Die Küste, 1 Heft 1 (1952), 69-89
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durch anhaften, daß bei großen Differenzen zwischen Oberflächen- und Bodenstrom die
Sdiwimmboje des Tiefenkreuzes durch den Oberflächenstrom etwas mitgeschleppt wird.
III. Auf fünf jedesmal 48-stündigen Dauerstationen (vgl. Abb. 2) wurden die vertikale
Stromverteilung und ihre zeitlichen Schwankungen näher untersucht. Zu diesem Zwecke
wurde ein elektrisch registrierender Bifilar-Strommeser nach Rauschelbach (Beschreibung
s. Rauschelbach [9]) je 20 Minuten an der Oberfläche, in minierer Tiefe (2—3 m) und dicht
über Grund (4—6 m) ausgebracht, so daß in jeder Stunde in allen drei Tiefenstufen Richtung
und Geschwindigkeit beobachtet werden konnten. Zur Ergänzung wurde gleichzeitig auch die
Änderung der thermohalinen Schichtung verfolgt.
IV. Schaufelradstrommesser bildeten eine nützliche Ergänzung zu den Programmpunkten
1 bis III. Darüber hinaus boten sie durch ununterbrochene Registrierung bei jeder Wetterlage
die Möglichkeit, die Strömungsverhältnisse auch bei Sturm zu erfassen, wenn die anderen
Methoden von Bord eines Schiffes zwangsläufig undurchführbar waren. Die Arbeitsweise
dieser Geräte, von denen drei Stück gleichzeitig zur Messung an verschiedenen Punkten
herangezogen wurden, ist von J. Joseph (5) beschrieben. Mit Ausnahme der Meßstellen in der
Travemündung und in der Öffnung der Lübecker Bucht zur Mecklenburger Bucht wurden die
Geräte auf etwa 7 m Wassertiefe ausgelegt. Sie standen 3 m über Grund. Geringere Meß
tiefen mußten aus Sicherheitsgründen für das auslegende Schiff und für die Geräte gemieden
werden. Die Geräte lagen damit ohne Ausnahme außerhalb der Brandungszone. Sie haben
sich über die Dauer der Meßzeit vom 22. 3. bis 4. 5. 1950 auch in diesem Meßprogramm vor
züglich bewährt. Besonders aus den Ergebnissen der Registrierungen bei Sturmwetterlagen
lassen sich Anhaltspunkte dafür erwarten, wie weit die beobachteten Strömungen mit morpho
logisch wirksamen Kräften verbunden sein können.
3. StrömungsVerhältnisse bei ausgewählten Windlagen
In der Lübecker Bucht sind im allgemeinen zwei verschiedene Wasserkörper vorhanden,
die sich hinsichtlich ihrer Dichte unterscheiden:
1. Salzarmes und daher verhältnismäßig leichtes Wasser in der oberflächennahen Deckschicht
mit vorwiegend 10 bis 15 °/oo Salzgehalt. Die Beimischung von Ostseewasser ist an diesen
niedrigen Salzgehalten entscheidend beteiligt.
2. Salzreiches und daher verhältnismäßig schweres Wasser in der bodennahen Schicht mit
Salzgehalten um 20 bis 25 ®/oo, dessen Herkunftsgebiet im Kattegat zu suchen ist.
Beide Wasserarten sind durch eine Sprungschicht voneinander getrennt, die je nach Jahreszeit
und Wetterlage mehr oder weniger scharf ausgebildet ist. Sie liegt überwiegend in 15 bis 20 m
Tiefe. Die vertikale Mächtigkeit der Deckschicht ist damit wesentlich größer als die der salz
reichen Unterschicht; denn für diese bleiben bei den größten Tiefen von 25 m in der Lübecker
Bucht im allgemeinen nur wenige Meter übrig.
Eine horizontale Lagerung der beiden Wasserarten beobachtet man nur bei ruhigen Wet
terlagen. Stärkere Winde wirken sich deutlich auf die Verlagerung der Sprungschicht aus und
damit auch auf die Verbreitung der Wasserarten. Aber ihr Einfluß bleibt nicht auf diese Wir
kung beschränkt. Die Wassermengen der beiden Wasserarten innerhalb der Lübecker Bucht
wechseln je nach den Strömungsverhältnissen in der Öffnung der Lübecker Bucht zur Mecklen
burger Bucht. Wenn also die horizontale Ausbreitung der Wasserkörper aus den Beobachtun
gen der Salzgchaltsverteilung abgeleitet werden soll, muß stets beachtet werden, daß neben
den Wirkungen von Verlagerungen in horizontaler Richtung auch solche in vertikaler Rich
tung auftreten.
a) Strömungsverhältnisse bei östlichen Winden
Einen Überblick über die Wirkung von östlichen Winden auf die Verteilung der Wasser
arten vermitteln die vier Vcrtikalschnitte vom 4., 6., 8. und 10. 5. 1950 in Abbildung 3. Der
Verlauf der Schnitte ist aus Abbildung 2 zu ersehen.