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Full text: Positionspapier zum stoffbezogenen Umweltmonitoring (Teil 1 von 2)

Originalbeiträge 
13. Jahrg. 2007/Nr. 2 
39 
Mitt Umweltchem Ökotox 
Als weitere möglicherweise hormonartig wirkende Stoffe 
konnten in dieser Fraktion Hydroxy-PCB und -PAK sowie 
Arzneimittelwirkstoffe nachgewiesen werden. 
Schlussfolgerungen 
Im Grundwasserabstrom insbesondere von Gaswerks 
standorten und PCB-haltigen Altablagerungen können 
hormonartig wirkende Stoffe Vorkommen, die außerhalb des 
bei der Altlastenbearbeitung üblichen Analysenumfanges 
liegen und sich somit der Feststellung und Bewertung 
entziehen können. Untersuchungen unter Einsatz des E- 
Screen-Assays und der GC/MS-Analytik haben gezeigt, dass 
die hormonelle Gesamtaktivität von Grundwasserproben auf 
eine Vielzahl von Einzelsubstanzen zurückzuführen ist, deren 
Einzelaktivität gering ist, sich jedoch abhängig von der 
jeweiligen Stoffkonzentration addiert. Bei der Suche nach den 
hormonaktiven Substanzen stößt die Analytik an ihre Gren 
zen. Für detektierte Kontaminanten fehlen teilweise die zur 
Quantifizierung notwendigen Standards. Auch eine Zuord 
nung der Östrogenen Aktivität zu detektierten Einzelverbin 
dungen ist nicht möglich, da zum einen nur bei wenigen der 
identifizierten Substanzen eine Bestimmung der Östrogenen 
Aktivität durchgeführt wurde und zum anderen bei der 
Bestimmung der Östrogenen Wirkung verschiedenste in-vitro- 
und in-vivo-Tests eingesetzt wurden, die nur bedingt ver 
gleichbar sind. 
Zwar ist eine Bewertung der gefundenen Ergebnisse 
anhand der Östrogenen Gesamtaktivität der Grundwasser 
proben möglich, aber gezielte Sanierungsmaßnahmen 
scheitern bisher an der mangelnden Zuordnung der hor 
monellen Wirkung zu konkreten Einzelverbindungen. Daher 
sind zum einen weitere Untersuchungen im Abstrom von 
möglichen Emittenten durchzuführen, um ein vollständigeres 
Bild vom Ausmaß des Problems zu gewinnen. Zum anderen 
sind die identifizierten hormonaktiven Einzelverbindungen zu 
quantifizieren und mit Hilfe eines einheitlichen Testsystems 
bezüglich ihrer Östrogenen Potenz zur charakterisieren. 
Literatur/Quelle 
[1] ARCADIS (2006) Hormone und hormonartige Substanzen 
im Grundwasser von Altablagerungen und Altstandorten. 
ARCADIS CONSULT GMBH, Karlsruhe: Bericht vom 25. 
8. 2006 im Auftrag der LUBW; Ansprechpartner: Herr F. 
Kern, Landesanstalt für Umwelt, Messungen und 
Naturschutz Baden-Württemberg, Tel. 0721-5600 1211, 
Frieder.Kern@lubw.bwl.de 
[2] B. Kuch (2006) Hormone und hormonartige Substanzen 
im Grundwasser von Altablagerungen und Altstandorten. 
Vortrag auf der 6. Sitzung des GDCh-AK „Umwelt 
monitoring“ in Frankfurt am 28.11.2006; Dr. Bertram 
Kuch, Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte und 
Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart, Abteilung 
Hydrochemie, Bandtäle 2, 70569 Stuttgart, 
Bertram.Kuch@iswa.uni-stuttqart.de 
Anhang 2: 
Räumliche Verteilung der Hexachlorcyclohexan-Isomere 
(HCH) im Oberflächenwasser der Nordsee 
N. Theobald (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, 
Hamburg; e-mail: norbert.theobald@bsh.de) 
Hintergrund 
Hexachlorcyclohexan (HCH) wird seit 1950 weltweit in großen 
Mengen als Insektizid eingesetzt. Ursprünglich wurde ein 
technisches HCH-Gemisch verwendet, das aus verschiede 
nen HCH-Isomeren besteht (a-HCH: ca. 65-70 %, ß-HCH: ca. 
7-20 %, y-HCH: ca. 15 %, 5-HCH: ca. 6-10 %). Als Insektizid 
wirksam ist nur das y-lsomer Lindan. Seit Mitte der siebziger 
Jahre besteht in den meisten europäischen Ländern ein 
Anwendungsverbot für das technische Gemisch. In den 
Industrieländern wird inzwischen nur das reine y-lsomer 
verwendet, während in einigen Entwicklungsländern weiterhin 
auch technisches HCH hergestellt und eingesetzt wird. 
Aufgrund der seit vielen Jahrzehnten in großen Mengen in die 
Umwelt erfolgten Einträge kann selbst im Meeresbereich eine 
ubiquitäre Belastung durch HCH beobachtet werden. Aus 
diesem Grund ist die Umweltüberwachung der HCH-Isomere 
Bestandteil vieler Monitoring-Programme, wie z.B. BLMP, 
JAMP (OSPAR), COMBINE (HELCOM) und der WRRL. 
Aufgrund ihrer relativ polaren Eigenschaften (log Kow-Werte 
von 3,6 bis 3,9 ) liegen die HCH-Isomere hauptsächlich in der 
Wasserphase gelöst vor. Aus diesem Grund ist Wasser als 
primäre Untersuchungsmatrix am besten geeignet. 
Ziel 
Ziel der Untersuchungen ist, die aktuelle Belastung des 
Meerwassers durch HCH-Isomere zu beschreiben. Weiterhin 
sollen Eintragsquellen, die Verteilung und der Verbleib der 
Schadstoffe untersucht werden. 
Methodik 
Im Rahmen des Monitoring-Programms des Bundesamts für 
Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) werden 2 bis 3 mal im 
Jahr Überwachungsfahrten in die Deutsche Bucht unternom 
men, um auf einem festen Stationsnetz flächendeckend ca. 
40 Wasserproben zu entnehmen. Jedes 2. Jahr wird außer 
dem eine Gesamtaufnahme der Nordsee durchgeführt, um 
die weiträumigere Schadstoff-Verteilung zu untersuchen. Die 
Probennahme erfolgt mit 100-L-Glaskugelschöpfern aus 5 m 
Wassertiefe; an Bord des Schiffs wird die Probe mit Pentan 
extrahiert und aufkonzentriert. Die Untersuchung der Proben 
extrakte erfolgt im Labor an Land mittels GC-MS. Als Zusatz 
parameter zur Interpretation der Ergebnisse wird der Salzge 
halt des Meerwassers herangezogen, um die Wassermassen 
zu charakterisieren; ferner werden Informationen zu Meeres 
strömungen und Flusswassereinträgen genutzt.
	        
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