8
Kapitel 1: Transportgrößen im Ozean
Dabei steht p für die in situ Dichte des Seewassers, v für die meridionale Geschwindigkeits
komponente, H für die Ozeantiefe und L für die Länge des betrachteten hydrographischen
Abschnitts. Für den meridionalen Volumentransport Q ergibt sich entsprechend:
L o
Q = f J dzdxv. (1.2)
0 -H
Die Berücksichtigung der Hydrostatik liefert einen alternativen Ausdruck für den meridiona
len Massentransport. Das vertikale Dichtefeld pdz lässt sich dann durch den hydrostatischen
Druckterm —dpjg ausdrücken und das Integral (1.1) nimmt die Form an
M
L pb
If
0 0
V
dpdx -,
9
(1.3)
wobei g die Schwerebeschleunigung bezeichnet und p# den Druck am Ozeanboden. Auch die
ser Ausdruck löst jedoch nicht das klassische Problem der physikalischen Ozeanographie. Das
Dichtefeld, abgeleitet aus den gemessenen Größen Temperatur T, Salzgehalt S als Funktion
des Drucks p, lässt das absolute horizontale Geschwindigkeitsfeld unterbestimmt. Im Ge
gensatz zu direkten Messungen der Strömungsgeschwindigkeiten sind die hydrographischen
Parameter T und S als Funktion von p relativ einfach zu messen und ihre mittleren (quasi
stationären) Felder werden nur geringfügig durch kleinskalige Phänomene des ozeanischen
Geschwindigkeitsfeldes, wie Eddies und interne Wellen, gestört.
Das geostrophische Gleichgewicht - das Gleichgewicht zwischen horizontalem Druckgradi
enten und horizontaler Coriolisbeschleunigung - beschreibt das quasi-stationäre, großskalige,
reibungsfreie Geschwindigkeitsfeld des Ozeans. Die Elimination des Druckterms, der sich im
Ozean nicht mit hinreichender Genauigkeit messen lässt, aus dem geostrophischen Gleichge
wicht führt unter Voraussetzung der Inkompressibilität des Seewassers zu
* = /§=. (1.4)
der “linearen Vorticity-Relation” [Wunsch und Roemmich, 1985] oder auch der “Sverdrup-
Relation” [Pedlosky, 1996]. Der Coriolisparameter /=20 sin/ (mit der Erdroation 0=27r
day -1 ) wird gewöhnlich als /=/o + ßy geschrieben (mit ß=df /dy), um seine Abhängigkeit
von der geographischen Breite <p zu berücksichtigen; w steht für die vertikale Komponente
des ozeanischen Geschwindigkeitsfeldes*. Die zentrale Aussage der Sverdrup-Relation ist, dass
auf der rotierenden Erde eine horizontal-divergente Strömung zur Erhaltung des Drehimpuls
der Wassersäule von einem Stauchen der Wassersäule (dw/dz<0) sowie deren Verlagerung in
Richtung Äquator begleitet wird; sie liefert jedoch keine Aussage über einen äußeren Dreh
impuls bzw. einen Antrieb der meridionalen Komponente der absoluten geostrophischen Ge
schwindigkeit. Die Sverdrup-Relation definiert ebenso die sogenannte “/3-Spirale" [Schott und
Stommel, 1978]: Die Geschwindigkeitsvektoren einer quasi-stationären, horizontal-divergenten
Strömung rotieren antizyklonal - in der Nordhemisphäre im Uhrzeigersinn - mit zunehmen
der Wassertiefe. Eine rein geostrophische Strömung ist horizontal-divergenzfrei; eine quasi-
”Die Vorticity quantifiziert allgemein die Rotation des Geschwindigkeitsfeldes eines Fluids; im Ozean setzt
sie sich für eine horizontale, reibungsfreie Strömung aus der Summe der relativen Vorticity C und der plane
tarischen / Vorticity zusammen: f quantifiziert die Rotation des Bezugssystems - der Erde - und £ die der
Strömung; auf großen, ozeanweiten Skalen ist £ vernachlässigbar (bzw. die kinetische Energie der Strömung
ist gegenüber der potentiellen vernachlässigbar [z.B. Gill, 1982]).