Probleme der Nautischen Technik
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daten von jedem Punkt der Erdoberfläche reproduziert werden können, soll
die Untersuchung zur Entwicklung und Prüfung sog. breitenbeständiger Kom
pensiermittel ermöglichen, ohne daß zeitraubende und kostspielige Ortsän
derungen mit einem Schiff vorgenommen werden müssen.
In jüngster Zeit sind zahlreiche Selbsteuergeräte auf den Markt gekommen,
die - anstelle eines Kreiselkompasses - ein Magnetkompaßsystem als Kursge
ber verwenden. Des geringen Preises wegen haben diese Geräte, besonders
auf kleinen Schiffen, rasch Eingang gefunden. Indessen haben einige dieser
Geräte infolge der primitiven oder unsachgemäßen Ausführung des Kompaß
systems mehrfach versagt. Durch solche mangelhaften Geräte können Schiffs
unfälle entstehen. Deswegen hat die See-Berufsgenossenschaft die Benutzung
dieser Selbsteueranlage u.a. von einer Zulassung des Kompaßsystems durch
das DHI abhängig gemacht, die inzwischen für eine Reihe von Geräten ausge
sprochen werden konnte. Bei der Zulassungsprüfung wird zusätzlich zu den
kompaßtechnischen Daten des verwendeten Magnetsystems auch geprüft, ob der
Betrieb der zur Abnahme der Kursinformation dienenden Einrichtung etwa eine
Verfälschung der Kompaßanzeige hervorruft. Gleichzeitig werden für alle
Anlagenteile, wie z.B. Schalt- und Bedienungsmöglichkeiten, die erforder
lichen magnetischen Schutzabstände vom Kompaß gemessen. Dabei ist unter
dem magnetischen Schutzabstand diejenige Entfernung des zu prüfenden Ge
rätes vom Magnetkompaß zu verstehen, bei der die vom Gerät hervorgerufenen
Kompaßablenkungen - unter der Voraussetzung, daß die Horizontalfeldstärke
auf 1/3 reduziert ist - unter 0,5 bzw. 1° bleiben, je nachdem, ob es sich
lim den Regel- oder den Steuerkompaß handelt.
Solche Schutzabstandsbestimmungen sind bei Ortungsfunkgeräten Bestand
teil der Vorschriften über die Baumusterprüfung. Darüber hinaus sind Schutz
abstandsmessungen für eine Reihe anderer Geräte ausgeführt worden, die
üblicherweise auf- der Brücke oder auf dem Peildeck in Kompaßnähe eingebaut
werden. Die Herausgabe einer Zusammenstellung aller hier gemessenen Schutz
abstände ist in Vorbereitung und wird Werften, Reedereien und Firmen eine
nützliche Hilfe bei der Planung des Einbaus solcher Geräte sein.
Die internationale Zusammenarbeit hat sich in den letzten Jahren im
Rahmen der International Organization for Standardization (ISO) auch für
das Gebiet "Magnetkompasse" angebahnt. Die Annahme einer international
gültigen Vorschrift für die Typ- und Einzelprüfung (auch Wiederholungs
prüfung) von Magnetkompassen und Zubehör sowie für die Typprüfung von
Kompaßhäusern und Kompensiermitteln wird angestrebt. Auf dieser Basis
soll eine gegenseitige Anerkennung der Prüfatteste für die von nationalen
Instituten nach internationalen Regeln geprüften Kompasse, Kompaßhäuser
und Zubehörteile erreicht werden.