beobachterunabhängigkeit), der
Präzision (Wiederholbarkeit, Zuverlässigkeit) und der
Validität (Gültigkeit der Beziehung zwischen den
Messgrößen/Indikatoren) 2 und dem Indikandum zu
beschreiben sowie
3. Hypothesen zu testen.
Ausgangspunkt von Hypothesen sind auf Vorwissen und
Beobachtungen gestützte Beschreibungen von Sachver
halten, für die eine Erklärung (Wie funktioniert das System?)
oder daraus abgeleitete Prognosen (Wie wird sich das
System entwickeln?) und Technologien (Was muss getan
werden, um einen angestrebten Systemzustand zu ermög
lichen?) gesucht werden.
In der Umwelt- und Arbeitsmedizin versteht man unter
Biomonitoring die Erfassung von Schadstoffen an den
Aufenthaltsorten des Menschen (äußere Exposition; Umwelt
monitoring) und in seinem Körper (innere Exposition;
Belastungsmonitoring) sowie die Erfassung von deren
Wirkungen im Körper (Effektmonitoring). Das Belastungs- und
Effektmonitoring wird unter Human-Biomonitoring
1 Engl, monitoring = „something or someone that warns, an
overseer“. Ursprünglich war 'monitoring' beschränkt auf die
Bedeutung “someone who gives a warning so that a mistake
can be avoided”. Heute bedeutet monitoring auch „the act of
observing something“, auch: „keeping a record of that
observation; keep watch; keep track of; keep under
surveillance; or, check usually for a special purpose“. Siehe:
Draggan, Sidney. 2006. "Monitoring." Encyclopedia of Earth.
Eds. Norman Guinasso. (Washington, D.C.: Environmental
Information Coalition, National Council for Science and the
Environment). [Published September 20, 2006; Retrieved
October 13, 2006]. http://www.eoearth.ora/article/Monitorina
2 Indikatoren im wissenschaftstheoretischen Sinne sind direkt
messbare Teile eines komplexen Sachverhalts (Indikandum),
der direkten Messungen nicht zugänglich ist (Gesundheit,
N ach h a Itig ke it, Ökosyste mi nteg rität).
13. Jahrg. 2007/Nr. 2
zusammengefasst. Durch das Biomonitoring kann die vom
Einzelnen aufgenommene Schadstoffdosis spezifisch erfasst
werden, weshalb auch von Dosismonitoring gesprochen wird.
In den Umweltwissenschaften wie z.B. der Ökologie wird der
Begriff Biomonitoring für das zeitlich regelmäßig wiederholte
Beobachten des Zustandes ökologischer Systeme verwendet.
Aus beobachteten Veränderungen der Ökosysteme werden
Rückschlüsse auf Art und Ausmaß chemisch-physikalischer
Umweltbedingungen gezogen. Eine ökologische Bewertung
der chemisch-physikalischen Umweltbedingungen ist dann
möglich, wenn ihre Veränderung strukturell, funktional und
statistisch eng mit Ökosystemveränderungen verknüpft ist. In
diesem Falle kann man die Veränderungen in den
Ökosystemen als (Bio)lndikatoren nutzen (Arndt et al. 1987,
1996; Markert 2003; Wagner 2005). Bei einem solchen
biologischen Umweltmonitoring werden wie in der Umwelt-
und Arbeitsmedizin zum Einen Kurzzeit-Wirkungen in Form
von spontanen Verhaltensänderungen und gegebenenfalls
rascher Mortalität der Organismen als Folge akuter Toxizität
betrachtet. Diese sind von Langzeit-Wirkungen zu unter
scheiden, das heißt zumeist chronischen Schädigungen von
Organismen bis hin zur Mortalität der Organismen durch
dauerhaft hohe Exposition (und möglicherweise mit Folge
schäden für Populationen und/oder Ökosysteme).
Moderne Analysenmethoden ermöglichen es, viele Schad
stoffe noch in sehr geringen, aber ökotoxikologisch oder
umweltmedizinisch relevanten Konzentrationen zu erfassen.
Nach wie vor sind das Zusammenwirken oder die Wechsel
wirkungen (additive, antagonistische, superadditive/syner
gistische Wirkungen) von Stoffen vielfach unbekannt.
Eine vollständige Übersicht über die in Deutschland,
Europa oder weltweit existierenden Umweltbeobachtungs
programme gibt es nicht. Ansätze zu Systematisierungen
liefern Ferretti (1997, 2001) sowie die WHO (Zimmermann et
al. 2000). Diese können prinzipiell zusammen mit
Geoinformationssystemen (GIS) genutzt werden, um über
Metadaten und ökologische Raumgliederungen Messdaten zu
erschließen und eine Verknüpfung mit Daten des Human-
Biomonitorings zu ermöglichen (Schröder 2003, Schröder et
al. 2003). Dies sollte auf der Grundlage einer theoretisch wie
praktisch begründbaren Systematik erfolgen. Für das
naturwissenschaftliche Umweltmonitoring gibt es ein solches
System (Ferretti 2001, Schröder et al. 2003). Es ist
differenziert in eine auf wenige Standorte konzentrierte grund
lagenorientierte Ökosystemforschung, eine an vielen Stand
orten mit geringerem Messumfang betriebene regiona-
lisierende Umweltbeobachtung sowie ein retrospektives
Monitoring in Form von Umweltprobenbanken. In der Umwelt
probenbank des Bundes ist die Vernetzung von
naturwissenschaftlichem Umweltmonitoring und medizi
nischem Human-Biomonitoring bereits institutionalisiert.
Weitere aktuelle Anlässe zur Vernetzung sind das Monitoring
von Umweltwirkungen gentechnisch veränderter Organismen
(GVO) sowie die Beobachtung der mit steigenden
Mitt Umweltchem Ökotox
35